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Assenagon-Chefvolkswirt Martin Hüfner „Größere Turbulenzen am Devisenmarkt zu erwarten“

Der Schweizer Franken (CHF) war in der Vergangenheit immer gut für Aufwertungen und große Schwankungen. Seit dem Jahr 2000 bewegte er sich gegenüber dem Euro in der unglaublichen Spanne zwischen über 1,60 und 1 CHF je Euro.

In letzter Zeit ist es aber ruhiger geworden. In den vergangenen zwölf Monaten schwankte er gegenüber dem Euro nur noch zwischen 1,12 und 1,18 CHF, also um gerade einmal +/-2,5 Prozent. Das ist erheblich weniger als die Bewegungen des Euros gegenüber dem US-Dollar in dieser Zeit. Sind die Turbulenzen jetzt vorbei? Oder ist es nur eine trügerische Ruhe?

Massive Interventionen der Nationalbank

Martin Hüfner, Assenagon AM

Zunächst muss man daran erinnern, dass die Beruhigung der Märkte keine reine Marktentwicklung war. Sie war vielmehr das Ergebnis der massiven Interventionen der Schweizer Notenbank in der Vergangenheit. In einem außerordentlichen Kraftakt hatte die SNB vor allem US-Dollar und Euro gekauft. Zuletzt handelte es sich um einen Betrag im Gegenwert von 100 Milliarden CHF pro Jahr. Das ist für ein relativ kleines Land wie die Schweiz ein Batzen Geld.

Die Interventionen waren für die Notenbank nicht einfach. Denn solange sich der Franken aufwertete, waren sie mit erheblichen Verlusten in der Bilanz verbunden. Das brachte die Eigentümer der SNB auf den Plan, die auf Einnahmen verzichten mussten, allen voran die wichtigen Schweizer Kantone. Sie machten mächtig Druck auf die SNB. Zudem gab es Inflationsgefahren, da sich die Geldmenge stark ausweitete. Es kostete die Notenbank viel Standvermögen diese Politik durchzuhalten.

Währungsreserven blieben unverändert

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Aber am Ende hat es sich gelohnt. Die Kapitalzuflüsse nahmen ab, der Franken stabilisierte sich am Ende auch ohne Eingreifen der Notenbank. In den letzten zwölf Monaten hat sie per Saldo nicht mehr interveniert. Ihre Währungsreserven blieben unverändert. Die Grafik zeigt die Veränderung der Schweizer Währungsreserven und den Wechselkurs.

Der „gestützte“ Franken: Wechselkurs und Währungsreserven Schweiz in Milliarden CHFQuelle: Schweizerische Nationalbank (SNB); Grafik: Assenagon Asset Management

Diese Stabilisierung ist erfreulich. Sie zeigt: Wenn eine Notenbank wirklich entschlossen ist und dies den Märkten auch glaubwürdig vermittelt, ist sie stärker als viele denken. Dann kann sie sich auch gegen noch so starke Hedge-Fonds durchsetzen. Ähnliche Erfahrungen haben auch andere Notenbanken gemacht.

Ein Beispiel ist die amerikanische Federal Reserve unter Paul Volcker, die zur Ausrottung der Inflation die Leitzinsen in den 70er und 80er Jahren zeitweise bis auf 20 Prozent erhöhte. Das hat den Widerstand der Märkte gebrochen. Ein anderes Beispiel ist die „Whatever it takes ...“-Rede des EZB-Präsidenten Mario Draghi. Sie war so deutlich, dass die Spekulation um den Euro am Ende in sich zusammenfiel.

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