Austerität Schuld an wirtschaftlicher Trägheit?
Anpassung und Austerität
Die Gründe, aus denen Unternehmen in der Peripherie dachten, dass sie länger andauerndere Schocks erlebten, können aus der folgenden Abbildung ermessen werden. Diese zeigt die Änderungsraten des Beschäftigungsniveaus in sechs großen Industriezweigen der Wirtschaft zwischen Q3 2007 und Q3 2009 sowie Q3 2009 und Q3 2013.
Erstens nahm die Beschäftigung in beiden Zeiträumen primär in der Güterproduktion, im Baugewerbe sowie im Handel und Transport ab. Ungefähr die Hälfte des gesamten Beschäftigungsverlustes in Spanien und Irland, ungefähr ein Drittel in Portugal und ein Fünftel in Griechenland fiel in den Bausektor.
Zweitens passierte der Anstieg des Beschäftigungsniveaus in beiden Perioden im Dienstleistungsgewerbe, exklusive dem Handel und Transportgewerbe. Genauer gesagt stieg in manchen Industriezweigen der Beschäftigungsgrad, während zeitgleich in anderen die Beschäftigung sank.

Eine Deutungsmöglichkeit dieser Tatsache ist, dass der Investmentboom in der Peripherie von einer massiven Fehlallokation der Faktoren Kapital und Arbeit in allen Sektoren begleitet wurde. Als die Krise einsetzte, erkannten viele Unternehmen, dass das bisherige Beschäftigungsniveau nicht tragfähig war und somit sank die Beschäftigung in diesen Industriezweigen permanent.
Dies löste industrieübergreifend eine immense Reallokation von Arbeit (und Kapital) in den Peripherieländern aus. Für Arbeitnehmer ist es kostspielig und zeitaufwendig, den Industriezweig zu wechseln, weshalb das Beschäftigungsniveau sich nur schrittweise im Laufe der Zeit erholt. In Ländern mit rigiden Arbeitsmärkten kann dieser Vorgang lange dauern.
Während der wirtschaftlichen Blütezeit in den Jahren vor der Krise, erlebten die Peripherieländer überschwängliche Investitionstätigkeit und Zufluss privaten Kapitals, verloren aber ihre Wettbewerbsfähigkeit auf Grund exzessiver Güterpreissteigerungen im Vergleich zum Rest des Euroraums, häuften große Leistungsbilanzdefizite an und erlitten die Fehlallokation ihrer produzierenden Ressourcen.
Austerität trägt zum langsamen Prozess der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Peripherieländer bei, indem sie gesamtwirtschaftliche Nachfrage reduziert und damit bei der Wiederangleichung der Preise hilft.
Die letzte Abbildung zeigt, dass nach einer starken realen Aufwertung zwischen 2002 und 2007 in den Peripherieländern zwischen 2008 und 2009 nur wenig Preisanpassung stattfand. Das Preisniveau in allen Peripherieländern wuchs nur während des Zeitraums fiskalischer Austerität langsamer als im Kern.

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