Assenagon-Chefvolkswirt Martin Hüfner „Währungskriege sind viel schlimmer als Handelskriege“
Was sind die Wirkungen eines Währungskrieges?
Grundsätzlich sind die Wirkungen sehr viel größer als bei einem Handelskrieg. Denn betroffen sind nicht nur ausgewählte Einfuhren der Amerikaner - beziehungsweise Ausfuhren bei Vergeltungsmaßnahmen. Bei Wechselkursveränderungen bewegen sich die Preise aller Güter und Dienste, die international gehandelt werden. Dazu kommen auch noch die Effekte auf die Kapitalströme. Währungskriege sind daher viel schlimmer als Handelskriege.
Was wird passieren? Anders als bei Zöllen sind die Wirkungen asymmetrisch. Wenn die Wechselkursveränderungen über zehn oder 20 Prozent hinausgehen, bekäme die Konjunktur in den USA einen kräftigen Schub. Exporte steigen, Importe gehen zurück. Gleichzeitig erhöht sich die Inflation, weil die Einfuhren aus dem Ausland teurer werden. Die amerikanische Notenbank würde nicht mehr an Lockerungen denken, sondern an Zinserhöhungen. In jedem Fall wären die geplanten Zinssenkungen passé. Das würde der intendierten Dollarabwertung entgegenwirken. Umgekehrt in den aufwertenden Ländern.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
In Europa, insbesondere natürlich in Deutschland, wäre angesichts der hohen außenwirtschaftlichen Abhängigkeit eine Rezession nicht mehr zu vermeiden. Die Preissteigerung würde noch kleiner. Vielleicht würde das Preisniveau sogar sinken. Die EZB müsste gegensteuern. Da sie die Leitzinsen nicht, jedenfalls nicht mehr viel senken kann, kommen hier einmal Wertpapierkäufe in Frage. Noch naheliegender sind aber Dollarkäufe am Devisenmarkt. Das würde die Euroaufwertung bremsen.
Für den Anleger
Ein Währungskrieg mit einer Abschwächung des US-Dollars ist als Ergänzung des Handelskrieges nicht unwahrscheinlich. Der US-Dollar würde abwerten, der Euro, der Renminbi und vielleicht auch der japanische Yen würden sich festigen. Es sieht aber nicht danach aus, dass die Größenordnung der Währungsveränderung Dimensionen wie zu Zeiten des Plaza-Abkommens erreichen.
US-Aktien würden vom Währungskrieg profitieren. Allerdings müsste jeder ausländische Investor in den USA auch die erhöhten Währungsrisiken einbeziehen. In Europa ist bei den Aktien mit größeren Einbrüchen zu rechnen. Die langfristigen Zinsen würden in den USA nach oben gehen, in den aufwertenden Ländern trotz der bereits erreichten niedrigen Niveaus nach unten.