Lebensversicherungen Kunden beschweren sich über Bestandsabwickler
Als Nachfolger des Bundesaufsichtsamts für Versicherungswesen hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) jetzt wieder ihre Statistik über die Beschwerden des Vorjahres veröffentlicht. Dabei hat die Behörde alle Eingaben den jeweiligen Versicherungsunternehmen zugeordnet und die Daten auch nach Produktkategorien aufgeschlüsselt.
In der Lebensversicherung beispielsweise verzeichnete die Bafin 2021 mehr als 1.000 Beschwerden. Mit 141 betreffen die meisten davon den Hamburger Anbieter Proxalto, der seit drei Jahren zur Viridium Versicherungsgruppe gehört. Sie hat sich nach eigenen Angaben „darauf spezialisiert, bestehende Lebensversicherungsbestände langfristig fortzuführen“.
Viele Beschwerden über Run-off-Gesellschaften
„Auf diese Weise werden die Kunden gegen die negativen Folgen, die sich aus dem Abrieb eines für das Neugeschäft geschlossenen Bestands normalerweise zwangsläufig ergeben – nämlich anteilig steigenden Kosten pro Police – zuverlässig immunisiert.“ Zum anderen bedeuteten dauerhaft gesenkte Kosten finanzielle Vorteilen bei der Überschussbeteiligung der Bestandskunden.
Von diesen Vorzügen müssen die sogenannten Run-off-Gesellschaften viele ihrer Kunden aber noch überzeugen. Denn gemessen an ihren Vertragsbeständen weisen sie überproportional viele Beschwerden auf. Allerdings gibt die Bafin-Statistik lediglich an, wie viele Beschwerden abschließend bearbeitet wurden. Damit bleibt unklar, ob die Beschwerden begründet waren.
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Neben der mit einer Beschwerdequote von 4,1 Prozent je 1.000 Kunden sechstplatzierten Proxalto gehören auch die drei Erstplatzierten Skandia (28,2 Prozent), Heidelberger (10,8) Entis (9,7) und zu Viridium. Das Gemeinschaftsunternehmen der Londoner Private-Equity-Gesellschaft Cinven und Hannover Rück verantwortet den Service gegenüber Endkunden und deren Versicherungsmaklern.
Zum Vergleich: Der Marktführer liegt in der Rangliste nach der Zahl der Beschwerden je 1.000 Kunden im Mittelfeld. Denn die Allianz verzeichnet zwar mit 116 die zweitmeisten Eingaben von Kunden während der vergangenen zwölf Monate. Doch bei ihrem Bestand von rund 11,3 Millionen Versicherten machen sie einen relativen Anteil von lediglich rund 1 Prozent aus.
Noch viel geringer sind diese rechnerischen Quoten je 1.000 Versicherten mit jeweils unter 0,2 Prozent bei zwei vergleichsweise kleinen Anbietern: Die Deutsche Lebensversicherung und der Sparkassenversicherung Sachsen verwalten Policen von jeweils ungefähr 600.000 Kunden. Von ihnen bearbeitete die Bafin 2021 jeweils nur ein einziger Beschwerdebrief.