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Assenagon-Chefvolkswirt Martin W. Hüfner Das ist das Geheimnis japanischer Aktien

Eigentlich müsste der japanische Aktienmarkt langweilig, dröge und höchst unattraktiv sein. Das gesamtwirtschaftliche Wachstum ist anämisch. Es betrug in den letzten 25 Jahren im Schnitt nicht einmal 1 Prozent pro Jahr. Die Inflation kommt nicht in Gang. Die Menschen haben Angst vor sinkenden Preisen, also Deflation. Die Löhne sind seit einem Vierteljahrhundert kaum gestiegen. Das belastet den privaten Konsum. Alle Welt hat Angst vor einem Japan-Syndrom. Wo soll da der Saft für den Aktienmarkt herkommen?

Trotzdem gehört der japanische Aktienmarktindex Nikkei zu den attraktivsten unter den Industrieländern. In den letzten sechs Jahren hat er sich mehr als verdoppelt. Anleger erzielten im Schnitt eine Rendite von über 10 Prozent pro Jahr (!). Dabei muss man berücksichtigen, dass der Nikkei ein Kursindex ist. Dividenden sind also nicht berücksichtigt. Die Rendite japanischer Aktien war in dieser Zeit doppelt so hoch wie die der deutschen.

Neigung zum Übertreiben

Martin W. Hüfner, Assenagon Asset Management

Nun wissen alle, dass der japanische Aktienmarkt zu Übertreibungen neigt. In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es den berühmten Hype, in dem der Nikkei auf fast 40.000 kletterte und dann in einem fürchterlichen Krach auf unter 15.000 herunter rauschte. Keiner will, dass sich so etwas wiederholt.

Damit ist aber derzeit auch nicht zu rechnen. Der Nikkei liegt heute mit über 20.000 weit unter den Spitzenniveaus von damals. Ich kenne keinen, der auch nur im Entferntesten daran denkt, dass die damaligen Stände wieder erreicht werden.

Wie ist die Entwicklung des Nikkeis in den letzten Jahren zu erklären? Am Markt werden viele Theorien herumgereicht, die alle ein Körnchen Wahrheit enthalten.

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Wachstumszahlen täuschen

Eine ist, dass die Wirtschaft in Japan gar nicht so schlecht ist, wie viele meinen. Die Zahlen zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum täuschen. Denn sie berücksichtigen nicht, dass die Bevölkerung in Japan nicht wie in den USA oder Europa steigt, sondern fällt. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Einwohner auf der fernöstlichen Insel demografisch bedingt um über eine Million verringert. Das Wachstum der Pro-Kopf-Einkommen war daher gar nicht so niedrig.

Am Markt wird auch immer wieder auf den Wechselkursfaktor hingewiesen. Die japanischen Unternehmen profitierten von der Abwertung des Yens auf den Devisenmärkten. Kurzfristig ist das sicher richtig. Wenn der Yen schwächelt, verbessert Japan seine Position auf Kosten seiner Partner. In den letzten sechs Jahren, in denen beim Nikkei die Post abging, spielte dieser Faktor per Saldo aber keine Rolle. Der Yen notiert heute in etwa auf dem Stand von Anfang 2013.

»[...] dass die Erträge so nach oben geschossen sind, hätte ich mir nicht vorstellen können.«

Was dem Markt geholfen hat, sind natürlich die ultralockere Geldpolitik und die wachstumsfördernde Wirtschaftspolitik unter dem Namen „Abenomics“. Die Bank von Japan war radikaler als andere Zentralbanken. Sie hielt den Kurs länger durch. Sie kaufte in erheblichem Maße selbst japanische Aktien. Unterstützt wurde sie durch eine sehr expansive Fiskalpolitik, sowie einen Deregulierungsschub in der Wirtschaft.

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