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Baader-Bank-Chefanalyst Robert Halver „In Washington sitzt ein Nero an den Machthebeln“

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Oder war dieses Zitat jetzt politisch inkorrekt, weil ich damit indirekt der Tierquälerei das Wort rede? Tatsächlich macht sich in Deutschland ein Zeitgeist breit, der kritische und hinterfragende Meinungen abseits des moralisch einwandfreien Mainstream bekämpft. Selbst Kabarettisten, die berufsbedingt Dinge aufs Korn nehmen, geraten immer mehr in die Schusslinie einer fanatischen Moral-Polizei. In Bundestag und Talk-Shows hört man viele Politiker nur noch in beschönigender Gutmensch-Sprache säuseln. Früher waren Franz-Josef Strauß von der CSU oder Herbert Wehner von der SPD alles andere als politisch korrekt. Doch damals gab es auch keine politischen Ränder. Vielleicht sollten Politiker ihre emotionale Kompetenz aus der Tiefkühltruhe holen. Man sollte bitte wieder mehr Streitkultur zulassen, Denkverbote verbieten und unbequeme Dinge ansprechen.

Geht es dem Esel zu gut, geht er aufs Eis

Das gilt auch für Wirtschaftsfragen. Mit Bürokratie, Verfall der Logistik, Technologiefeindlichkeit, Steuerwucher und den höchsten Strompreisen verjagt Deutschland seine starken Branchen sehenden Auges nach Amerika und Asien, wo sie über Standortverbesserungen ohnehin auf eine große Willkommenskultur treffen. Wie will man so Arbeitsplätze sichern, geschweige denn schaffen? Nur mit „Heile, heile Gänschen“ oder dem Anbau biologisch einwandfreier Kartoffeln werden wir unseren Wohlstand nicht halten. Wirtschaft ist zwar nicht alles, aber ohne Wirtschaft ist alles andere nichts. Das heißt, schmerzfreie, weil reformlose Wirtschaftspolitik ist nicht möglich. Vogel friss oder stirb.

In diesem Zusammenhang, welche rationalen Gründe sprechen gegen eine hohe staatliche Kreditaufnahme, um einen erstklassigen, logistisch und technisch konkurrenzfähigen Wirtschaftsstandort zu schaffen, der unseren Wohlstand langfristig sichert? Nichts Anderes machen die USA und China, die aber im Vergleich zu uns dafür Zinsen zahlen müssen. Kaputtsparen ist keine Lösung.

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Suchen wir für die geo- und wirtschaftspolitischen Probleme Europas nicht nur die Schuld bei Donald und Boris. Ändern kann man nur sich selbst, nicht die anderen. Wenn sich die Politik nicht um unsere Zukunft kümmert, werden es früher oder später andere tun, die es aber bitte nicht tun sollten.

Und wenn Europa erst einmal geo- und wirtschaftspolitisch nach unten durchgereicht wird, geraten auch die europäischen Finanzmärkte unter die Räder.

Herzliche Grüße nach Berlin!


Über den Autor:
Robert Halver ist Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank.

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