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Aktualisiert am 19.08.2008 - 15:44 UhrLesedauer: 3 Minuten

Aus FHR wird Hesse Newman Capital

Mit einem Image-Wandel und anderer Spitze will das Emissionshaus FHR eine neue Ära einläuten

Eine Zeitlang sah es so aus, als wenn in der Chefetage des Hamburger Initiators FHR Finanzhaus (bis Juli 2007 Finanzhaus Rothmann) bald niemand mehr ans Telefon geht. Doch die Gefahr scheint jetzt gebannt: Mit dem ehemaligen HGA-Geschäfts führer Marc Drießen als Vertriebs- und Produktvorstand und Marcus Simon als Finanzvorstand (Ex- Lloyd-Fonds-Vertriebschef) fangen zwei alte Branchen-Hasen im September bei FHR an.
„Wir stellen uns neu auf, mit der Rothmann- Welt gibt es nur noch eine sehr kleine Schnittmenge“, so Drießen. „Zukünftig wird nichts mehr an die Steuerspar-Ära erinnern.“ Laut Drießen soll neben einem Schiffs-Portfoliofonds ein Fonds kommen, der in Collateralized Loan Obligations (kurz CLO, verbriefte Unternehmenskredite) investiert. Drießen: „Den gesamten Vertrieb organisieren wir über freie Vermittler, Banken und Sparkassen.“
Zum neuen Imageträger wird die 1777 gegründete Hesse Newman Bank. An ihr hielt FHR eine Beteiligung, im November 2007 erfolgte die Übernahme. In der Firmierung soll sich der Neubeginn widerspiegeln: Das Emissionshaus FHR wird in Hesse Newman Capital AG umgetauft. „Damit unterstreichen wir, uns unter dem Dach der Hesse-Newman- Gruppe auf die Tätigkeit als Privatbank und Emissionshaus zu konzentrieren“, sagt Aufsichtsratschef Klaus Mutschler. So verkaufte man die defizitäre Rothmann-Serviceplattform Finanzdock zum symbolischen Preis von einem Schweizer Franken, zwei Rothmann- Fonds wurden ebenfalls abgestoßen.
Unmut in Teilen des Altvertriebs ruft insbesondere hervor, dass FHR einige Bestandsprovisionen Bestandsprovisionen kürzte und sogar Rückforderungen stellt. Mutschler: „Die Fonds laufen nicht alle prospektgemäß, so ist es folgerichtig, wenn wir die Verträge entsprechend überprüfen.“
Weiterer Stein des Anstoßes: Hesse Newman beendete die Haftungsdach-Verträge mit Vermittlern. Drießen: „Wir schaffen voraussichtlich ein neues Haftungsdach, wo wir in qualifizierter Form Risiken vorselektieren. Zudem werden wir neue Bankprodukte integrieren.” Eine dieser Offerten ist ein gezillmerter Fondssparplan, der von der Schweizer Vermögensverwaltung Swiss Rock bestückt wird. Swiss Rock gehört zur Mutschler Holding und steht unter Leitung von Roman von Ah, der in der Julius-Bär-Gruppe für das Asset Management verantwortlich war. Als Vertrieb ist unter anderem die Formaxx AG im Gespräch, deren Kopf Ex-AWD- und MLP-Spitzenkräfte bilden. Weil der vormalige AWD-Vorstand Ralf Brammer öfters bei Hesse Newman gesehen wurde, gab es Spekulationen, ob er FHR-Vorstandskandidat sei. Mutschlers Kommentar: „Der Vorstand ist in seiner jetzigen Besetzung vollständig. Herrn Brammer kenne ich seit vielen Jahren, er unterstützt mich ganz persönlich.” Bleibt indes noch abzuwarten, ob sich der Streit mit dem Altvertrieb kurzfristig beilegen lässt. Bis Ende des Jahres will Mutschler dies schaffen: „Wir setzen uns mit allen Vertriebspartnern vertragskonform auseinander. Möglichst viele aus der alten Welt sollen in unserer neuen Fuß fassen können.“ Ein Souvenir aus älteren Tagen bleibt Hesse Newman auf jeden Fall erhalten: die Wertpapier-Kennnummer RTM 444. Auf jenes Kürzel war Rothmann seinerzeit sehr stolz.

Kommen und Gehen beim FHR Finanzhaus

Nachdem die Schweizer Beteiligungs Werte AG unter Cash- Life-Gründer Klaus Mutschler im Oktober 2007 die Übernahme der börsennotierten FHR-Holding angekündigt hatte, verließen Rüdiger Wolff und später Thomas Foth, Wolfgang Schneider und Oliver Kuhlmann den Vorstand. Aus früherer Zeit ist nur noch Vorstand Helge Schaare an Bord. Für Wolff kam Moritz Schildt, zuvor Vorstand beim Vertrieb Tecis. Im Januar 2008 wurde ein Bilanz-Fehlbetrag von rund 40 Millionen Euro mitgeteilt: Schildt ging im März, und Effectenbank-Mitgründer Guido Sandler übernahm die Reorganisation. Ende Juni wurde bekannt, dass Marc Drießen und Marcus Simon zu FHR wechseln. Gleiches gilt für Thorsten Koop (zuvor Hansa Hamburg Shipping), der als Generalbevollmächtigter für die operative Leitung des Produktressorts zuständig ist.  

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