Es gibt Fragen, die Asset Manager ungern beantworten. Wie verhält es sich mit den Gebühren? Wie entwickelt sich das verwaltete Vermögen? Und neuerdings: Wie viel Homeoffice erlauben Sie Ihren Mitarbeitern? Eine exklusive Umfrage zeigt: 14 von 20 befragten Vermögensverwaltern verweigerten die Antwort auf letztere Frage. Die sechs, die geantwortet haben, offenbaren jedoch ein faszinierendes Bild der neuen Arbeitswelt.
DAS INVESTMENT hat eine Vielzahl von in Deutschland tätigen Asset Managern, Fondsboutiquen und Sparkassen angefragt, wie es um das Thema Remote Work bestellt ist. Vor allem die amerikanischen Asset Manager zeigten sich schmallippig. „Wir werden uns nicht an der Umfrage beteiligen“, hieß es in ähnlichem Wortlaut immer wieder. Das ist wenig verwunderlich, wenn man aufmerksam die Nachrichten verfolgt: Die US-Bank J.P. Morgan etwa plant offenbar, hybrides Arbeiten abzuschaffen. Mitarbeiter sollen künftig wieder fünf Tage pro Woche im Büro arbeiten. Und auch Blackrock machte nach der Corona-Pandemie die Rolle rückwärts und holt Medienberichten zufolge seine Mitarbeiter an mindestens vier Tagen pro Woche ins Büro.
Lediglich sechs Asset Manager beantworteten die Fragen der Redaktion, und zwar
Asset Manager |
Mindestpräsenz |
Max. Homeoffice-Tage |
Workation möglich |
Berenberg |
ca. 97% |
6 Tage/Jahr |
Nein |
Deka |
60% |
ca. 100 Tage/Jahr |
Ja (20 Tage/Jahr) |
DWS |
60% |
ca. 100 Tage/Jahr |
Ja (18 Tage/Jahr) |
Helaba Invest |
50% |
ca. 125 Tage/Jahr |
Ja (20 Tage/Jahr) |
Union Investment |
variabel |
100 Tage/Halbjahr |
Ja (18 Tage/Jahr) |
Universal Investment |
25% |
ca. 190 Tage/Jahr |
Ja (nach Absprache) |
Am anderen Ende findet sich Universal Investment. Der Vermögensverwalter mit 1.170 Milliarden Euro Assets under Administration (Stand: 30. November 2024) verlangt von seinen rund 800 Mitarbeitern in Deutschland lediglich eine Mindestanwesenheit von 25 Prozent pro Quartal. Als Zielgröße wird zwar eine 50-prozentige Anwesenheit kommuniziert, die tatsächliche Gestaltung bleibt aber flexibel. Nahezu jeder Mitarbeiter nutze die Homeoffice-Option, bekennt das Unternehmen. Es gebe nur wenige Bereiche, in denen sich Home Office nicht nachhaltig etabliert habe.
Zwischen diesen Polen bewegen sich die anderen befragten Häuser. Die DWS mit ihren knapp 1.900 Mitarbeitern in Deutschland ermöglicht mindestens zwei Homeoffice-Tage pro Woche. Die Deka, größter Arbeitgeber unter den Befragten mit über 5.200 Mitarbeitern in Deutschland, praktiziert bei Vollzeitbeschäftigung ein 60/40-Modell: 60 Prozent Büropräsenz, 40 Prozent mobiles Arbeiten. Union Investment gewährt 50 mobile Arbeitstage pro Halbjahr, während die Helaba Invest ihren 415 Mitarbeitern erlaubt, die Hälfte ihrer Arbeitszeit mobil zu arbeiten.
Team-Struktur verändert sich
Beinahe alle Mitarbeiter nutzen die Möglichkeit zum flexiblen Arbeiten, berichten die Asset Manager unisono – „allerdings immer unter Berücksichtigung des betrieblichen und regulatorischen Umfeldes der ausgeübten Tätigkeit“, so die DWS. Trotz aller technischen Erleichterungen verzeichne man jedoch nach wie vor „einen großen Wunsch und Bedarf nach Präsenz-Meetings“, erklärt Hans-Ulrich Templin, Sprecher der Geschäftsführung.
Das verändert auch die Führung zwischen Vorgesetzten und Teams. „Die Führungsaufgabe hat sich durch das Thema Homeoffice fundamental gewandelt. Die Mitarbeiter sitzen nicht mehr im Büro nebenan, mit denen man sich mal eben austauschen kann“, sagt der Headhunter Heinz Schannath. „Viele Führungskräfte waren damit in der Anfangsphase komplett überfordert, weil das Führen dezentraler Mitarbeiter selten zum Aufgabengebiet gehörte.“
Auf die neue Arbeitswelt haben sich die Asset Manager mittlerweile eingestellt. Die DWS berichtet, seit der Corona-Pandemie habe man das Thema „Führen virtueller Teams“ noch detaillierter in den Führungskräftetrainings verankert, um eine bestmögliche Zusammenarbeit zu gewährleisten. Dass Vertrauen nun eine wichtigere Rolle spiele, bestätigt Margit Lehwalder, Bereichsleiterin Personal bei Union Investment: „Die Regelung des mobilen Arbeitens basiert auf gegenseitigem Vertrauen. Es wird daher nicht erfasst, ob mobil oder im Büro gearbeitet wird.“
Der Trend zu Workation hält an
Ein neuer Trend zeichnet sich beim Thema „Workation“ ab – der Möglichkeit, zeitweise aus dem europäischen Ausland zu arbeiten. Mit Ausnahme von Berenberg bieten alle Asset Manager, die die Fragen beantwortet haben, diese Option an, meist für 18 bis 20 Tage pro Jahr. Die Deka etwa ermöglicht 20 Workation-Tage in EU- und EFTA-Staaten, die DWS 18 Tage in 26 EU-Ländern.
Trotz des Trends zum mobilen Arbeiten haben die meisten Häuser ihre Büroflächen nicht oder nur moderat reduziert. Lediglich Union Investment und Universal Investment berichten von Flächenoptimierungen. Stattdessen investieren viele in neue Raumkonzepte. Die Helaba Invest etwa stellt fest, dass ihre Mitarbeiter die persönliche Kommunikation sehr wertschätzen und daher gerne ins Büro kommen – auch wenn rund 90 Prozent das Angebot des mobilen Arbeitens nutzen.
Firma |
AuM (in Millionen Euro, Stand: 2024) |
Mitarbeiter (DE) |
Mitarbeiter (Total) |
Standorte (DE) |
Standorte (Total) |
Universal Investment |
1.170 |
800 |
1.800 |
1 |
8 |
Union Investment |
497,4 |
3.256 |
3.722 |
2 |
4 |
Helaba Invest |
230 |
415 |
415 |
1 |
1 |
DWS |
936 |
1.907 |
4.700 |
4 |
42 |
Deka |
411,5 |
5.275 |
5.671 |
5 |
12 |
Berenberg |
40 |
1.018 |
1.481 |
15 |
18 |
Flexibles Arbeiten wichtig für Recruting
Die Flexibilität beim Arbeitsort ist dabei zu einem wichtigen Faktor im Wettbewerb um Talente geworden. Die Helaba Invest berichtet, dass das flexible Arbeitsmodell geholfen habe, qualifizierte Mitarbeiter auch außerhalb des Rhein-Main-Gebiets zu gewinnen. Auch Universal Investment bestätigt, dass ihr flexibles Modell bei der Rekrutierung positiv wahrgenommen wird.
„Bewerbende fragen nach Möglichkeiten zum Homeoffice. Das Angebot ist den meisten Personen wichtig, unabhängig davon, ob sie es tatsächlich nutzen“, berichtet ein Sprecher der Deka. Und schränkt zugleich ein: „Reine Remote-Stellen haben wir nicht.“
Ähnlich hält es die DWS: Es gibt derzeit keine Remote-Only-Stellen („Der persönliche Austausch zwischen den Mitarbeitenden im Büro ist für uns ein wichtiges Element in der Zusammenarbeit“), es habe sich jedoch gezeigt, dass die Mischung und die Flexibilität in der Ausgestaltung des hybriden Modells die Besetzung von Stellen erleichtere. „Die Möglichkeit des hybriden Arbeitens führt auch zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit, was wiederum eine geringere Fluktuation zur Folge hat und somit den Rekrutierungsaufwand reduzieren kann“, so die DWS.
Die Erhebung macht deutlich: Der deutsche Asset Management-Sektor befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel der Arbeitskultur. Während die große Mehrheit der Häuser auf flexible Modelle setzt, halten einige bewusst an der traditionellen Präsenzkultur fest oder rudern zumindest stark zurück. Die hohe Zahl der Absagen bei der Umfrage zeigt zudem, dass das Thema für viele Asset Manager sensibel ist – möglicherweise auch, weil die eigenen Regelungen im Branchenvergleich weniger attraktiv erscheinen könnten.
Folgende Asset Manager wurden angefragt, wollten sich aber nicht an der Umfrage beteiligen (in alphabetischer Reihenfolge):
Allianz Global Investors, Ampega, Amundi, Blackrock, Fidelity Investments, Franklin Templeton, Goldman Sachs, Invesco, J.P. Morgan Asset Management, LBBW, Meag, Metzler Asset Management, UBS, Vanguard