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Interview mit Colin Finlayson „Aus sechs Quellen schöpfen wir Fixed-Income-Rendite“

Colin Finlayson, Portfoliomanager des Aegon Strategic Global Bond Fund
Colin Finlayson, Portfoliomanager des Aegon Strategic Global Bond Fund: Bankanleihen erwirtschaften in einem Umfeld steigender Zinsen gute Erträge, die höher ausfallen können als die von Industrie-Unternehmen und Versorgern. | Foto: Aegon AM

Herr Finlayson, warum sollten sich Anleger heute vor allem mit einer flexiblen Rentenstrategie näher befassen?

Colin Finlayson: In den vergangenen fünf bis zehn Jahren war das Umfeld nicht gerade einfach. Doch angesichts des neuen Marktumfelds mit steigenden Zinsen und höheren Anleiherenditen sind Investitionen in Anleihen jetzt eigentlich zwingend. Die überraschend hohe Inflation zwingt die Notenbanken zu Zinserhöhungen. Ein Fonds mit ausgeprägter Flexibilität kann Abwärtsrisiken verringern, das Kapital schützen und Wertschöpfung betreiben.

Könnten Sie den Mechanismus der Portfoliokonstruktion des Fonds näher erläutern?

Finlayson: Wir setzen unsere Flexibilität ein, um Zinsrisiken und steigende Anleiherenditen zu managen. Aufgrund hoher Inflationserwartungen haben wir bereits im vergangenen Jahr inflationsindexierte Anleihen gekauft, deren Kupons beziehungsweise deren Nominalwert an einen Verbraucherpreisindex gekoppelt ist. Angesichts der hohen Inflation sind diese Assets heute fair oder teils sogar schon überbewertet, sodass wir bereits wieder über eine Neujustierung nachdenken.

Bei den Unternehmensanleihen sieht unsere Strategie wie folgt aus: Angesichts steigender Zinsen schneiden Hochzinsanleihen besser ab als Investment-Grade-Papiere. Hochzinsanleihen sind weniger anfällig bei Leitzinserhöhungen, die von den Zentralbanken in Phasen einer heißlaufenden Wirtschaft vorgenommen werden. Und die Unternehmen, die Hochzinsanleihen begeben, liefern aufgrund der guten konjunkturellen Entwicklung zumeist gute Ergebnisse ab. Investment-Grade-Anleihen reagieren gegenüber steigenden Zinsen hingegen sehr sensibel. Vor diesem Hintergrund haben wir im Aegon Strategic Global Bond Fund in der aktuellen Marktphase Hochzinsanleihen deutlich höher gewichtet als Investment-Grade-Anleihen.

Auf welche weniger alltäglichen Investments setzen Sie derzeit?

Finlayson: Als echte Investment-Rarität setzen wir jetzt zusätzlich auf Bankanleihen ausgewählter Emittenten. In einem Umfeld steigender Zinsen tendieren sie zu guten Erträgen, die höher ausfallen können als die von Industrieunternehmen und Versorgern. Asset Manager, die einen weniger flexiblen Fonds managen, haben nur die Möglichkeit, Standardstrategien anzuwenden. Wir können aufgrund unserer flexiblen Ausrichtung mit einer Vielzahl von Instrumenten die Chancen am Markt nutzen und Risiken minimieren. Natürlich können andere Fondsmanager mit reinen Aktienfonds höhere Renditen erzielen. Wir sehen uns in der Pflicht, dass unsere Anleger, die uns 250 Millionen US-Dollar anvertraut haben, kein Geld verlieren und gegen Abwärtsrisiken geschützt sind.

Wie stellen Sie eine überzeugende ESG-Integration sicher?

Finlayson: Für uns bei Aegon Asset Management fühlt sich der Megatrend Nachhaltigkeit nicht als etwas ganz Neues an, das nun unseren Alltag des Portfoliomanagements durchwirbelt. Wir haben schon vor Jahrzehnten ethisch wasserdichte Fonds, heute unter dem allgegenwärtigen Kürzel SRI bekannt, entwickelt und in den Vertrieb gebracht. Vor dem Hintergrund der hohen Nachfrage nach ESG-Produkten haben wir nun die Standards formalisiert, die bei uns im Haus bereits seit langem gepflegt werden. Anleger wollen Transparenz, sowohl in den Vertriebsstrukturen als auch auf der Ebene der eigentlichen Investments. Kunden wollen ESG-Ratings, die Auskunft darüber geben, wie nachhaltig ein Emittent, beispielsweise ein Unternehmen, oder ein Finanzprodukt ist, zum Beispiel eine Anleihe. Sie wollen wissen, wie ESG-Kriterien innerhalb eines Unternehmens umgesetzt werden. Sie wollen letztlich genau wissen, woran sie mit ihren Investments sind.

Inwieweit vertrauen Sie auf externe ESG-Beratung?

Finlayson: Es gibt eine Reihe von externen Anbietern von ESG-Rankings, darunter Sustainalytics, ein Unternehmen der Morningstar-Gruppe, sowie MSCI. Für uns ist es jedoch gleichermaßen wichtig, eigene Analysen zu veranlassen. Jedes einzelne Unternehmen, in das Aegon Asset Management investiert, hat einen Platz in unserem hauseigenen Rating, das von den Werten eins bis fünf reicht, von sehr gut bis hin zu, salopp gesagt, Finger weg! Wir verlassen uns daher nicht wie andere Asset Manager ausschließlich auf externen Rat, wenn es darum geht, ein Unternehmen unter ESG-Gesichtspunkten auszuwählen. Internes Research ist für uns unabdingbar. Außerdem haben wir uns auf anspruchsvolle Ausschlusskriterien geeinigt, die über alle Investmentklassen hinweg gelten.

Sie verwalten den Fonds zusammen mit Alexander Pelteshki. Könnten Sie den weiteren Ressourceneinsatz für die Strategie beschreiben? Inwieweit können Sie auf Unterstützung zurückgreifen?

Finlayson: Die gute Nachricht für unsere Anleger ist, dass wir diesen flexibelsten Fonds unseres Hauses nicht allein verwalten (lacht). Wir werden von Fixed-Income-Teams flankiert, die uns jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die Investmentstrategie, die wir im Verbund mit unseren Fixed-Income-Ressourcen betreiben, gründet daher auf der Expertise von 200 Anleiheexperten unter dem Dach von Aegon Asset Management, zu denen unter anderem 70 Portfoliomanager, 50 Analysten sowie das Responsible-Investment-Team gehören. Wir erörtern unter anderem gemeinsam, wie der übergeordnete Makroausblick sich auf die jeweiligen Asset-Klassen im Fixed-Income-Bereich auswirken kann. Wir besprechen, wie hoch der Anteil der Unternehmensanleihen gegenüber den Staatsanleihen ausfallen sollte. Und welche Allokation innerhalb der Unternehmensanleihen auf Investmentgrade-, Hochzins-, und Schwellenländeranleihen entfallen sollte. Wir können damit die Performance optimieren und Risiken besser einschätzen.

Letzte Frage: Warum sollten sich Fixed-Income-Anleger gerade für den Aegon Strategic Global Bond entscheiden?

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Finlayson: Dafür gibt es zwei zentrale Gründe. Der Fonds erlaubt ein Höchstmaß an aktiver, dynamischer Flexibilität, die wir zielgerichtet nutzen. Wir unterliegen keinen Einschränkungen im Hinblick auf die Asset-Klassen, in die wir investieren. Und wir können das uns anvertraute Kapital global anlegen. Wir bewegen kontinuierlich das Kapital, um Chancen an den einzelnen Märkten zu nutzen und gleichzeitig Risiken zu umgehen. Wir erzielen Wertschöpfung aus sechs Quellen: Asset-Allokation, Duration, Zinskurve, Rating-Allokationen, Sektorauswahl und Risikomanagement.

Lassen Sie mich noch ein letztes Merkmal anführen, das uns bei der Performance hilft. Mit 100 bis 150 Anleihen verfügen wir über ein relativ konzentriertes Portfolio. Wir bewegen uns damit ausreichend diversifiziert an den Märkten, aber sind nicht so stark aufgesplittert, dass jede einzelne Anleihe mit ihrem Beitrag verwässert wird. Wir betreiben hier bei Aegon Asset Management viel Aufwand, um einzelne Anleihen aus dem Markt zu filtern, von denen wir uns gute Erträge versprechen.

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