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Auf einer Stufe mit Russland und Indonesien S&P stuft Brasilien auf Junk-Niveau herab

Brasilien hat nach sieben Jahre seine Bonitätsnote der Güteklasse „Investment Grade“ wieder verloren. Die Ratingagentur Standard & Poor’s senkte die Kreditwürdigkeit des Landes am Mittwoch nach Börsenschluss um eine Stufe auf „BB+“ mit einem negativen Ausblick. Zur Begründung verwies S&P auf zunehmende politische Herausforderungen und den Haushaltsentwurf für 2016, der beim Ziel für den Primärüberschuss zum zweiten Mal in weniger als sechs Wochen nach unten korrigiert worden war.

Mit dem niedrigeren Rating in der „Junk-Klasse“ befindet sich Brasilien, die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas, laut S&P auf einer Stufe mit Russland, Ungarn und Indonesien.

„Das wird die Schwellenländermärkte nach unten ziehen“

„Die Herabstufung könnte ein Weckruf sein. Aber die politische Situation ist so schlecht, dass sie schwer zu bewältigen ist, und daher sehen die Aussichten düster aus“, sagte Daniel Weeks, Chefvolkswirt bei Garde Asset Management in Sao Paulo. „Die Märkte werden es negativ bewerten, und es wird wahrscheinlich die Schwellenländermärkte weltweit nach unten ziehen.“

Mit der Ratingsenkung und dem negativen Ausblick wächst der Druck auf Finanzminister Joaquim Levy und sein Wirtschaftsteam, zu erreichen, dass Maßnahmen durchgesetzt werden, die dabei helfen, die Haushaltslage zu verbessern - indem die Ausgaben gesenkt oder die Steuern erhöht werden. Präsidentin Dilma Rousseff ist es bislang nicht gelungen, Unterstützung für ihre Pläne zu finden. Ein Korruptionsskandal bei dem staatlichen Ölkonzern Petrobras, der geschehen sein soll, als Rousseff dem Aufsichtsrat vorstand, hat ihre Popularität auf einen Tiefpunkt absacken und Rufe nach einem Absetzungsverfahren laut werden lassen.

Die brasilianische Regierung hatte im August für 2016 ein Haushaltsdefizit von 30,5 Milliarden Real (7,2 Milliarden Euro) oder rund 0,5 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt prognostiziert. Noch Anfang des Jahres war ein Überschuss von zwei Prozent und im Juni von noch 0,7 Prozent des BIP vorausgesagt worden. Die Staatsverschuldung lag im Juli bei 65 Prozent des BIP, im Vergleich zu 51 Prozent Ende 2011.

Fitch Ratings und Moody’s optimistischer

„Die politischen Herausforderungen, vor denen Brasilien steht, haben weiter zugenommen“, teilte S&P mit. „Im negativen Ausblick kommt zum Ausdruck, dass es eine Wahrscheinlichkeit von mehr als einem Drittel für eine weitere Herabstufung gibt, da sich die Haushaltslage weiter verschlechtern dürfte.“

Aufgrund interner Anlagerichtlinien dürfen manche institutionellen Anleger wie etwa Pensionsfonds keine Wertpapiere der Ramsch-Kategorie halten. Das könnte zu einem Ausverkauf von brasilianischen Papieren führen. Allerdings bewerten sowohl Fitch Ratings als auch Moody’s Investors Service das Land noch auf der Stufe „Investment Grade“. Das könnte die Auswirkungen des Schritts von S&P begrenzen.

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