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Aktualisiert am 05.10.2016 - 10:14 Uhrin FinanzboulevardLesedauer: 8 Minuten

Auszüge aus der Göker-Biographie Teil 5 Mehmet Göker: „Ich bin heute deutlich ruhiger“

Mehmet Göker beim Kochen in der Türkei. Bild: privat/FinanzBuch Verlag
Mehmet Göker beim Kochen in der Türkei. Bild: privat/FinanzBuch Verlag

Die Biographie des früheren Vorstandschefs der MEG24 erschien am 7. September 2015 im FinanzBuch Verlag. Das von Göker mit einem Journalisten gemeinsam erstellte Buch beleuchtet Leben, Denken und Wirken des einstigen Vertriebsstars und gibt Einblick in die Welt des Stukturvertriebs. In einer mehrteiligen Serie veröffentlicht DAS INVESTMENT Online Auszüge aus „Die Wahnsinnskarriere des Mehmet A. Göker. Vom Migrantenkind zum Millionär - Aufstieg, Fall und Comeback des Powerverkäufers.“ 27. November 2009. Ich sitze in der Villa MEG an meinem Wohnzimmertisch und überlege, was ich tun kann. Das Ergebnis der Überlegung: Ich gehe in die Türkei, weil dort die Produktion von Leads wegen niedrigerer Lohnkosten und Sozialabgaben viel günstiger ist als in Deutschland. Am Abend desselben Tages steige ich mit fünf Freunden ins Auto und wir fahren in anderthalb Tagen nach Kusadasi in meine Residenz. Es sollte ein völlig neuer Lebensabschnitt beginnen. Ursprünglich war das für drei Jahre geplant. Inzwischen bin ich schon gut fünf Jahre hier und glücklich, dass ich an jenem Abend in Kassel so entschieden habe.

(…) Neuanfang in Ku?adas?! Wir haben die Werbetrommel gerührt und das Datensatz-Geschäft angekurbelt. Am 10. Januar 2010 gründete ich hier in der Türkei eine Firma zur Datensatz-Produktion. (…) Ich kam mit nicht mehr als 36.000 Euro in die Türkei. Am 3. Januar 2010 sollte es losgehen. Aber ich musste hier eines lernen – Geduld. Wenn die Telefonfirma dir neue Leitungen fur morgen zusagt, bedeutet das oft eine Woche später. Wenn die Fliesenleger sagen, >Ist morgen erledigt!<, heißt das, sie fangen übermorgen an.

(…) Am 10. Januar meldete ich die neue Firma in der Türkei an, am 15. Januar war schon kein Geld mehr da. Nichts, kein Cent mehr auf dem Konto. Sehr mulmiges Gefühl (…) Ich rufe also an diesem Freitag, dem 15. Januar 2010, bei der Bank an. Und zu meiner totalen Erleichterung waren exakt 20.000 Euro aus dem ersten Leads-Verkauf eingegangen. Wir jubelten und schrien, führten Veitstänze auf. Vincent und ich lagen uns in den Armen. Wir hatten mit den sechs Leuten Leads für 20.000 Euro generiert. (…) Bis Mai 2010 machte ich wieder 400.000 Euro.

(…) Ende 2010 Anfang 2011 musste ich zu einigen Gerichtsverhandlungen nach Deutschland, wo Verfahren entweder eingestellt wurden oder ein Freispruch erging. Bei allen Prozessen wurde ich nur einmal zu 2.500 Euro Geldstrafe verurteilt, weil ich angedroht habe, jemanden die >Eier abzuschneiden<. ich="" soll="" mitarbeiter="" bedroht="" haben="" stimmt="" nicht="" ich="" soll="" 70="" 000="" euro="" durch="" storno-r="" ckzahlungen="" als="" schwarzgeld="" gemacht="" haben="" behauptete="" ein="" ehemaliger="" mitarbeiter="" br="">
Seine Ex-Ehefrau sagte dann vor Gericht für mich aus und erklärte, ihr Mann habe in der Küche gesessen und meine Unterschrift gefälscht. Er musste nämlich 35.000 Euro ans Finanzamt nachzahlen, hatte die Kohle natürlich nicht und hat sich dann in seiner Not diese Räuberpistole ausgedacht. (…) Das Verfahren wegen angeblichen Betruges wurde eingestellt.

(…) wir verkauften private Krankenversicherungen. Aus der Türkei. 2011 wurden wir größer. Wir waren inzwischen circa 25 Mann und produzierten in diesem Jahr um die 200.000 MB. Und siehe da, offizielle Maklerpools und Unternehmen rissen sich knapp zwei Jahre nach der Insolvenz in Deutschland um eine Zusammenarbeit mit uns. 2012 ging beruflich gut weiter. Wir steigerten die Produktion auf circa 350.000 MB und machten einen Umsatz von drei Millionen Euro.

(…) 1. November 2012, Feiertag in Deutschland, und ich liege nach der Pokerpartie noch im Bett – klingelt das Telefon. Vincent ist dran.
„Hallo, Mehmet, ich bin eben in Frankfurt gelandet, und sie haben mich gerade festgenommen!“
Ich: „Was ist denn los?“
Vincent: „Ich weiß es nicht, aber die Beamten haben mich vorläufig festgenommen! Ich werde jetzt abgeführt! Es heißt: Festnahme wegen illegaler Datensatz-Geschäfte und Fluchtgefahr.“

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