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„Ausländische Anleger kaufen mitnichten den deutschen Immobilienmarkt leer“

Einar Skjerven
Einar Skjerven
Einar Skjerven ist geschäftsführender Gesellschafter der Skjerven Group.

In Hamburg stiegen die Preise für Eigentumswohnungen zwischen 2003 und 2011 um über 31 Prozent, in Berlin sogar um 39 Prozent. Im vergangenen Jahr haben die Preise noch einmal dramatisch angezogen.

Den Grund für diese drastischen Steigerungen vermuten viele im wachsenden Interesse ausländischer Investoren am deutschen Wohnungsmarkt. Doch die Befürchtung, dass diese den deutschen Immobilienmarkt aufrollen oder mittlerweile sogar fest im Griff haben, ist unbegründet. Das belegt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW).

Demnach erwarben Anleger aus dem Ausland 2011 in Deutschland zwar Immobilien im Wert von 685 Millionen Euro. Im gleichen Zeitraum verkauften sie allerdings auch Objekte für 816 Millionen Euro. Insgesamt wurden 2011 weniger als ein Prozent aller Immobilientransaktionen aus dem Ausland getätigt.

Hauptstadt geht immer

Gleichwohl ist nicht von der Hand zu weisen, dass vor allem deutsche Metropolen als Investitionsstandorte bei ausländischen Investoren immer beliebter werden. Das gilt insbesondere für Berlin, denn die Preise in der Hauptstadt sind im internationalen Vergleich immer noch äußerst günstig.

Doch auch hier geht der bei weitem größte Teil der Objekte an deutsche Käufer. So wurden 2011 nur schätzungsweise ein Drittel der Immobilienkäufe von ausländischen Investoren getätigt.

Außerdem zeigt sich in der Praxis, dass Käufer aus dem Ausland bestimmte Immobilien klar bevorzugen. Das sind insbesondere solche, die einen bekannten Namen haben beziehungsweise an bekannten Standorten stehen.

Lieblingsviertel der Ausländer

Meiner Beobachtung nach favorisieren ausländische Investoren bei ihrer Einkaufstour in Berlin beispielsweise besonders die Bezirke Mitte oder Friedrichshain – Gegenden also, die bei Touristen als Inbegriff des aufregenden, dynamischen Berlins gelten. Hier reihen sich unzählige Cafés, Bars und kleine Geschäfte aneinander, die boomende IT- und Startup-Szene ist förmlich mit den Händen greifbar und das Stadtzentrum schnell erreichbar.

Der Grund für ein solches Investitionsverhalten ist simpel: Häufig fehlt es Käufern, die aus dem Ausland agieren, schlichtweg an den Detailkenntnissen des lokalen Wohnungsmarkts. So verlassen sie sich nicht selten auf den guten Ruf eines Kiezes, ohne dabei die Mikrolage eingehend zu prüfen.

In Berlin-Mitte kommt hinzu, dass sich mit der Friedrichsstraße eine der Top-Shoppingmeilen in unmittelbarer Umgebung befindet und auch Touristenattraktionen wie das Brandenburger Tor oder die Museumsinsel schnell erreichbar sind. Das macht den Bezirk für private ausländische Investoren nicht nur als Kapitalanlage interessant, sondern auch als Ferienwohnung, die sie für einige Wochen im Jahr selbst nutzen können.

Für lokale Akteure und solche, die sich auf spezifische Wohnungsmärkte konzentrieren, bedeutet das im Umkehrschluss, dass sich gute Investitionsmöglichkeiten insbesondere in solchen Lagen ergeben, die noch nicht überlaufen beziehungsweise von Investoren aus dem Ausland noch nicht entdeckt worden sind.

In Berlin sind das insbesondere Wohnlagen am Rande des S-Bahn-Rings und sogar darüber hinaus – Gegenden also, die bei ausländischen Investoren häufig noch als abgelegen gelten. Hierzu zählen aktuell meines Erachtens vor allem Teile Pankows oder Wohnlagen im Südwesten Berlins.

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