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Assenagon-Chefökonom Martin Hüfner Demografie schlägt Konjunktur

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Zusammenhang zwischen Konjunktur und Arbeitslosigkeit ist verlorengegangen

Seitdem ist der Zusammenhang zwischen Konjunktur und Arbeitslosigkeit gänzlich verloren gegangen. Die Arbeitslosenquote hat sich in Deutschland unter Schwankungen von zehn Prozent im Jahr 2005 mehr als halbiert und liegt heute bei 4,6 Prozent. Nichts deutet darauf hin, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändert. Dabei hätte sie eigentlich steigen müssen. Es gibt immer mehr Zuwanderer aus dem Ausland, die das Angebot an Arbeitskräften erhöhen. Immer mehr Frauen suchen eine Beschäftigung außer Haus. Und ältere Menschen bleiben auch über das Rentenzugangsalter im Arbeitsprozess. Gleichzeitig wird in den Betrieben auf Teufel komm raus rationalisiert und digitalisiert. All das geht aber offenbar am Arbeitsmarkt insgesamt vorbei - nicht jedoch in einzelnen besonders betroffenen Regionen.

Wie ist das Auseinanderlaufen der Entwicklung von Arbeitslosigkeit und Konjunktur zu erklären? Ein Grund ist sicher, dass die Konjunktur gar nicht so schlecht ist, wie immer wieder gesagt wird. Auch die Digitalisierung ist nicht so dramatisch. Die Unternehmen brauchen weiter Personal. Lassen Sie sich von den Horrormeldungen nicht ins Bockshorn jagen. Es gibt derzeit in Deutschland über 600.000 sozialversicherte Beschäftigte mehr als vor einem Jahr (plus zwei Prozent) und 800.000 offene Stellen.

Wichtiger ist aber noch etwas anderes, das in diesem Zusammenhang häufig übersehen wird. Das ist die demografische Alterung. Immer mehr ältere Menschen scheiden aus dem Arbeitsleben aus und machen Arbeitsplätze frei. Früher wurden diese Arbeitsplätze problemlos durch jüngere Mitarbeiter besetzt. Das war dann neutral für die Arbeitslosenquote. Da inzwischen mehr Alte in Rente gehen als Junge in den Beruf einsteigen, suchen die Unternehmen händeringend Arbeitnehmer, nur um die Produktion aufrecht zu erhalten. Die Arbeitslosigkeit sinkt.

 Hier entsteht eine ganz neue Dynamik auf dem Arbeitsmarkt. Sie wird sich in Zukunft noch verstärken, wenn die Generation der Babyboomer in Rente geht.

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