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Ausblick 2023 Wachstumsstarke Tech-Werte stehen vor dem Wiederanstieg

Ein Blick wie das Kapitalmarktjahr 2022
Ein Blick wie das Kapitalmarktjahr 2022: Zwar wird das Umfeld 2023 herausfordernd bleiben, Anleger könnten aber wieder mehr Freude an ihren Investments haben. | Foto: Imago Images / Xinhua
Daniel Morris, BNPP AM

Die Weltwirtschaft scheint sich unaufhaltsam auf eine Rezession zuzubewegen. Die Ursachen sind bekannt: aggressive Zinserhöhungen der Zentralbanken, der Energiepreisschock in Europa sowie die Null-Covid-Politik und ein wackeliger Immobilienmarkt in China.

Große Teile Europas befinden sich bereits in der Rezession. „Wir gehen davon aus, dass in den USA im dritten Quartal 2023 ein Abschwung beginnt“, sagt Daniel Morris, Chef-Investmentstratege bei BNP Paribas Asset Management. Das Wachstum in China wird aus seiner Sicht wahrscheinlich nicht negativ werden, aber unter dem historischen Niveau liegen.

Europäische Unternehmensanleihen mit Potenzial

Maya Bhandari, BNPP AM

Wo können sich für Anleger in diesem schwierigen Umfeld Anlagechancen ergeben? Maya Bhandari, globale Leiterin Multi-Asset bei BNP Paribas Asset Management, hält mit Blick auf das kommende Jahr Unternehmensanleihen für interessant. „Das gilt insbesondere für europäische Papiere von Emittenten mit starker Bonität. Wir sind der Ansicht, dass die niedrigen Bewertungen – also die hohen Spreads – die unserer Meinung nach günstigen Fundamentaldaten nicht widerspiegeln“, sagt Bhandari. „Ende November lagen die Renditeaufschläge auf dem Niveau der Corona-Krise von 2020 und implizierten eine Ausfallrate von rund 10 Prozent. Das ist mehr als das Achtfache des Durchschnitts.“ Gleichzeitig aber sei der Verschuldungsgrad der Unternehmen für die aktuelle Phase des Konjunkturzyklus ungewöhnlich niedrig und sogar rückläufig. Die Bilanzen präsentieren sich solide.

Gegenüber breiten Aktieninvestments ist Bhandari hingegen nach wie vor skeptisch. „Wir befürchten weiterhin eine stärkere Beeinträchtigung sowohl des Wachstums als auch der Erträge. Die anhaltende geopolitische Unsicherheit könnte die Cashflow-Prognosen weiter belasten.“

Drei Faktoren bestimmen die Marktentwicklung 2023

Für die Renditeaussichten im Jahr 2023 sind aus ihrer Sicht drei Fragen von größter Bedeutung:

- Wann werden die Fed und die anderen großen Zentralbanken ihre Leitzinsen wieder senken?

„Wir sind der Meinung, dass die Chancen für einen schnelleren und schärferen geldpolitischen Kurswechsel steigen“, sagt Bhandari. Die Leitzinsen werden ihrer Einschätzung nach bis Mitte 2023 in den USA bei 5,0 bis 5,5 Prozent und in Europa bei 2,25 Prozent liegen. Wachstum und Inflation werden sich aufgrund der bereits eingeleiteten Straffung abschwächen. „Wir sind der Meinung, dass eine Pause bei den Zinserhöhungen – die der Hauptgrund für die schwache Marktentwicklung im Jahr 2022 waren – eine Atempause für Risikoanlagen bieten könnte.“ Die Frage sei nur, in welchem Umfang.

- Wie stark wird die Wachstums- und Ertragskorrektur ausfallen?

Die zweite Frage betrifft das Ausmaß der kommenden Wachstumskorrektur und die finanzielle Situation der privaten Haushalte angesichts der hohen Inflationsraten. „Das zunehmend instabile makroökonomische Umfeld scheint in keinem passenden Verhältnis zu den relativ optimistischen Gewinnerwartungen der Unternehmen zu stehen“, gibt Bhandari zu bedenken.

 

Zwar seien die Gewinnerwartungen bestenfalls ein Zufallsindikator. „Aus unserer Sicht sind sie aber zu hoch. Mit Ausnahme Asiens und zuletzt der US-Technologiebörse Nasdaq deuten unsere Analysen darauf hin, dass noch weitere Rückgänge zu erwarten sind, bevor sie den fairen Wert erreichen“, sagt die Multi-Asset-Expertin.

Insgesamt sind sie und ihr Team gegenüber Aktien neutral eingestellt. „Mit Blick auf Europa sind wir sehr vorsichtig. Größer ist der Optimismus mit Blick auf China und Japan.“

- Wie groß werden die geopolitischen Verwerfungen im Jahr 2023 sein?

Die geopolitischen Entwicklungen dürften weiterhin das Marktumfeld prägen. „Wir werden die entsprechenden Risiken im Jahr 2023 genau beobachten“, betont Bhandari. Dazu gehören der weitere Verlauf des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise, Chinas Umgang mit Taiwan und die Wiederöffnung seiner Wirtschaft sowie Handelskriege und ihre Auswirkungen auf die Lieferketten. „Jeder dieser Faktoren könnte die Kapitalmärkte erheblich beeinflussen.“

Grundlegende Treiber für Technologieaktien bleiben intakt

Pamela Hagerty, BNPP AM

Im Jahr 2022 besonders stark unter Druck geraten ist der Technologiesektor. „Wie es 2023 weitergeht, ist angesichts der erheblichen makroökonomischen und geopolitischen Unsicherheiten schwer zu beurteilen“, räumt Pam Hegarty, Portfoliomanagerin bei BNP Paribas Asset Management, ein. Sie ist jedoch weiterhin zuversichtlich, dass die ihrer Strategie zugrundeliegenden langfristigen Wachstumstreiber wie Cloud Computing, künstliche Intelligenz, Automatisierung und das Internet der Dinge Bestand haben werden. „Die Marktführer und Nutznießer der digitalen Transformation werden über einen langfristigen Anlagehorizont hinweg überdurchschnittliches Umsatzwachstum sowie überdurchschnittliche Erträge, Cashflows und Renditen erzielen“, ist sich Hegarty sicher.

Zwar sind negative Gewinnrevisionen angesichts der Wachstumsverlangsamung aus Sicht der Portfoliomanagerin wahrscheinlich. „Wir sehen aber das Potenzial für eine relative Outperformance des Technologiesektors, da die Gewinne in vergangenen Rezessionen widerstandsfähig waren“, sagt Hegarty. Da das Wachstum abnehme, könnten Anleger wieder bereit sein, mehr für Qualitätswachstum zu bezahlen.

Chancen auf dem Weg ins Jahr 2023

Hegarty nennt fünf weitere Gründe für ihren Optimismus gegenüber der Technologiebranche:

  1. Die Einführung von Cloud Computing, künstlicher Intelligenz (KI), Automatisierung und dem Internet der Dinge setzt sich fort, da Unternehmen Kosten sparen wollen.
  2. Die strategische Bedeutung der digitalen Transformation sollte die Unternehmensausgaben für Informationstechnologie (IT) stabilisieren. Die IT-Unternehmensberatung Gartner prognostiziert ein Wachstum der IT-Ausgaben um 5 Prozent im Jahr 2023.
  3. Die Halbleiternachfrage könnte sich als widerstandsfähig erweisen: In der Automobilindustrie sind die Lagerbestände niedrig und der Bedarf an elektronischen Komponenten nimmt zu. Dazu kommt die stabile Nachfrage nach Rechenzentren.
  4. Die Bewertungen scheinen überzeugend. Hegarty: „Wir schätzen, dass das durchschnittliche Verhältnis zwischen Unternehmenswert und geschätztem Umsatz in den kommenden zwölf Monaten für nordamerikanische Software-Aktien wieder bei fast 6 liegt. Das entspricht in etwa dem Niveau von 2013 bis 2018 und liegt 32 Prozent unter dem jüngsten Fünfjahresdurchschnitt.“ Die meisten Halbleitertitel seien ebenfalls günstig bewertet.
  5. Die realen Renditen von Anleihen mit längeren Laufzeiten haben wohl ihren Höhepunkt erreicht. „Selbst wenn die US-Notenbank die Zinsen weiter anhebt, dürften die Bewertungen also nicht unbedingt weiter sinken“, so Hegarty.

Die Expertin sieht jedoch auch Risiken für den Tech-Sektor. Dazu zählt sie weiter steigende Realzinsen, ein Absinken des Wachstums im Online-Handel auf das Vor-Covid-Niveau sowie geopolitische und regulatorische Risiken.

Langfristiges Potenzial überwiegt kurzfristige Herausforderungen

Insgesamt ist aus Hegartys Sicht „eine fundamentale Aktienanalyse in Verbindung mit einer disziplinierten Portfoliokonstruktion der beste Ansatz, um die Unsicherheit zu bewältigen“. Man sei in qualitativ hochwertige, wachstumsstabile Unternehmen investiert, die über einen soliden „Burggraben“ verfügen – also eine starke Position im Wettbewerb. „Was die spekulativeren Wachstumswerte mit längerfristigen Cashflows betrifft, so sind unsere Positionen bescheiden.“

Pamela Hegarty ist zuversichtlich, dass säkulare Wachstumstreiber über einen Anlagehorizont von mehr als drei Jahren die kurzfristigen zyklischen Bedenken überwiegen werden. „Wir konzentrieren uns auf nachhaltige Marktführer oder Nutznießer des digitalen Wandels mit dauerhaften Wettbewerbsvorteilen, die zu überzeugenden Bewertungen gehandelt werden.“

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