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Auf des Messers Schneide Niedriginflation, aber keine Deflation

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EZB setzt stattdessen auf die Marktkräfte

Liegt die Inflationsrate in der Eurozone bei 3 Prozent und bleibt nach Einschätzung der EZB auch für die nächsten Jahre auf diesem Niveau, würde sie sicherlich die Zinsen erhöhen, um die Preissteigerung wieder unter den Zielwert von 2 Prozent zu drücken. Aktuell befinden wir uns in der genau entgegengesetzten Situation, aber die EZB tut nichts.

Ähnlich wie die FED oder die Bank of England (BoE) reagiert sie asymmetrisch auf die Preisentwicklung. Während aber die US- und die britische Notenbank entschlossener deflationäre Tendenzen bekämpfen und sich dafür bei der Verschärfung der Geldpolitik mehr Zeit lassen, ist es bei der EZB genau umgekehrt. Ihre Untätigkeit trotz des wiederholten „Unterschießens“ des selbstgesetzten Inflationsziels hat dazu geführt, dass die Geldmenge stagniert und die Kreditvergabe des Bankensektors sogar rückläufig ist.

Um diese vor allem in der Peripherie wieder in Gang zu bringen, lockt sie Investoren auf der Suche nach Rendite in dort emittierte Staatsanleihen und Bankschuldverschreibungen. Dadurch sinken zwar die Risikoaufschläge, so dass es die Banken a priori wieder einfacher haben, Kredite zu vergeben.

Gleichzeitig wertet sich aber der Euro auf, da viele dieser Investoren aus den USA oder Asien kommen. Gerade im Vergleich zu den USA haben sich die „Financial Conditions“ in der Eurozone in den letzten Monaten kontinuierlich verschlechtert.



Wahrscheinlich verhält sich die EZB auch deswegen so passiv, weil sie über keine geeigneten geldpolitischen Instrumente zu verfügen glaubt und sich nicht dem Vorwurf der versteckten Staatsfinanzierung aussetzen möchte. Wegen der Bedenken der Bundesbank und der deutschen Regierung ist ihr der Weg der quantitativen Lockerung im Stile von FED und BoE bisher (noch) versperrt.
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