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Austritt aus der Europäischen Union Brexit-Referendum schickt Börsen weltweit auf Talfahrt

Das Britische Pfund sackte nach Bekanntwerden des Brexit-Abstimmungsergebnisses gegenüber dem US-Dollar auf den niedrigsten Stand seit 1985 ab, die asiatischen Aktienmärkte erlitten heftige Verluste und US-Staatspapiere kletterten.

Zunächst hatte das Pfund zugelegt, nachdem eine Umfrage auf eine Unterstützung von 52 Prozent für einen Verbleib der Briten in der EU hingedeutet hatten. Kurz nach 7 Uhr mitteleuropäischer Zeit erklärte die BBC, es gebe keine Chance mehr für die Pro-EU-Seite, da 52 Prozent der Wähler sich für ein Verlassen der EU entschieden hätten und nur 48 Prozent für einen Verbleib in der EU.

Schock in der europäischen Politik

„Das ist der größte Schock in der europäischen Politik seit dem Fall der Berliner Mauer“, erklärte Rob Ford, Politikprofessor an der Universität Manchester. „Wie kann der Premierminister nach einer so deutlichen Zurückweisung überhaupt weitermachen?“

Mit dem Abstimmungsergebnis steuert Großbritannien auf jahrelange harte Verhandlungen über eine Trennung von der EU zu. Für Premierminister David Cameron, der gewarnt hatte, dass ein solches Ergebnis das Land in eine Rezession stürzen würde, ist es ein heftiger Schlag.

JPMorgan Chase und HSBC haben angekündigt, dass ein Brexit sie veranlassen würde, Tausende Stellen von London weg zu verlagern. Für den ehemaligen Londoner Bürgermeister Boris Johnson, einen der Anführer der Kampagne für ein Ausscheiden Großbritanniens aus der EU, ist es hingegen ein Sieg, der ihn näher an eine Kandidatur als Premierminister bringen könnte.

Kein umfassendes Wirtschaftswachstum

Über Großbritannien hinaus wird das Ergebnis Spekulationen anheizen, dass mehr Länder sich aus der EU zurückziehen könnten; zudem ist es Wasser auf die Mühlen populistischer Politiker wie Marine Le Pen und Geert Wilders. Vor allem jedoch zeigt es, wie desillusioniert die westlichen Wähler über das politische Establishment sind, das in der Ära der Globalisierung kein umfassendes Wirtschaftswachstum bringen konnte.

Die Märkte reagierten ähnlich heftig wie in der Finanzkrise. Das Pfund brach zum Euro bis zu 8,6 Prozent ein und verzeichnete damit den deutlichsten Verlust seit mindestens 1975. Gegenüber dem Dollar sackte es bis zu elf Prozent ab und steuerte auf den schwächsten Tag in der Geschichte zu. Der Ölpreis verlor 6,8 Prozent, während der Goldpreis um 8,1 Prozent kletterte. Die Futures auf den britischen Benchmarkindex FTSE 100 brachen 8,5 Prozent ein.

Finanzmärkte reagieren heftig

Aktien der britischen Bank HSBC, die sich erst dieses Jahr entschieden hatte, ihre Zentrale in London zu behalten, brachen in Hongkong bis zu 12,4 Prozent ein. Verschärft wurde der Einbruch an den Märkten durch die leichte Erholung, die die Märkte in den vergangenen Tagen aufgrund von Optimismus, dass die Briten sich für Europa entscheiden, verzeichnet hatten.

In den nächsten Stunden dürften die Zentralbank sich als Feuerwehr betätigen. Die Bank of England hat angekündigt, dass sie im Gefolge des Referendums die Liquiditätsbedingungen beobachten werde. Möglicherweise ist sie zu Zinssenkungen oder einer neuerlichen quantitativen Lockerung gezwungen.

Der Einbruch des Pfundes heute ist deutlich stärker als der bisherige Rekord 1992, als das Pound Sterling am sogenannten Schwarzen Mittwoch 4,1 Prozent einbüßte, als es aus dem Europäischen Währungsmechanismus gezwungen wurde.


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