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Assenagon-Chefökonom Martin Hüfner Was wäre, wenn Italien den Euro aufgeben würde

Was wäre, wenn Italien den Euro aufgeben würde
Martin Hüfner

An den Finanzmärkten ist wegen der Ereignisse in Italien Panik ausgebrochen. Grund ist nicht, dass es dem Land wirtschaftlich schlecht ginge. Im Gegenteil. Die Lage hat sich in den letzten Monaten spürbar verbessert, so stark, dass manche schon auf den Durchbruch zu besseren Zeiten hofften (wie vor ein paar Jahren in Spanien). Der Auslöser für die neue Krise liegt vielmehr in der Politik. Anleger fürchten, dass die Mehrheitsparteien Lega und Cinque Stelle das Land aus dem Euro herausführen könnten und dass die Gemeinschaftswährung daran zerbrechen würde.

Wie bei jeder Panik gibt es viele berechtigte Ängste, aber auch viele Übertreibungen. Vielleicht sind in dieser Situation ein paar Fakten und Argumente sine ira et studio hilfreich.

So entwickelte sich der Euro in den Krisenjahren
Euro/US-Dollar monatlich

Quelle: Bundesbank / Hüfner

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Grundsätzlich ist ein Austritt Roms aus dem Euro möglich, ohne dass dadurch die Gemeinschaftswährung gefährdet wird. Wir haben in den letzten Jahren immer wieder über alternative Szenarien für den Euro gesprochen. Etwa die Aufspaltung in einen Nord- und einen Süd-Euro. Warum soll man sich den Euro nicht auch ohne Italien vorstellen.

Für viele Kritiker des Euro diesseits und jenseits der Alpen wäre ein solches Szenario keine Katastrophe, sondern eher ein Grund zum Jubeln. Italien könnte abwerten und würde in seiner Wirtschaftspolitik freier. Im Euro wären die Entscheidungen mit weniger Mitgliedern einfacher. Das Gewicht der "Stabilitätsfraktion" wäre größer. Sie könnte mehr von ihren Vorstellungen durchsetzen. Die Weiterentwicklung der europäischen Institutionen wäre einfacher. Das würde den Euro auf den Devisenmärkten stärken.

"Euro hätte geringeres wirtschaftliches Gewicht"

Allerdings: Bei einem Austritt Italiens wäre der Mythos der Unzerbrechlichkeit der Gemeinschaftswährung angeknackst. Das ist für eine Währung ein wichtiger Punkt. Wer will schon in einer Währung Geschäfte machen oder Geld anlegen, von der er nicht weiß, ob es sie in ein paar Jahren noch gibt? Der Markt könnte den Zusammenhalt der Währung testen. Einzelne Mitglieder könnten von spekulativen Kapitalbewegungen attackiert werden. Wir sehen das jetzt schon an den Wirkungen der Krise auf Spanien oder Portugal.

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