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Aktualisiert am 08.01.2019 - 12:19 Uhrin GlobalLesedauer: 5 Minuten

„Bad Bank“-Autor Dirk Laabs „Die Deutsche Bank konnte die US-Behörden nicht wie die deutschen an der Nase herumführen“

Autor und Filmemacher Dirk Laabs: Sein neuestes Buch „Bad Bank“ dokumentiert die Demontage der Deutschen Bank
Autor und Filmemacher Dirk Laabs: Sein neuestes Buch „Bad Bank“ dokumentiert die Demontage der Deutschen Bank | Foto: Dirk Laabs

Sie haben schon mehrere Filme zum Thema gedreht und Texte veröffentlicht. Was fasziniert Sie ausgerechnet an der Deutschen Bank?

Dirk Laabs: Die Deutsche Bank, das vergisst man heute schnell, war über Jahrzehnte ein absoluter Machtfaktor in Deutschland, ohne den Konzern lief in diesem Land nicht viel. 1999 war man sogar nach der Übernahme des US-Konkurrenten Bankers Trust die Nummer Eins in der Welt. Der Aufstieg ging danach weiter, die Bank schien ein großer Faktor an der Wall Street zu werden. Dass diese Institution dann so abstürzen konnte, dass sie dabei so viel Kapital und so viel Macht verspielt hat, fasziniert mich bis heute.

Wie lautet die wichtigste Erkenntnis Ihres neuen Werks „Bad Bank“?

Laabs: Es gibt keine Wunder. Anleger, Journalisten, Aufseher und Politiker sollten deshalb auch großen Erfolg immer hinterfragen. Die Deutsche Bank schien unbesiegbar zu sein und solide Geschäfte zu machen. Hat sie aber nicht. Die Bank war schon sehr lange sehr viel instabiler, als es von außen den Anschein hatte, selbst in den angeblich goldenen Zeiten vor der Finanzkrise. Das Geschäftsgebaren der Deutschen Bank und ihrer großen Konkurrenten führte so am Ende die Weltwirtschaft und auch dieses Land an den Abgrund. Dazu hätte es nicht kommen dürfen. Es war wie bei VW – die Ingenieure dort haben keinen Wunderdiesel gebaut, auch wenn das Management es einfach mal frech behauptet hatte.

Wieso trafen das Institut in den zurückliegenden Jahren so viele Anklagen und nicht etwa die deutlich größeren US-Banken?

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Laabs: Die US-Institute haben schon auch hohe Strafen gezahlt, das wird heute manchmal übersehen – die Bank of America allein für die faulen Hypothekenbündel knapp 17 Milliarden Dollar. Wir erleben hier also keinen Wirtschaftskrieg. Das Problem bei der Deutschen Bank war, dass man dort bis 2015 dachte, man könne – wie in Deutschland übrigens — die Aufsichtsbehörden in den den USA oder Großbritannien hinhalten und an der Nase herumführen. Das war ein großer Fehler und kam die Bank teuer zu stehen. Man hatte die Aufräumarbeiten viel zu lange vor sich her geschoben, bis es im Herbst 2016 fast zur Katastrophe kam, als kolportiert wurde, dass die Bank in den USA horrende Strafen würde zahlen müssen. Damals war es für die Bank schon sehr eng.

Wo liegen die weiteren Ursachen für den Absturz?

Laabs: Man wollte ab den 1990er Jahren um jeden Preis wachsen und zur Weltspitze aufschließen. Also hat man den falschen Leuten in der Investmentbank freie Hand gelassen, dabei die Kontrollen, das Risikomanagement und viele Geschäftsfelder vernachlässigt, es ging immer nur um den kurzfristigen Erfolg. Die Frage war nicht: Wie baut man langfristig ein stabiles Geschäft auf, sondern fast immer: Was bringt jetzt sofort Umsatz – und damit auch Bonus für die Banker. Also hat man sich auf in den Handel mit Kreditinstrumenten gestürzt, obwohl es intern viele Stimmen gab, die genau vor diesem Instrumenten gewarnt hatten. Doch all diese Warnungen wurden beiseite gewischt. Man wollte nicht zu früh aus den scheinbar lukrativen Geschäften aussteigen. Man hat sich hoffnungslos verrannt und war lange nicht so professionell und abgebrüht wie etwa Goldman Sachs, wo man auf das interne Risikomanager eher hörte und sich schneller und konsequenter von riskanten Geschäftsfeldern verabschiedete.

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