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in Politik & GesellschaftLesedauer: 5 Minuten

Baader-Bank-Chefanalyst Robert Halver Rosenkrieg mit Großbritannien

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Vor diesem machtvollen Hintergrund will Johnson die EU einschüchtern. Immerhin ist Brüssel seit 2016 in allen Brexit-Verhandlungen immer kulant aufgetreten. Da ist doch noch mehr drin, ein besonderer Special Deal. Und so setzt er alles auf Rot: Wenn bis 15. Oktober kein ihm genehmer Deal steht, kommt eben der No-Deal-Brexit. Und Schuld daran ist dann nur die EU.

Ohne Deal wird Großbritannien zur Insel der wirtschaftlich Verdammten

Johnson behauptet vehement, dass Großbritanniens Zukunft auch mit einem Plan B, also ohne Deal mit der EU, großartig sein wird. Damit zeigt er nicht nur Ähnlichkeiten mit Trump, sondern auch mit Pinocchio. Und so spricht man in der britischen Regierung auch nicht von No Deal, sondern viel freundlicher von „Australischer Lösung“. Denn Down Under habe doch auch kein Handelsabkommen mit der EU. Und denen gehe es doch auch gut.

Doch geben wir der Realität eine Chance. Wenn sich das Königreich neuen Ufern, sprich neuen Handelspartnern zuwendet, werden diese die Notlage des Landes ausnutzen. Käme es sogar zu einer Abspaltung Schottlands, wäre ein dann Little Britain ganz leichte Beute. Nebenbei, trotz Special Relationship mit UK ist sich auch Amerika handelspolitisch selbst der Nächste.  

Dann zur Exportstimulierung auf die Pfund-Abwertung zu setzen, ist nur vordergründig sinnvoll. Die Industrie hat wenig vom währungsseitigen Wettbewerbsvorteil, wenn der Anteil der importierten Vorprodukte hoch ist.  

Überhaupt, sollte das Pfund zu einer Schwachwährung verkommen und heftig wie der Union Jack an der englischen Nordseeküste hin und her flattern, müssten britische Schuldner zur Kompensation von Währungsrisiken höhere Zinsrisikoaufschlägen zahlen. Setzt die Bank of England zur Verbesserung der Kreditbedingungen dann auf negative Leitzinsen und ungebremste Anleihekäufe, wären weitere Währungsunsicherheiten so sicher wie der Five o´ Clock Tea. Und zu allem Übel kommt auch noch ordentlich importierte Inflation hinzu. Genau dieses Schicksal erleidet zurzeit die Türkei mit ihrer Lira.

Zugang zum EU-Binnenmarkt ist nicht alles, aber ohne ihn ist alles andere nichts

Und grundsätzlich, welchen Standortvorteil hat eine exportgünstige Währung noch, wenn er über hohe Import- und Exportzölle aufgefressen wird. Und genau diese poppen ab 1. Januar auf wie Mais in der heißen Pfanne.

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