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Axa IM-Vertriebsleiter im Interview „Wir sollten aufhören, das Sparbuch zu verdammen“

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Welche Regelungen im Rahmen von Mifid ll finden Sie gut und sinnvoll?

Ich denke, der Grundgedanke hinter Mifid und auch Mifid II ist prinzipiell sehr gut: ein einheitliches Regelwerk für ganz Europa zu schaffen, das ein Level Playing Field für alle Akteure im Finanzsektor ermöglicht, Transparenz und Anlegerschutz gewährleistet. Es dürfte viele Länder auf der Welt geben, die uns um diesen Ansatz beneiden.

Welche Regelungen im Rahmen von Mifid ll halten Sie für schlecht und überflüssig?

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Hier möchte ich keine einzelne Regelung herausgreifen. Ich habe vor allem grundsätzliche Bedenken: Die größte Schwierigkeit bei derartig groß angelegten Regulierungsprojekten liegt darin, die richtige Balance zu finden – so viel Regulierung wie nötig, aber auch so wenig wie möglich. Denn wenn  Regulierung ausufert, droht die Gefahr, dass sämtliche Betroffenen – und das schließt Behörden und Anleger ausdrücklich ein – dadurch überfordert werden, ohne dass sich ein zusätzlicher Nutzen ergibt. Ich denke, mit Mifid II laufen wir Gefahr, dass genau dies geschieht.

Welche konkreten Folgen von Mifid ll sehen Sie für Fondsanbieter und Vertrieb?

Ich denke, so genannte Clean Share Classes werden aufgrund des Kick-Back-Verbotes auch hierzulande immer relevanter werden. Zudem werden sich die Vergütungsmodelle in der Beratung ändern – stärker hin zu transparent ausgewiesenen Servicegebühren. Insgesamt wird es künftig noch wichtiger werden, den Begriff „Unabhängigkeit“ auch tatsächlich mit Leben zu füllen.

Teil des Mifid-ll-Regulierungskomplexes ist die sogenannte Product Governance: Fondsanbieter müssen prüfen und veröffentlichen, ob und welche Produkte für welche Zielgruppen geeignet sind. Eine Definition der Zielgruppen steht noch aus; vermutlich wird man diese anhand des Vermögens und der Risikoneigung unterteilen. Was würden Sie Gesetzgeber und Rechtsprechung an dieser Stelle raten: Was wäre eine sinnvolle Zielgruppen-Definition?

Ich halte es generell für schwierig, bei der Definition von Zielgruppen mit Pauschalisierungen zu arbeiten und verschiedene Töpfe zu bilden, in die Anleger geschoben werden. Dafür gibt es gerade bei der Geldanlage zu viele individuelle Spezialfälle. Am Ende ist es Sache jedes Anlegers selbst zu entscheiden, in welchen Topf er gehört – im Idealfall gemeinsam mit einem kompetenten Berater. Zwangseinstufungen dürften deshalb am Ziel vorbeigehen.

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