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Aktualisiert am 16.05.2018 - 17:07 UhrLesedauer: 5 Minuten
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Ausblick der Templeton Global Equity Group Schnäppchen, Wertkatalysatoren und Risiken

Die Bedingungen an den globalen Finanzmärkten bleiben mit Blick auf 2018 nach wie vor weitgehend günstig. In vielen Ländern ist die Geldpolitik noch locker, die Fiskalpolitik wirkt unterstützend, die Arbeitslosigkeit sinkt und das Wirtschaftswachstum verläuft positiv und weltweit synchron. Hinzu kommt, dass die Inflation allgemein gedämpft bleibt, die Unternehmensgewinne robust  und die Preise für Vermögenswerte stabil sind.

Nach unserer Erfahrung lässt sich Newtons erstes Bewegungsgesetz auch auf die Finanzmärkte übertragen: Die Hausse am globalen Aktienmarkt scheint solange in Bewegung zu bleiben, bis eine entgegengesetzte Kraft einwirkt. Daher dürfte das aktuelle „Goldlöckchen“-Umfeld im Jahr 2018 unverändert Rückenwind für Aktien bieten – sofern kein externer Schock eintritt.

Welche Störfaktoren könnten den „Goldlöckchen“-Markt beeinträchtigen?

Zu Ereignissen, die dieses optimale Szenario stören könnten zählen: Ein unerwarteter Inflationsschub, eine Finanzkrise in China, ein Konflikt mit Nordkorea, ein erneutes Aufflammen von Populismus und Extremismus in Europa sowie ein geldpolitischer Fehler in dem entstehenden Straffungszyklus der Zinsen.

Wir können die Zukunft nicht vorhersagen. Jedoch können wir Indikatoren im Blick behalten, die Hinweise auf einen möglichen Wendepunkt liefern. Was für ein Einhalten des aktuell günstigen Umfelds spricht: Die kurzfristigen taktischen Indikatoren fielen Ende 2017 weiterhin relativ gedämpft aus: Weder bei den Verbraucherkrediten noch bei den Unternehmensinvestitionen oder der Lohninflation lässt sich unangebrachte Überschwänglichkeit erkennen. Und die Preise für Vermögenswerte sind insgesamt gestiegen. Allerdings: Die im Juli 2017 gemessenen Höchststände der vergangenen 200 Jahre bei Anleihen- und Aktienbewertungen der Industrieländer gehen mit den Tiefstständen der vergangenen 200 Jahre bei den Zinsen einher.

Angesichts eines allgemein niedrigen Inflationsdrucks verfügen die Zentralbanken über ausreichend Flexibilität, um auf die Entwicklung der Finanzbedingungen  zu reagieren. Sie beginnen damit, allmählich ihre Geldpolitik zu normalisieren. Insgesamt deutet die heutige globale Finanzlandschaft eher auf eine moderate Reflation als auf hemmungslose Euphorie.

Wendepunkte und Chancen

Allerdings treten Wendepunkte in einem Zyklus eher unvorhersehbar und unerwartet ein. Und aktuell handelt es sich nicht um irgendeinen Zyklus. Die zur Erholung von der globalen Finanzkrise 2007 bis 2009 erforderlichen massiven Konjunkturpakete der Zentralbanken haben extreme Bedingungen geschaffen, die das systemische Risiko erhöhen.

So haben sich die Bilanzen der Zentralbanken auf ein beispielloses Ausmaß aufgebläht und bieten eine alles andere als organische Liquiditätsabsicherung. Fällt diese weg, könnte sich das negativ auf die Preise von Anlagen auswirken. Die weltweite staatliche Verschuldung und die öffentlichen Haushaltsdefizite sind ungewöhnlich hoch. Das schafft Bedingungen, die typischerweise mit Krisen- und Konfliktphasen einhergehen. Heute stellen sie jedoch eine alltägliche Realität dar, die unter anderem das Risiko eines unerwarteten Inflationsschubs erhöht. Der Aufstieg von Populismus und Nationalismus hingegen scheint momentan zwar etwas abzuebben. Die Unzufriedenheit breiter Teile der Bevölkerung hat jedoch die geopolitischen Spannungen erhöht und droht, den freien Fluss von Handel und Arbeit, der zur Globalisierung und zu Wohlstand beiträgt, zu unterbrechen.

Trotz zunehmender langfristiger Risiken, die darauf zurückzuführen sind, dass sich die Hausse am globalen Aktienmarkt ihrem Ende nähert, ergeben sich weiterhin Bottom-up-Chancen. In diesem Sinne befindet sich Europa in einer früheren Phase seines Zyklus als die USA und hat von der allgemeinen Erholung der Unternehmensgewinne, der steigenden Beschäftigung und der Belebung der Konsum- und Investitionsausgaben profitiert. Nicht zuletzt haben die jüngsten Wahlergebnisse proeuropäische und wachstumsorientierte Reformen begünstigt, wodurch die separatistischen Bewegungen in Spanien und Großbritannien etwas zurückgetreten sind.

Vor diesem Hintergrund  bleiben europäische Aktien im Verhältnis zur übrigen Welt Ende 2017 äußerst billig. Es entstehen auch Chancen in Asien, wobei Japan den längsten anhaltenden Wachstumsschub seit der globalen Finanzkrise verzeichnet. Südkoreanische Unternehmen vollziehen erfreuliche Schritte hin zu einer besseren Unternehmensführung und Dividendenpolitik. In China fällt das Wachstum solide aus, die Währungsreserven werden erneut angehoben, und nach der Stärkung der Machtposition von Präsident Xi Jinping auf dem 19. Nationalen Volkskongress scheint Stabilität die Oberhand zu gewinnen.

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