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in Asien ex-JapanLesedauer: 4 Minuten

Assenagon-Chefökonom Martin Hüfner Realwirtschaftlicher Riese gerät aus dem Gleichgewicht

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Ökonomische Vorteile für China

Das ist auch machbar. China hätte dafür aber einen hohen Preis zu zahlen. Das erste ist, dass es seinen Geld- und Kapitalmarkt öffnen und seine Währung konvertibel machen müsste. Es kann keine internationale Reservewährung geben, die sich nach außen durch Kapitalverkehrskontrollen abschottet.

Rein wirtschaftlich gesehen hätte das auch für China Vorteile. Geld und Kapital würden nicht mehr staatlich gelenkt, sondern könnten dorthin fließen, wo sie den größten Ertrag bringen. Politisch ist es aber in einer zentralgeleiteten Wirtschaft schwer umzusetzen. Dies insbesondere in einer Zeit wie heute, in der die Marktwirtschaft eher zurückgedrängt und mehr und mehr Macht in Peking konzentriert wird.

Dramatischer Aufstieg Chinas

Der zweite Preis ist, dass der Wechselkurs der chinesischen Währung mehr den Kräften des Marktes überlassen wird. Bisher wird der Kurs des Renminbis stark reguliert. Vor 25 Jahren wurde er von dem damaligen Parteiführer Deng Xiaoping drastisch abgewertet. Das war Teil der damaligen Industrialisierungsstrategie.

Seit 2005 wertet sich der Renminbi leicht auf. Die Zentralbank achtet aber streng darauf, die Entwicklung unter Kontrolle zu halten. Die Grafik auf Seite 1 zeigt, dass sich der dramatische Aufstieg Chinas in der Realwirtschaft in den letzten Jahren an den Devisenmärkten noch überhaupt nicht niedergeschlagen hat.

Unterbewertung des Renminbis

Die Folge ist eine massive Unterbewertung des Renminbis. Nach traditionellen ökonomischen Kriterien müsste sein Wechselkurs gegenüber dem US-Dollar heute nicht bei 6,3 Renminbi je US-Dollar liegen, sondern bei etwa 3,5. Das wäre eine Aufwertung von über 50 Prozent. Das ergibt sich aus der Kaufkraftparität, wie sie die OECD berechnet.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt man mit dem „Big Mac-Index“ der Zeitung „The Economist“. Natürlich kann man solche Rechnungen nur bedingt auf ein Land mit so unterschiedlichen Strukturen anwenden. Sie geben aber ein ungefähres Bild von den Größenordnungen, um die es hier geht.

Was wird geschehen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass die gegenwärtigen Verhältnisse in der Volksrepublik so bleiben. Die Chinesen werden sich dem Zwang der Verhältnisse beugen und Schritte in Richtung einer stärkeren internationale Rolle des Renminbis gehen. Das braucht aber Zeit. Im Falle der USA dauerte es zehn Jahre.

Für den Anleger

Jeder redet derzeit von den dramatischen Veränderungen in der chinesischen Realwirtschaft. In den kommenden Jahren wird es im monetären Bereich ähnlich große Umbrüche geben. Die Geld- und Kapitalmärkte werden offener werden. Der Renminbi wird sich aufwerten. Das bringt auch erhebliche Chancen für Investoren mit sich. Sie müssen aber geduldig sein. Es wird auch Rückschläge geben.

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