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Autokrise ohne Ende
Deutschland braucht eine neue Wachstumslokomotive
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Von in MärkteLesedauer: 10 Minuten
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Spielte etwa bei Mercedes der China-Umsatz Anfang der 2000er Jahre so gut wie keine Rolle, liegt der Anteil am Gesamtabsatz des Konzerns – wie bei BMW und Audi – inzwischen bei über 30 Prozent (VW erreichte 2021 sogar über 40 Prozent). Das spülte viel Geld in die Kassen der Autohersteller, die entsprechend seit Jahren zu den ertragreichsten deutschen Konzernen gehören. Zusammen stehen sie für 30 bis 40 Prozent der Gesamtgewinne im Dax.

Der schleichende Abstieg der Inlandsfertigung

Der Erfolg der deutschen Autokonzerne in der Welt ist das eine, was davon in Deutschland hängen bleibt, jedoch das andere. Der Fahrzeugboom in China hat zweifellos den Export von Autos und Autoteilen aus Deutschland beflügelt. Zeitweilig (2020/2021) war China sogar für den Fahrzeugbau der wichtigste deutsche Exportmarkt.

 

Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Löwenanteil der Fahrzeuge für den chinesischen Markt inzwischen in China selbst oder in anderen ausländischen Produktionsstätten deutscher Hersteller (etwa USA) gefertigt wird. Mit gut 200.000 Einheiten kommen heute nur noch rund 5 Prozent der in China abgesetzten Pkw (knapp 4 Millionen) aus deutscher Produktion. In den vergangenen Jahren waren denn auch die USA wieder der wichtigste Exportmarkt für Deutschland.

Immerhin zeigt der Aufwärtstrend bei der Entwicklung der Wertschöpfung, dass ein Teil des globalen Erfolgs der deutschen Autobauer und ihrer Zulieferer auf den Standort Deutschland positiv abgefärbt hat. Dies gelang durch die Spezialisierung auf Premiumfahrzeuge, die mittlerweile 71 Prozent der Inlandsproduktion ausmachen – vor 20 Jahren waren es weniger als 50 Prozent. Die hochpreisigen Autos konnten selbst im Hochlohnland Deutschland unter wettbewerbsfähigen Bedingungen produziert werden. Das Paradebeispiel dafür ist Porsche, das seine Fahrzeuge fast ausschließlich in Deutschland herstellt (ein Modell wird in der Slowakei gefertigt).

Damit blieb der deutschen Autoproduktion lange Zeit das Schicksal der französischen und italienischen Konkurrenz erspart, die bereits in den 2000er Jahren massiv Federn lassen musste. Dort dominierte die Kleinwagenproduktion, die sich jedoch in Westeuropa immer weniger rechnet. Seit 2009 muss indes auch mit Blick auf Deutschland konstatiert werden, dass von der Mehrproduktion der deutschen Autohersteller nur noch das Ausland profitiert hat – zumindest was die Stückzahlen betrifft.

Immerhin konnte das heimische Produktionsniveau lange Zeit bei 5,6 bis 5,7 Millionen Einheiten stabil gehalten werden. Dies änderte sich jedoch im Jahr 2018. Seitdem gehen die inländischen Produktionszahlen deutlich zurück und dürften 2024 nur noch rund 4,2 Millionen Einheiten erreichen. Hier schlägt sich einerseits nieder, dass sich die Produktionsverlagerung ins Ausland nochmals beschleunigt hat.

Dies geschah auch vor dem Hintergrund der wachsenden protektionistischen Tendenzen und dem von Donald Trump 2018 angezettelten Handelskrieg. Andererseits kommt darin aber auch eine allgemeine Nachfrageschwäche nach Pkw zum Tragen, die seit der Pandemie speziell in Europa beobachtbar ist.

Den Werkplätzen in Deutschland droht Schicksal wie in Frankreich und Italien

Somit lautet das erste Zwischenfazit: Bereits vor dem endgültigen Umbruch in das E-Auto-Zeitalter hat eine schleichende Abwanderung der Produktion aus Deutschland stattgefunden. Dies ist zugleich ein Grund für das schwache deutsche BIP-Wachstum in den vergangenen Jahren.

Spätestens seit dem laufenden Jahr hat sich die Lage im deutschen Fahrzeugbau weiter verschärft. Jetzt stehen die erfolgsverwöhnten Hersteller selbst unter Druck – trotz Globalisierungsstrategie. Die Umsatzmargen schmelzen dramatisch. Im laufenden Jahr mussten VW, Mercedes und BMW beim Nettogewinn bereits Rückgänge um über 30 Prozent im Vorjahresvergleich verkraften. Das liegt zum einen daran, dass sich die Absatzzahlen in Europa nicht nachhaltig erholen und nach wie vor etwa 25% unter dem Vor-Pandemie-Niveau feststecken.

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