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Asset Management im Umbruch Warum Übernahmen und Fusionen nicht immer helfen

Josep Oliu, Präsident bei der spanischen Banco Sabadell, auf einer Pressekonferenz: Das Unternehmen verkaufte ihre Investmenttochter an Amundi.
Josep Oliu, Präsident bei der spanischen Banco Sabadell, auf einer Pressekonferenz: Das Unternehmen verkaufte ihre Investmenttochter an Amundi. | Foto: imago images / Agencia EFE / Javier Lizón

Der Asset-Management-Sektor, insbesondere in Europa, ist nach wie vor zu fragmentiert. Es gibt schlichtweg zu viele Fonds als auch Asset Manager mit suboptimaler Größe oder mangelnder Vertriebskraft. Zeitgleich beobachten wir, dass sich Asset Manager zunehmend auch personell den Umbrüchen im Asset Management und im Vertrieb stellen. Nie zuvor war eine so hohe CEO-Fluktuation im Asset Management zu beobachten, was durchaus – zumindest in großen Teilen – auch als Weichenstellung für mehr Zusammenschlüsse interpretiert werden kann. Eine deutliche Konsolidierung erscheint zunehmend als unausweichlich. Groß ist vielen nicht mehr groß genug. Vermeintliche Größenvorteile durch Zusammenschlüsse sind aber unserer Meinung nach oft eher theoretischer Natur und bringen zusätzliche Herausforderungen mit sich.

Dieses Jahr ist direkt mit einigen beachtlichen M&A-Transaktionen gestartet. Im Januar übernahm Amundi, Europas größter Asset Manager, die spanische Sabadell Asset Management von der gleichnamigen Bank. Mit diesem Deal hat Amundi seine Assets under Management (AuM) in Spanien auf 43 Milliarden Euro verdoppelt. Darüber hinaus erhält Amundi exklusiven Zugriff auf den 1.900 Filialen umfassenden Vertriebskanal der Sabadell Bank. Gleiches hat Amundi im Übrigen seinerzeit mit Unicredit ausgehandelt, als Amundi Pioneer von Unicredit übernommen hat. Ende Januar, also direkt nach der Sabadell-Asset-Management-Übernahme hat Amundi gegenüber der französischen Presse verlautet, dass Amundi die Kapazität für weitere Übernahmen hat, wenn sich entsprechende Opportunitäten auftun, woran wir keinen Zweifel haben.

Letzte Woche übernahm die britische Jupiter Fund Management die ebenfalls britische Merian Global Investors. In Kombination ergibt sich mit 78 Milliarden Euro in AuM der zweitgrößte Retail-Fondsmanager in Großbritannien. Die Übernahme ist unserer Meinung nach eher ein defensiver Deal mit einigen Skalenvorteilen und einer Verbreiterung der Produktpalette. Wesentliche Vertriebseffekte, eine Verbreiterung der Vertriebsabdeckung sehen wir dagegen nicht. Der Kaufpreis von 390 Millionen Britischen Pfung (für 22 Milliarden Pfund AuM) war sicherlich attraktiv für Jupiter. Als Merian in 2017 einen Management-Buyout vorgenommen hatte, wurde Merian noch mit 600 Millionen Pfund bewertet.

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Nur einen Tag nach der Bekanntgabe von Jupiter kündigte Franklin Resource – die Mutter von Franklin Templeton – die Übernahme von Legg Mason an. Damit entsteht ein neuer Fondsriese mit 1,5 Billionen US-Dollar an Kundengeldern. Der Kaufpreis von 4,5 Milliarden Dollar erscheint günstig. Interessanterweise hat Legg Mason mehr Kundengelder als Franklin unter Verwaltung, Franklin ist aber finanziell – trotz sehr signifikanten Mittelabflüssen in den letzten Jahren – deutlich gesünder als Legg Mason und verfügt über beachtliche Cash-Reserven.

Die Übernahme, welche im Übrigen die zweitgrößte Übernahme in der Asset-Management-Geschichte ist, kann sowohl aus Skalen- und Produktaspekten Sinn machen. Auch Vertriebsvorteile sind nicht von der Hand zu weisen. Franklin verwaltet primär Retail-Gelder, während die Kundeneinlagen von Legg Mason hauptsächlich institutioneller Natur sind. Nichtsdestotrotz ist die Übernahme komplex und nicht frei von Risiken. Zusätzliche Risiken liegen in Legg Masons Multi-Boutique-Modell, welches Western Asset, Clearbridge, Brandywine und Martin Currie beinhaltet. Während die theoretischen Vorteile eines Multi-Boutique-Modells bekannt sind, beobachten wir aber auch viele Herausforderungen und Streitpunkte zwischen Boutiquen und deren Mutterkonzernen. Ein Verkauf und die Integration eines Multi-Boutique-Modells ist noch einmal eine Liga für sich.

Aber wie haben sich andere bekannte Übernahmen im Asset Management entwickelt? Im Jahr 2009 lieferte Blackrock mit der Übernahme von Barclays Global Investors einen Paukenschlag. Aus dem Zusammenschluss entstand der größte Asset Manager weltweit. 2016 übernahm Amundi Pioneer Investments in einem Deal, der ebenfalls von vielen Marktbeobachtern als Blaupause betrachtet wird.

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