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Aktualisiert am 22.05.2023 - 15:40 Uhrin Stolls FondseckeLesedauer: 8 Minuten

Stolls Fonds der Woche Augsburger Alphajäger erweitern ihr Jagdrevier

Redakteur Sven Stoll
Redakteur Sven Stoll: Mutige Anleger, die mit Smallcaps auf Kleinwildjagd gehen, wurden in der Vergangenheit mit einer höheren Rendite entschädigt. | Foto: Jessica Hunold erstellt mit Canva

Investoren teilen ihre Welt gerne in Schubladen ein. In der einen Schublade liegen die riesengroßen Bluechips, die nicht selten über einen Börsenwert von mehr als einer Billion US-Dollar verfügen. Zu den größten Konzernen der Welt zählen beispielsweise Apple, Microsoft oder Saudi Aramco. Einige von ihnen wachsen nur noch durch Zukäufe oder wenn sie rund um den Globus expandieren. Das Gegenstück zu den Riesen liegt in der zweiten Schublade – die sogenannten Small- oder Microcaps. Ihr Börsenwert liegt je nach Auslegung meist unter 500 Millionen US-Dollar.  

Börsenzwerge: Kurzfristig unter Druck, langfristig mit Gewinnhebel

Die Winzlinge, die von Analysten meist wenig beachtet werden, sind extrem flexibel. Sie zeichnen sich oft durch hohes Wachstum aus und agieren in speziellen Marktnischen, in denen sie führend sind. Weil viele der Unternehmen von Eigentümern gelenkt werden, sind die Entscheidungswege entsprechend kurz. Bürokratische Zustände sind eher bei schwerfälligen Großkonzernen zu finden.

Wer sich Börsenzwerge ins Depot legt, muss jedoch mit höheren Schwankungen leben. In Krisenzeiten verlieren Nebenwerte oft stärker an Wert als die großen Bluechips. Die Renditekraft im Aufschwung verwandelt sich in fallenden Märkten in einen Verlusthebel.

Im aktuellen Börsenjahr ist das deutlich zu spüren. Die Kurse der Kleinen kamen in den zurückliegenden Monaten deutlich unter Druck, wie der Vergleich der deutschen Indizes zeigt. So steht der MDax, das Kursbarometer für den deutschen Mittelstand, rund 30 Prozent tiefer als noch zu Jahresbeginn. Der Leitindex Dax hielt sich mit einem Minus von 14 Prozent im Vergleich deutlich besser.

Auf lange Sicht kehrt sich das Bild allerdings um. Dax und MDax starteten beide mit einem Wert von 1.000 Punkten. Der Dax wird seit Ende Dezember 1987 berechnet. Der MDax wurde zwar erst im Jahr 1996 eingeführt, die rechnerische Indexbasis liegt aber wie beim Dax bei 1.000 Punkten zum 30.12.1987. Deshalb ist die Entwicklung der Indizes direkt miteinander vergleichbar. Seit dem Start errechnet sich für den MDax ein jährlicher Kursanstieg von über 10 Prozent. Somit fällt dessen Wertentwicklung fast doppelt so hoch aus wie die des großen Bruders. Der Dax steht derzeit um 14.000 Punkte. Der MDax notiert aktuell bei 25.200 Punkten. Langfristig dürfte sich an dieser Entwicklung wenig ändern, denn der Mittelstand ist und bleibt das Herzstück und Rückgrat der deutschen Wirtschaft.

 

Nach den Abschlägen in den vergangenen Monaten bilden die Indizes derzeit einen Boden aus. In dieser Woche ging es mit den Kursen kräftig nach oben, nachdem neu veröffentlichte Inflationsdaten den Anlegern Hoffnung machen, dass die Teuerung ihren Zenit überschritten hat. Für mutige Anleger bieten sich interessante Einstiegschancen, denn viele Negativfaktoren sind in den Kursen eingepreist. Insgesamt werden europäische Aktiengesellschaften derzeit mit dem Elffachen ihres erwarteten Gewinns bewertet. Nimmt man das Shiller-KGV als Berechnungsgrundlage sind Aktien aus Europa preiswerter als im Schnitt der vergangenen 35 Jahre.  

Felix und Gero Gode
Alpha Star Gründer Felix und Gero Gode © Alpha Star

Im Nachhinein betrachtet, ein idealer Startzeitpunkt für eine Fondsauflage, betont Fondsmanger Felix Gode von der Fondsboutique Alpha Star im Telefonat. Eigentlich sollte ihr neuer Fonds bereits vor fast einem Jahr auf den Markt kommen. Regulatorische Hürden hatten den Startzeitpunkt jedoch verschoben. Mit dem Alpha Star Europa legen die Augsburger nun ihren insgesamt dritten Fonds auf. Während sie mit dem Alpha Star Aktien und dem Alpha Star Dividenden nach unterbewerteten beziehungsweise dividendenstarken Aktien aus der Dach-Region Ausschau halten, gehen sie mit dem neuen Fonds auf Renditejagd in ganz Europa.

Vom Aktienclub zum Investmentfonds

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Die Wurzeln von Alpha Star gehen bis ins Jahr 1996 zurück. Damals gründeten die Ex-Erfurter Brüder Felix und Gero Gode in ihrer neuen Heimat Augsburg den Alpha Star Aktienclub, um ihr eigenes Geld sowie das von Familienmitgliedern und Freunden zu vermehren. Ihr Schwerpunkt lag dabei schon immer auf Aktien aus dem deutschen Mittelstand, denn hier kannte man sich schließlich bestens aus. Aufgrund der ausgezeichneten Wertentwicklung des Clubportfolios stieg besonders nach der Finanzkrise die Nachfrage. Das betreute Vermögen überstieg die Millionengrenze, so dass die Idee zur Gründung eines Investmentfonds entstand. Im September 2014 wurde aus der Idee dann ein Fonds: der Alpha Star Aktien. Am Investmentfokus änderte sich nichts.

Wie stark die Kursperformance von kleinen Unternehmen sein kann, demonstrierte der Alpha-Star-Fonds von Beginn an. Zwischen September 2014 und November 2021 stieg der Fondspreis um mehr als 250 Prozent. Der Dax erwirtschaftete in der gleichen Zeit gerade einmal 65 Prozent, der MDax immerhin 113 Prozent. Im Laufe der Jahre lief die Schere zwischen Indizes und Fonds immer weiter auseinander.

Fokus auf innovative Nischenplayer

Die Grundlage des Erfolgs liegt in tiefgreifenden Analysen. Die Augsburger achten bei ihrer Schatzsuche akribisch darauf, Unternehmen mit dem besten Geschäftsmodell in einer Branche zu finden und diese zu günstigen Preisen einzukaufen. Die Zielobjekte sollten zudem innovativ sein und in stark wachsenden Nischen agieren. Zu den Top-Werten im 50 Millionen Euro Portfolio zählt derzeit die Softwarefirma Fabasoft und die Strahlen- und Medizintechnikfirma Eckert & Ziegler.

Im laufenden Jahr konnte sich das konzentrierte High-Conviction-Portfolio, das aus rund 20 Aktien besteht, dem Sog des allgemeinen Abwärtstrends nicht entziehen. Der Fonds verlor im Jahresverlauf über 30 Prozent an Wert. „Angesichts der Tatsache, dass die Börsen langfristig noch immer gestiegen sind und dies aller Wahrscheinlichkeit nach auch über die kommenden Jahrhunderte tun werden, bin ich ein Anhänger von Strategien, die auf langfristige Renditemaximierung ausgerichtet sind. Der Preis, den man für langfristige Überrenditen bezahlen muss, ist aber Volatilität. Wer damit leben kann, dürfte auf lange Sicht deutlich besser abschneiden“, meint Fondsadvisor Felix Gode im Interview mit dem Portal Unternehmeredition. Aufgrund des Fokus auf marktenge Werte ist der Fonds seit geraumer Zeit im Soft-Close.

 

Neues Jagdgebiet, neuer Manager

Für die Suche nach versteckten Perlen in ganz Europa hat sich der Fondsanbieter mit Marko Graßmann Verstärkung gesucht. Der Experte beschäftigt sich seit über zwölf Jahren als Analyst mit europäischen Smallcaps. Auch der neue Fonds ist Alpha-Star-typisch ein absolutes Stockpicker-Produkt. Der hohe Anspruch von Graßmann ist es, die 20 besten europäischen Smallcaps aus insgesamt 1.800 europäischen Mittelständlern zu finden. Um in den Fonds zu gelangen, sollten die Firmen mit einer geringen Verschuldung, Umsatzwachstum, starken Margen und Gewinnwachstum glänzen. Feste Länder- oder Branchenvorgaben gibt es nicht. Die Aktienauswahl der Europastrategie erfolgt unabhängig von der Auswahl der bisherigen Alpha-Star-Fonds.

Marko Graßmann
Marko Graßmann © Alpha Star

Mit Medistim und Entersoft stehen bereits erste Portfoliokandidaten fest. Medistim ist Quasi-Monopolist im Nischenmarkt für Blutflussmessgeräte die bei koronaren

Bypass-Operationen oder Eingriffen am offenen Herzen verwendet werden. Graßmann sieht für den Anbieter aus Norwegen Nachholpotenzial auf dem US-Markt. „Während in Europa und Japan nahezu alle solcher Eingriffe mit Medistim-Geräten durchgeführt werden, findet in den USA nur jede fünfte Operation unter Verwendung dieser Geräte statt“, erklärt er.

Mit Entersoft steht ein griechischer Softwareanbieter für unternehmerische und betriebliche Abläufe für das Startportfolio fest. „Da Entersoft tief in den täglichen Arbeitsablauf ihrer Kunden integriert ist, besteht eine außerordentliche Kundentreue. Im Gegensatz zu vielen anderen Software-Firmen ist Entersoft hochprofitabel“, begründet Graßmann.

Der Alpha Star Europa kann ab 14. November gezeichnet werden. Die laufenden Kosten werden bei 2,1 Prozent liegen. Ein Vorteil für Anleger: Bei Alpha Star gehört Transparenz schon immer zu den Grundfesten. So werden täglich alle Fondspositionen inklusive deren Wertentwicklung offengelegt. Außerdem bekommen Investoren Einsicht in die letzten Käufe und Verkäufe für den Fonds. Ein Vorgehen, von dem sich andere Gesellschaften eine dicke Scheibe abschneiden können. Denn ob Geheimniskrämerei und hohe Renditen in direktem Zusammenhang stehen, kann angesichts der langfristig ausgezeichneten Ergebnisse der Spezialisten aus Augsburg durchaus bezweifelt werden.

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