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Ausblick für 2020 Warum die Anleiheblase nicht platzen wird

Jim Leaviss
Bild: M&G

Vielleicht haben die Bondbären ja in diesem Jahr recht, aber nach einer dreißigjährigen Phase von Verkaufsempfehlungen für Anleihen halte ich die Treffersicherheit ihrer Prognosen für fraglich. Wer denkt, dass die Blase nun endlich platzt, muss auch glauben, dass alle starken Langzeittrends, die den Markt beeinflussen, mit einem Schlag enden.

Andernfalls muss man wahrscheinlich warten, bis sich der Abwärtstrend von Renditen und Inflation endgültig dreht. Denn ich glaube nicht, dass negative Realzinsen per se eine Fehlentwicklung darstellen – wahrscheinlich werden sich, langfristig betrachtet, eher die überhöhten Renditen der 1980er Jahre als die Ausnahme herausstellen.

Zu den großen Entwicklungen, die die Zinsmärkte auch weiter beeinflussen werden, zählen diese drei:

1. Demografie – die sparsamen Babyboomer

Die Generation der Babyboomer hat das Wirtschaftswachstum der Industrienationen entscheidend beeinflusst. In den 1970er Jahren waren die Boomer mit ihrer Ausbildung fertig und drängten auf den Arbeitsmarkt. Damit endete eine Zeit des Arbeitskräftemangels, die Gewerkschaften verloren ihre Mitglieder und damit ihre Macht, und die Lohninflation ging zurück. Weil die Bevölkerung mehrheitlich jung und gesund war, gab es relativ wenig Druck auf den Sozialstaat – etwa durch hohe Rentenbelastungen oder Pflegekosten für ältere und bedürftige Menschen.

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Grafik: Bond Vigilantes/M&G
Quelle: Bloomberg, Wirtschaftsdaten der US-Notenbank, 31. Oktober 2019

Die Boomer arbeiteten viel, verdienten gut und konnten dementsprechend viel Geld sparen und Vermögen bilden. Damit stieg die Nachfrage nach sicheren Anlagen und jetzt, wo die meisten von ihnen im Ruhestand leben, legen sie weiterhin Wert auf regelmäßige Erträge. All das führt zu einer erhöhten Nachfrage nach Anleihen und drückt auf die Renditen.

2. Einfluss der Technologie auf die Inflation

Viele Konsumgüter sind über die Jahre in dramatischem Umfang billiger geworden. Das ist einer der Gründe dafür, warum es trotz vieler Maßnahmen nicht gelingt, in den Industrieländern das Verbraucher- oder Erzeugerpreisinflationsziel von zwei Prozent zu erreichen. Zwei Beispiele: Während musikbegeisterte Jugendliche früher schnell auf einen Betrag von 50 Euro oder mehr kamen, wenn sie CDs, LPs oder Musikkassetten kauften, bietet heute Spotify unbegrenztes Hörvergnügen für einen Bruchteil dieses Betrages.

Und wer heute etwa den Kauf eines Fernsehers plant, informiert sich vorher im Internet, wo er das günstigste Angebot findet. Das ist zwar schlecht für den Einzelhandel, bringt aber einen enormen Mehrwert für den Konsumenten und sorgt dafür, dass Preise langsamer steigen.

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