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Assenagon-Chefökonom Martin Hüfner Wird der Euro zur neuen Schlüsselwährung?

Chefvolkswirt von  Assenagon Martin Hüfner will einen neuen Trend in puncto Leitwährungen erkannt haben.
Chefvolkswirt von Assenagon Martin Hüfner will einen neuen Trend in puncto Leitwährungen erkannt haben. | Foto: Assenagon

Auf den Devisenmärkten ist es in den meisten Ländern üblich, die Stärke einer Währung an ihrem bilateralen Verhältnis zur amerikanischen Währung zu messen. Der Euro wird als fest bezeichnet, wenn er sich gegenüber dem US-Dollar aufwertet. Er ist schwach, wenn er gegenüber dem US-Dollar an Wert verliert. Das hat sich so eingebürgert, obwohl beispielsweise die deutschen Exporte in die Vereinigten Staaten heute nur noch weniger als 10 Prozent der gesamten Ausfuhren ausmachen. Dahinter steht die Tatsache, dass der US-Dollar nach wie vor die Schlüsselwährung der Welt ist, um die sich alles Geschehen an den Devisenmärkten dreht.

Lange Zeit war das eine richtige Beschreibung der Realität. Wenn man sich die Entwicklung des Euro/US-Dollar-Kurses und des handelsgewichteten Euro-Kurses anschaut (siehe Grafik), dann zeigt sich über viele Jahre ein weitgehender Gleichlauf. Nur in Krisenzeiten wie Anfang der 2000er Jahre oder in der großen Finanzkrise 2007/08 gab es größere Abweichungen. Sie waren aber immer nur vorübergehend.

In letzter Zeit hat sich das Bild allerdings verändert. Etwa seit 2015 laufen die beiden Kurven deutlich auseinander. Der Euro hat mit einem Mal zwei Gesichter. Gegenüber dem US-Dollar ist er vergleichsweise schwach. Gegenüber den Währungen der großen Handelspartner gewinnt er dagegen ständig an Wert.

Quelle: Bundesbank/Hüfner

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Das sieht nicht nach einem kurzfristigen Ausreißer aus. Müssen wir es ernst nehmen und umdenken? Meine These: Ja, da steckt mehr dahinter.

Auf den ersten Blick ist es natürlich der Sonderfaktor des britischen Pfunds, der zu der Verzerrung führt. Das Pfund hat sich nach dem Brexit-Referendum kräftig abgewertet. Das schlug sich in dem gewichteten Wechselkurs des Euros nieder, nicht aber in dem bilateralen Verhältnis zum US-Dollar.

Der Effekt war besonders stark, weil Großbritannien ein großer Handelspartner des Euroraums ist und daher ein erhebliches Gewicht im effektiven Wechselkurs hat. Es ist zu vermuten, dass das noch eine gute Weile so bleiben wird. Denn das Pfund wird sich – wie auch immer das politische Gerangel ausgeht – von dem Absturz nicht so schnell wieder erholen.

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