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Assenagon-Chefvolkswirt zur Geldpolitik „Anleger sollten nicht zu sehr auf Notenbanken vertrauen“

Von in EurozoneLesedauer: 4 Minuten
Blick auf Frankfurt mit dem EZB-Gebäude: Der Notenbank ist es nicht gelungen, genügend Vertrauen im Markt aufzubauen, sagt Volkswirt Martin Hüfner.
Blick auf Frankfurt mit dem EZB-Gebäude: Der Notenbank ist es nicht gelungen, genügend Vertrauen im Markt aufzubauen, sagt Volkswirt Martin Hüfner. | Foto: Pixabay

Geldpolitik ist keine Wissenschaft, wie viele meinen. Sie ist eher eine Kunst. Sie erfordert nicht nur die richtige Ein­schätzung der gesamtwirtschaftlichen Lage und der weite­ren Entwicklung. Sie muss auch die Psychologie der Märkte erspüren und bei ihren Handlungen berücksichtigen. Sie muss ihre Intentionen den Marktteilnehmern und der Öffent­lichkeit überzeugend erklären, damit diese dann auch ent­sprechend reagieren können.

Meistens erfüllen die Zentralbanken die Voraussetzungen. Blickt man zurück auf die Geldpolitik in der Nachkriegszeit, so hat sie insgesamt gesehen einen guten Job gemacht. Seit den Wirren mit den ersten Ölpreiserhöhungen in den 70er und 80er Jahren ging die Geldentwertung kontinuier­lich zurück. Sie liegt jetzt in den Industrieländern bei 2 Prozent oder darunter. Eine Deflation mit sinkenden Preisen gab es zu keiner Zeit. Insofern können wir zufrieden sein.

Martin Hüfner
Foto: Assenagon

Es gibt aber auch Pannen. Eine erleben wir gerade beim Euro. Angesichts der geringen Inflation (derzeit im Euro­raum 0,8 Prozent), des nachlassenden gesamtwirtschaftlichen Wachstums und der Gefahr eines Abgleitens in die Rezes­sion wäre eigentlich eine Erhöhung der monetäre Expan­sion mit niedrigeren Zinsen und einer Ausweitung der Li­quidität angebracht. So hatte das EZB-Präsident Draghi in vielen Reden auch angekündigt. Tatsächlich sind die Ren­diten am Kapitalmarkt seit Jahresbeginn kontinuierlich zu­rückgegangen. Das passte zusammen.

Anfang Januar rentierten 10-jährige Bundesanleihen noch mit plus 0,2 Prozent. Im April fielen sie auf unter Null. Anfang September wurde dann der Tiefpunkt mit minus 0,6 Prozent er­reicht. Das war für die Sparer nicht angenehm. Es war angesichts der gesamtwirtschaftlichen Konstellation aber logisch. Vor allem kam es ohne Zutun der Zentralbank zustande.

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Doch dann kam der Knacks. Am 12. September beschloss die EZB ein besonders umfangreiches Lockerungsprogramm. Es fiel mit dem Beschluss, die Wertpapierkäufe am Markt wieder aufzunehmen sogar noch größer aus als von manchen erwartet. Und was passierte am Markt? Etwas ganz Komisches. Die Renditen gingen als Folge der Locke­rung nicht weiter zurück. Sie stiegen im Gegenteil an. Sie liegen inzwischen mit minus 0,37 Prozent über 20 Basispunkte über dem Stand von vor den Beschlüssen der EZB. Mit allem hätte ich gerechnet, aber damit nicht.

Quelle: Bundesbank/Hüfner

Nun soll man kurzfristige Marktbewegungen nicht über­schätzen. Hier spielen oft ganz unterschiedliche Faktoren eine Rolle. In den letzten vier Wochen knarzte es in der Weltwirtschaft ganz gehörig. Schlechte und gute Nachrich­ten wechselten sich fast im Minutentakt ab. Bei den ameri­kanisch-chinesischen Handelsverhandlungen, beim Brexit und nach dem Drohnenangriff auf saudi-arabische Ölförderanlagen gab es ein Wechselbad der Gefühle. Und weil das alles nicht genug war, wurde der Markt durch viele schlech­te Nachrichten von der Konjunktur diesseits und jenseits des Atlantiks verunsichert. Die Anleger verlangten in dieser Situation einen Risikozuschlag auf die Renditen.

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