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Assenagon-Chefökonom Martin Hüfner „Die lockere Geldpolitik läuft aus – na und?“

Die Geldmenge in der Eurozone schrumpft wieder: Chefvolkswirt von Assenagon Martin Hüfner sieht darin keinen Grund zur Klage.
Die Geldmenge in der Eurozone schrumpft wieder: Chefvolkswirt von Assenagon Martin Hüfner sieht darin keinen Grund zur Klage. | Foto: Hüfer/EZB
Martin Hüfner

In der Geldpolitik geht es in Europa derzeit außerordentlich ruhig zu. Während die amerikanische Federal Reserve alle drei Monate darüber diskutiert, die Zinsen zu erhöhen und sie damit sogar einen deftigen Krach mit dem Präsidenten riskiert, ist es bei der Europäischen Zentralbank fast schon langweilig. Sie hat einen festen Fahrplan (Forward Guidance). Sie arbeitet diesen Schritt für Schritt ab. Seit Oktober hat sie die Wertpapierkäufe von 30 Milliarden Euro auf 15 Milliarden Euro pro Monat reduziert. Am Jahresende sollen sie ganz auslaufen. Im Herbst 2019 wird die Europäische Zentralbank dann anfangen, die Leitzinsen aus dem negativen Bereich herauszuholen. Das lockt keinen Hund hinter dem Ofen hervor.

Entsprechend interessieren sich die Märkte auch nicht dafür, was die Europäische Zentralbank tut. Sie saugen allenfalls Honig aus mehr oder weniger optimistischen Äußerungen von Herrn Draghi oder Herrn Praet (dem Chefvolkswirt der EZB) zur Konjunktur oder der Preisentwicklung. Sonst ist, so scheint es, weitgehend tote Hose.

Das Bild täuscht jedoch. Schaut man genauer hin, dann tut sich im monetären Bereich doch etwas. Das Wachstum der Geldmenge verlangsamt sich. M1 stieg vor drei Jahren noch um fast 12 Prozent. Jetzt nimmt es nur noch etwas mehr als halb so viel zu (6,8 Prozent).

Das Geld wird knapper
M1 in % yoy, Wertpapierkäufe in Mrd. Euro

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EZB/Hüfner

Das hängt natürlich mit dem Auslaufen der Wertpapierkäufe der Europäischen Zentralbank zusammen. Das sogenannte APP (Asset Purchase Program) startete im März 2015 mit Käufen von monatlich 60 Milliarden Euro Ein Jahr später wurde es auf 80 Milliarden Euro aufgestockt. Jetzt wird es wieder zurückgeführt. Bei den Zinsen hat man von diesem Programm nicht viel gemerkt. Wo es sich aber ausgewirkt hat, war – das ist nicht so spektakulär – bei den monetären Bedingungen auf den Märkten.

Es ist zu vermuten, dass das Wachstum der Geldmenge M1 weiter zurückgeht. Einmal natürlich so lange, bis das Wertpapierankaufprogramm Ende des Jahres ganz ausläuft. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass der Prozess auch dann noch weitergeht. M1 ist die Summe aus Bargeld und täglich fälligen Einlagen. Dieses Aggregat verringert sich nicht nur wenn die Liquidität zurückgeht (das geschieht über das Auslaufen der Wertpapierkäufe). Es wird auch dann kleiner, wenn Wirtschaft und Private nicht mehr so viel Cash halten, sondern in Festgeld gehen.