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Aufschwung wie gedruckt

Lesedauer: 10 Minuten
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Warum die Preise stabil bleiben

Die Geschichte gibt den Kritikern insofern recht, als dass vergangene Hyperinflationen ihren Anfang immer in einer ausufernden Geldmenge nahmen, der nicht genügend Waren gegenüberstanden. Somit scheint es auf den ersten Blick kurios, dass Dollar und Preise trotz Gelddruckens stabil geblieben sind. Aufschluss gibt ein Blick auf die Löhne.

Seit Anfang 2009 – vor dem großen Gelddrucken – sind die Löhne in den USA nur selten stärker als 2 Prozent im Jahr gestiegen. Zudem haben die Menschen damit zu tun, alte Schulden aus Bau- und Kreditkartenkrediten abzuzahlen, wie Henning Vöpel beobachtet. „Der private Konsum entwickelt sich dadurch nicht so dynamisch wie sonst, weshalb die USA diesmal relativ lange für ihre konjunkturelle Erholung brauchen“, so der Volkswirt am Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI).

Ein solches Umfeld ist nicht die Grundlage für nachhaltig kräftig steigende Preise. Zumal die eh nur gesittet steigende Kaufkraft auf keinerlei Engpässe trifft, wie Michael Keppler bemerkt. „In früheren Inflationsphasen war das Angebot an Waren knapp durch Kriege, Missernten oder die Opec“, meint er.

Gefahr droht definitiv, wenn die Löhne auffrischen oder Geld über einen neuen Kreditexzess im Volk ankommt. Hauspreise, Gehälter-, und Kreditstatistiken dürften das rechtzeitig anzeigen. Wenn die Fed dann nicht reagiert, wird es ernst.

Eurozone: Es grünt so grün

Zugegeben, es wird noch lange dauern, bis Spaniens Blüten – und alle anderen – wieder blühen. Zumindest wirtschaftlich. „Wir haben eine Megakrise“, brachte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn die Lage unlängst in seiner unnachahmlichen Art beim Thema Südeuropa im Deutschlandfunk auf den Punkt. Die Massenarbeitslosigkeit sei kaum beherrschbar.

In der Tat sieht es rund ums Mittelmeer derzeit mau aus (nachfolgende Grafik). Mut machen allenfalls einige leicht nach oben gerichtete Tendenzen. So schreibt Keith Wade, Chefvolkswirt und -stratege bei Schroders, bereits von „grünen Trieben“ in der Eurozone und stellt für die zweite Jahreshälfte Wirtschaftswachstum in Aussicht. Wade stützt sich dabei auf Stimmungsindikatoren aus der Wirtschaft und Verbraucherumfragen, die nach Jahren endlich wieder anziehen. Wenn auch von sehr niedrigem Niveau.


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Erklären lässt sich das mit der Wirtschaftsphilosophie der Österreichischen Schule. Deren Verfechter halten regelmäßige Rezessionen für gesund, weil sie schädliche Überkapazitäten, Spekulationsblasen und Fehlentwicklungen bereinigen.

Speziell Griechenland hatte sich über Jahre einen übergewichtigen Staatsapparat auf Pump aufgebaut. Zudem füllte sich eine reiche Oberschicht ungeniert die Taschen, viele Gehälter lagen jenseits von Gut und Böse. Steuern zu zahlen war dagegen verpönt. All das muss und scheint sich jetzt zu normalisieren. Und nicht nur dort.

In ganz Südeuropa sinken Löhne und Preise, sodass die Länder günstiger für Investitionen werden. In Griechenland etwa ist Arbeit seit Ende 2009 um ein Viertel billiger geworden. Der Tourismus brummt. Das sind keine Anlässe zu Freudenstürmen, aber immerhin Lichtblicke – die Fondsmanager nutzen.

So hatte Nick Mustoe zeitweise beträchtliche Positionen in der Eurozone aufgebaut. „Viele Aktienkurse hatten sehr schwaches Wirtschaftswachstum eingepreist“, sagt er. Inzwischen hat er einige Positionen aufgelöst zugunsten von Neukäufen in besonders stark zurückgekommenen Schwellenländern. Gleichwohl bleibt sein Marktausblick für Europa optimistisch.

Wenn nur die Schulden nicht wären. Tatsächlich sind die Staatsschulden etwas, das die Wende zum Guten in der Eurozone verderben kann. In Griechenland wird der Schnitt nach der Bundestagswahl kommen. Sonst wird das Land seine Verbindlichkeiten nicht mehr los.

Anders in Italien und Spanien. „Beide Länder können Primärüberschüsse erreichen“, sagt Oliver Holtemöller, Chef der Abteilung für Makroökonomik am Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH). Und auch Portugal melde in dieser Richtung jüngst günstigere Werte. Der Primärüberschuss Italiens, also der Etatsaldo vor Zinsen, wird dieses Jahr wohl bei 2 Prozent liegen. Zinsen für bestehende Schulden drücken den Staatssaldo trotzdem auf minus 3 Prozent.

Bei anderen Ländern sieht es ähnlich aus. Ein Domino-Effekt, der die Haushalte zum Schneeballsystem werden lässt. Um alte Schulden zu tragen, nehmen Staaten neue auf.

Am besten hat es hier noch Deutschland. Der durchschnittliche Zinskupon für Bundesanleihen liegt bei 2,7 Prozent. Die Regierung kann sich zu rekordniedrigen Sätzen neu verschulden. Indem sie auch alte Schulden ablöst, wird sie 2014 und 2015 wahrscheinlich rund 50 Milliarden Euro Zinsen sparen, hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung errechnet. Andere Länder haben nicht so viel Glück. Italiens zehnjährige Schulden kosten am Markt derzeit 2,5 Prozentpunkte pro Jahr mehr als deutsche.

„Für die weitere Konsolidierung ist es wichtig, dass die Zinsen nicht zu stark steigen“, stellt IWH-Mann Holtemöller fest und blickt auf die Europäische Zentralbank (EZB). „Sie wird versuchen, einen erneuten Anstieg der Zinsen zu verhindern, solange keine übermäßigen Risiken für die Preisstabilität auftreten.“ Heißt im Ernstfall: Staatsanleihen kaufen, wenn es kein anderer mehr tut. Die künstlich niedrig gehaltenen Zinssätze nehmen Druck von den Regierungen und verschaffen die nötige Zeit für langwierige, aber unvermeidliche Reformen.

Und wie weit kann sich die Schuldenspirale noch drehen? „Es gibt eine tragfähige und durchaus sinnvolle Form der Verschuldung“, sagt Henning Vöpel. „Sie muss durch zukünftige Überschüsse und Wirtschaftswachstum gedeckt sein. Ist das nicht mehr der Fall, finden sich keine privaten Kreditgeber mehr.“

In der Gegenwart habe sich die Verschuldung jedoch vom dafür nötigen Wachstum abgekoppelt, so Vöpel. Ist das Wachstum nun am Ende? „Diese Frage gab es schon oft“, meint er. Aber jedes Mal habe sich der technische Fortschritt als neuer Treiber erwiesen: „Es kann und wird also weiter Wirtschaftswachstum geben.“


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