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Assenagon-Experte „Keine baldige Zinswende im Euroraum“

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Natürlich kommt die Notenbank nicht umhin, voraussichtlich ab dem kommenden Jahr die Zinsen leicht anzuheben. Aber das wird langsam und sehr vorsichtig passieren, um keine Unruhe an den Finanzmärkten aufkommen zu lassen. Die EZB, aber auch die Fed sind ja erst auf dem Weg zu einer Normalisierung. Von einer nicht mehr unterstützenden Geldpolitik sind sie noch weit entfernt.

Keine Zinswende in Sicht

Von einer baldigen Zinswende im Euroraum kann somit in diesem Szenario ausdrücklich keine Rede sein. Davon würde ich sprechen, wenn die Renditen von deutschen Staatsanleihen kurzfristig auf knapp unter drei Prozent klettern würden. Aber das kommt auch auf das Tempo und die Rahmenbedingungen an.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Konjunktur langsam am Ende des Zyklus angelangt ist. Wir glauben, dass danach eine längere Periode niedrigen Wirtschaftswachstums folgen wird. Es gibt somit keinen unmittelbaren Druck auf die Notenbanker, die Zinsen drastisch anzuheben. Im Gegenteil: Es kann sogar ausdrücklich schädlich sein, zinspolitisch einzugreifen. Denn die EZB sieht ihr Mandat vor allem darin, die Konjunktur in Europa zu unterstützen und eine Teuerungsrate von zwei Prozent zu erreichen. Und zu den mittlerweile üblichen Instrumenten gehören Notenbankzinsen nahe der Nulllinie.

Auch die jüngsten Inflationsdaten sprechen gegen ein baldiges Anheben der Zinsen im Euroraum. Wahrscheinlich wird sich die EZB bald vom negativen Einlagenzins verabschieden und einige kleine Zinsschritte absolvieren. Mehr aber auch nicht, um verschuldete Länder wie Italien oder auch Portugal nicht zu überfordern. Eine deutliche Zinserhöhung an den Kapitalmärkten in Deutschland und im Euro-Raum ist auch deshalb nach heutiger Einschätzung wenig wahrscheinlich.

Was empfehlenswert ist

Was das für den globalen Anleger bedeutet? Klar ist: Zinsen von fünf Prozent und mehr wird es auf absehbarer Zeit in Europa, aber auch in den USA nicht mehr geben. Wir werden uns stattdessen auf lange Sicht mit niedrigen Zinsen abfinden müssen. In diesem Umfeld ist Diversifikation sowie flexibles und vor allem aktives Management das A&O.

Im Anleihebereich ist vor allem eine kurze Duration empfehlenswert. Einen Blick wert sind auch Schwellenländeranleihen in Hartwährung. Hier kann es sich lohnen, US-Dollar-Renditen in Höhe von 4 bis 5 Prozent mitzunehmen. Aber auch Aktien bleiben attraktiv, zumal die Dividendenrenditen in Europa weiterhin deutlich über den Zinsen liegen.

Generell unterstützt das Umfeld mit niedrigen Zinsen solche Risikoanlagen. So können sich Unternehmen deutlich günstiger fremdfinanzieren als es bei hohen Zinsen der Fall ist. Gleiches gilt für High Yields, auch wenn der Markt hier kurzfristig etwas heiß gelaufen ist und sorgfältig ausgewählt werden muss.

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