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Assenagon-Chefökonom Martin Hüfner „Die demografischen Belastungen werden nicht so schlimm wie befürchtet“

Martin Hüfner

Alle klagen, dass die Gesellschaft immer älter wird. Wenn man sich auf der Straße umsieht, trifft man jedoch nicht nur Alte, sondern zunehmend auch Frauen und Männer mit Kinderwägen. Die Kindertagesstätten sind überfüllt. Was ist nun richtig: Sind wir eine eher aussterbende Spezies oder löst sich das Problem durch den neuen Nachwuchs schon wieder von selbst?

Die Antwort ist: Wir haben beides. Es gibt nicht nur, wie wir schon lange wissen, mehr Alte. Über ein Viertel der Bevölkerung ist inzwischen 65 Jahre oder älter. In der Rentenversicherung müssen statistisch 2,1 Erwerbspersonen für einen Rentner aufkommen. Diese Probleme gibt es in vielen Industrieländern. Sie bleiben bestehen, beziehungsweise werden sich in den kommenden Jahren sogar noch verschärfen. 

Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau steigt in Deutschland

Quelle: Hüfner/Destatis

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Es gibt daneben aber auch – und das ist das Neue – immer mehr Kinder. 2016 sind in Deutschland über 790.000 Kinder geboren worden, die höchste Zahl seit dem Jahr 2000. Die Grafik zeigt, wie die Geburtenziffer in Deutschland gerade in den letzten Jahren beschleunigt steigt. Sie war in den 90er Jahren bis auf 1,2 Kinder pro Frau gefallen. Das war die Zeit, in der sich der Pessimismus hinsichtlich der demografischen Alterung immer mehr breitmachte. Jetzt geht es wieder nach oben. 2015 lag sie bei 1,5, etwa auf dem Niveau von vor 35 Jahren. Für 2016 ist ein weiterer Anstieg zu erwarten.

Das ist zum Teil sicher durch temporäre Sonderfaktoren bedingt. Die Anzahl der Frauen im gebärfähigen Alter hat in letzter Zeit zugenommen. Es handelt sich hier um die Töchter der Babyboomer Generation, die Ende der 80er Jahre geboren wurden. Zudem wirkt sich aus, dass sich das genetische Verhalten der Frauen verändert hat. Sie bekommen heute nicht weniger, dafür vielfach aber später Kinder. Die Geburtenziffer ist daher in einer Übergangszeit zunächst zurückgegangen, erhöht sich jetzt aber umso stärker. Schließlich spielen auch die Flüchtlinge eine Rolle.

Es sind aber nicht nur Sonderfaktoren, die hier zu beobachten sind. Wir haben es auch mit einer Trendwende in der Bevölkerungsentwicklung zu tun. Die Kinderlosigkeit geht zurück. Vor allem Akademikerinnen bekommen häufiger ein oder mehrere Kinder. Hier wirkt sich unter anderem aus, dass das berufliche Umfeld kinderfreundlicher geworden ist. Es gibt flexiblere Arbeitszeiten. Unternehmen haben zum Teil Betriebskindergärten. Auch Väter nehmen Elternzeit und kümmern sich mehr um den Nachwuchs.

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