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Ausblick Surfen auf der geldpolitischen Lockerungswelle – Vorsicht geboten

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Der Kontext

Wie bei jedem Pimco-Forum haben wir drei Möglichkeiten: unsere makroökonomischen Einschätzungen des vorangegangenen Forums zu bestätigen, sie weiter auszuarbeiten oder – falls die Umstände es erfordern – sie durch neue zu ersetzen. Auf unserem Forum im Dezember 2014 kamen wir bezüglich der Weltwirtschaft zu dem Schluss, „dass mit der Flut die meisten Boote steigen“.

Diese Prognose gründete sich auf den Rückgang der Ölpreise im zweiten Halbjahr 2014, auf unsere Vermutung, dass dieser Rückgang im Wesentlichen dem hohen Angebot und nicht der geringen Nachfrage geschuldet sei, und unsere Ansicht, dass die Europäische Zentralbank (EZB) 2015 wahrscheinlich ein umfassendes Programm der quantitativen Lockerung (Quantitative Easing, QE) zur Ergänzung der bereits laufenden quantitativen Lockerungsmaßnahmen in Japan ankündigen werde.

Seit dem Forum im Dezember gab es einige makroökonomische Entwicklungen, die sich erheblich auf die Aussichten für die Weltwirtschaft auswirken könnten und die von uns ausführlich diskutiert wurden. So haben seit Dezember mehr als 20 Zentralbanken – darunter alle wichtigen Notenbanken mit Ausnahme der Fed, von der man weiterhin erwartet, dass sie irgendwann im Laufe des Jahres 2015 die Zinsen anheben wird – ihre Geldpolitik gelockert, indem sie die Leitzinsen auf nahezu null, in manchen Fällen sogar darunter, senkten (siehe Abbildung 2).

Zudem kündigte die EZB im Januar ein Programm der quantitativen Lockerung im Umfang von 1,1 Billionen Euro an, das die Erwartungen des Marktes hinsichtlich der Größe und seiner unbegrenzten Laufzeit übertraf. Zusammengenommen führten diese Maßnahmen zu einer weltweiten Welle der geldpolitischen Lockerung, die 2014 kaum abzusehen war. Das allein schon dürfte sich günstig auf Wachstum und Inflationserwartungen in diesen Ländern auswirken.

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Eine weitere maßgebliche Entwicklung seit dem Forum im Dezember war der stete Rückgang der Ölpreise gegenüber den damaligen Prognosen (siehe Abbildung 3). Die Ölpreise sind seit Dezember um 20 US-Dollar pro Barrel gesunken und liegen ganze 40 US-Dollar unter dem durchschnittlichen Ölpreis des Jahres 2014. Wie wir im Dezember ausführlich besprochen haben, bringt der Rückgang der Erdölpreise und der Rohstoffpreise im Allgemeinen sowohl Gewinner – rohstoffimportierende Länder – als auch Verlierer – die Exportländer – hervor.

Die Nettoauswirkung auf die weltweite Gesamtnachfrage dürfte eher positiv sein, da niedrigere Rohstoffpreise von Rohstoffexporteuren mit hoher Sparquote (staatliche Ölgesellschaften, staatliche Vermögensfonds) an Verbraucher mit niedrigerer Sparquote weitergegeben werden.

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