„Hände hoch, das ist ein Überfall!“ – diesen Satz müssen Bankinstitute kaum noch fürchten. Seit 2012 ist die Zahl der klassischen Banküberfälle in Deutschland um 85 Prozent gesunken, von 202 auf nur noch 32 Fälle im Jahr 2023.
Das Geld verschwindet nicht mehr aus den Tresoren, sondern geräuschlos per Überweisung ins Ausland. Wie der abenteuerliche Fall bei der Volksbank Düsseldorf-Neuss zeigt: Im Mai 2023 kamen dort 100 Millionen Euro nach einer Überweisung in die Türkei abhanden – die Sicherheitssysteme versagten.
Wie können solche Betrugsfälle passieren? DAS INVESTMENT hat bei 23 Instituten nachgefragt, wie sie sich vor „Manipulationen an Kontoverfügungen“, wie es im Fachjargon heißt, schützen und Verdachtsfälle bei Auslandsüberweisungen identifizieren.
Die Antworten sind zurückhaltend – und dennoch bemerkenswert. Zwar verweisen alle Banken auf die absolute Vertraulichkeit ihrer Sicherheitsmaßnahmen. Aber auf persönliche Nachfrage und in Gesprächen mit Compliance-Beratern, die DAS INVESTMENT über mehrere Wochen führte, wird klar: Die neuesten Entwicklungen bei der Künstlichen Intelligenz stellen die Branche vor gewaltige Herausforderungen – gerade im internationalen Zahlungsverkehr.
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„Hände hoch, das ist ein Überfall!“ – diesen Satz müssen Bankinstitute kaum noch fürchten. Seit 2012 ist die Zahl der klassischen Banküberfälle in Deutschland um 85 Prozent gesunken, von 202 auf nur noch 32 Fälle im Jahr 2023.
Das Geld verschwindet nicht mehr aus den Tresoren, sondern geräuschlos per Überweisung ins Ausland. Wie der abenteuerliche Fall bei der Volksbank Düsseldorf-Neuss zeigt: Im Mai 2023 kamen dort 100 Millionen Euro nach einer Überweisung in die Türkei abhanden – die Sicherheitssysteme versagten.
Wie können solche Betrugsfälle passieren? DAS INVESTMENT hat bei 23 Instituten nachgefragt, wie sie sich vor „Manipulationen an Kontoverfügungen“, wie es im Fachjargon heißt, schützen und Verdachtsfälle bei Auslandsüberweisungen identifizieren.
Die Antworten sind zurückhaltend – und dennoch bemerkenswert. Zwar verweisen alle Banken auf die absolute Vertraulichkeit ihrer Sicherheitsmaßnahmen. Aber auf persönliche Nachfrage und in Gesprächen mit Compliance-Beratern, die DAS INVESTMENT über mehrere Wochen führte, wird klar: Die neuesten Entwicklungen bei der Künstlichen Intelligenz stellen die Branche vor gewaltige Herausforderungen – gerade im internationalen Zahlungsverkehr.
Was die Banken über ihre Sicherheitsstandards preisgeben
„Bitte haben Sie Verständnis“ – diese Formulierung zieht sich wie ein roter Faden durch die Antworten der befragten Institute. Verständnis dafür, dass man aus Sicherheitsgründen keine Details zu internen Prozessen preisgeben könne. Dass man sich zu konkreten Prüfschritten nicht äußern dürfe. Dass man über Betragsgrenzen und Kontrollmechanismen schweigen müsse.
Aus den (Nicht-)Antworten ergibt sich dennoch ein Muster.
Standardisierte Zurückhaltung
Die Institute verschanzen sich hinter allgemeinen Formulierungen. Sie versichern, „selbstverständlich alle gesetzlichen Anforderungen“ zu erfüllen und über „angemessene und risikoorientierte Sicherungsmaßnahmen“ zu verfügen.
Doch was bedeutet das konkret? Die meisten Häuser bleiben die Antwort schuldig.
Die wenigen konkreten Einblicke
Nur vereinzelt gewähren Banken einen tieferen Einblick in ihre Sicherheitsarchitektur. Dann ist die Rede von
- automatisierten Plausibilitätsprüfungen,
- mehrstufigen Kontrollverfahren,
- regelmäßigen Mitarbeiterschulungen und
- Limitierungssystemen für Überweisungen.
Know-Your-Customer als Kern der Strategie
Die detailliertesten Auskünfte geben die Institute zum Know-Your-Customer-Prinzip (KYC). Sie betonen dabei besonders die Bedeutung der persönlichen Kundenbeziehung.
Mehrere Banken heben hervor, dass sie neben den gesetzlich vorgeschriebenen Identifizierungspflichten vor allem das Transaktionsverhalten ihrer Kunden genau analysieren.
Die Institute achten dabei auf
- übliche Geschäftszeiten und typische Überweisungsmuster,
- branchentypische Zahlungsströme bei Firmenkunden,
- die Häufigkeit von Auslandsüberweisungen,
- auffällige Veränderungen im Zahlungsverhalten.
Die Grenzen der Transparenz
Besonders zurückhaltend zeigen sich die Banken bei Fragen zur Absicherung von Auslandsüberweisungen. Hier verweisen die Institute durchgängig auf die Sensibilität der Informationen. Die Antworten bleiben aus oder werden vage, sobald es sich um diese Themen dreht:
- konkrete Betragsgrenzen,
- technische Sicherheitssysteme,
- spezielle Kontrollmechanismen für internationale Transfers und
- die Zusammenarbeit mit ausländischen Partnerbanken.
Achillesferse internationale Überweisungen
Gerade im Auslandszahlungsverkehr zeigen sich die Schwachstellen der Sicherheitssysteme. Der Fall der Volksbank Düsseldorf-Neuss scheint dabei kein Einzelfall zu sein – er ist nur besonders spektakulär.
Wie eine große regionale Sparkasse gegenüber DAS INVESTMENT ausführt, müssten „Zahlungsaufträge oftmals in wenigen Stunden ausgeführt werden“. Das Institut habe dafür ein Risikokonzept entwickelt, das „unter anderem Risikoländer und bestimmte Grenzbeträge“ vorsieht.
Entscheidend ist laut dem Institut auch, welche Vollmachten ein Unternehmen für Auslandsüberweisungen erteilt hat. Diese können für Einzelpersonen oder nur für zwei Personen gemeinsam gelten. „Im Zweifelsfall“, so die Sparkasse, „wird zuerst Rücksprache mit dem Kunden genommen.“
Ein Risikokonzept, dass einen Fall wie in Düsseldorf-Neuss wahrscheinlich schon verhindert hätte.
Dennoch zeigt sich das Dilemma der Banken:
- Grenzüberschreitende Zahlungen lassen sich schwer zurückholen,
- die Prüfung ausländischer Empfängerkonten ist nur eingeschränkt möglich,
- Zeitverschiebungen verhindern direkte Rückfragen,
- Korrespondenzbanken sind ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor.