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Axel Guthmann von LBS Research Falsche Kritik am Baukindergeld

Handwerker im Neubau: Familien bekommen 1.200 Euro Baukindergeld pro Kind und Jahr.
Handwerker im Neubau: Familien bekommen 1.200 Euro Baukindergeld pro Kind und Jahr. | Foto: LBS

Im Juli 2018 beschloss der Bundestag das Baukindergeld. Damit soll Familien der Erwerb eines Eigenheims erleichtert werden. Harsche Kritik kommt von verschiedenen Stellen.

Vor allem Familien mit wenig Einkommen beantragen Baukindergeld

Das Baukindergeld käme vor allem einkommensstarken Familien zugute, bemängelte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) im Sommer 2018. Der Grund: Obere Einkommensschichten verfügen über mehr Kapital und können sich Eigenheime deshalb ohnehin besser leisten. Das Baukindergeld sei für sie also ein reiner Mitnahmeeffekt.

Das Gegenteil ist der Fall, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervorgeht. Demnach entfielen Ende März 2019 fast drei Viertel der bewilligten Anträge auf Familien im mittleren Einkommensbereich zwischen 20.000 und 60.000 Euro. Besserverdienende Familien mit mehr als 60.000 Euro Jahreseinkommen beziehen die staatliche Unterstützung dagegen sogar seltener als Geringverdienende mit weniger als 20.000 Euro Jahreseinkommen.

Familien beantragen Baukindergeld hauptsächlich für den Erwerb von Bestandsimmobilien

Nach Angaben der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragten 84 Prozent der Familien bis Ende März 2019 Baukindergeld für Bestandsimmobilien. Kritikern zufolge leistet Baukindergeld deshalb keinen Beitrag zur Schaffung neuen Wohnraums. Das ist aus zwei Gründen falsch.

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Zum einen dürfen Familien Anträge für Baukindergeld erst nach Einzug ins neue Heim und nur für Baugenehmigungen ab dem Jahr 2018 stellen. Daher bezog sich die Mehrheit der Anträge anfangs auf Bestandsimmobilien. Schließlich müssen neue Häuser und Wohnungen erst einmal bezugsfertig sein. Das dauerte 2018 durchschnittlich 20 Monate. Die Relationen verschieben sich. Zwischen September und Dezember 2018 gestellte Anträge auf Baukindergeld betrafen noch zu 13 Prozent Neubauten. Zwischen Januar und März 2019 traf dies bereits auf 22 Prozent zu.

Das Baukindergeld soll nicht in erster Linie die Bautätigkeit ankurbeln. Die Bundesregierung hat das Gesetzt verabschiedet, um Familien mit wenig oder keinem Eigenkapital den Immobilienerwerb zu erleichtern. Wie gut das Baukindergeld diesen Zweck erfüllt, belegt eine Studie des Berliner Forschungsinstituts Empirica. Demnach können sich dank des Baukindergelds zusätzlich rund 58.000 junge Familien ein Eigenheim leisten. Die Zahl der Erstkäufer von Wohneigentum ist damit um 32 Prozent gestiegen. Immobilienkäufern nützt das Baukindergeld auf dem Land mehr als in der Stadt. Grund sind die höheren Preise in Metropolregionen.

Familien aus schwachen Bundesländern nehmen Baukindergeld stärker in Anspruch

In strukturschwachen Bundesländern machen Familien stark Gebrauch vom Baukindergeld. Spitzenreiter ist Mecklenburg-Vorpommern mit fast 17 Anträgen je 1.000 Familien. Auf Platz 2 und 3 folgen Brandenburg, das Saarland und Niedersachsen.

In Hamburg und Berlin beantragen Familien nicht einmal halb so oft Baukindergeld wie im Bundesdurchschnitt. Das überrascht nicht. Immobilien sind in den Stadtstaaten teuer, und das Baukindergeld ist keine kostenabhängige Leistung, sondern ein absoluter Betrag. Der Staat zahlt 12.000 Euro pro Kind über einen Zeitraum von zehn Jahren. Die Summe trägt mancherorts mehr zur Finanzierung bei, mancherorts weniger. Sind Immobilien teuer, reicht der Zuschuss oft nicht, um die Eigenkapitalschwelle zu überwinden.

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