Bafin-Chef Hier sieht Mark Branson das aktuell größte Risiko für Versicherer
Das derzeit größte Risiko für Versicherer steckt in den dauerhaft niedrigen Zinsen. Zu diesem Schluss kommt Mark Branson auf der Jahrespressekonferenz der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin).
„Vor allem Lebensversicherer und Pensionskassen stellen sie weiterhin auf eine harte Probe“, sagt der Bafin-Leiter. Einige von ihnen beaufsichtige seine Behörde besonders intensiv: „Im Moment sind es rund 20 Lebensversicherer und gut 30 Pensionskassen – allesamt mit Altlasten aus früheren Garantieversprechen.“
Zunächst fordere die hohe Inflation alle Versicherer heraus: Schadenaufwendungen und Kosten dürften steigen. Und in der Lebensversicherung dürfte das Neugeschäft zumindest vorübergehend zurückgehen, da die Kaufkraft der privaten Haushalte leide, erläutert Branson. „Sollten die Zinsen aufgrund der steigenden Inflation angehoben werden, hätte das mittelfristig in der Neu- und Wiederanlage höhere laufende Kapitalerträge zur Folge.“
Hallo, Herr Kaiser!
Was unternimmt seine Behörde konkret?
„Bei ausgewählten Banken prüfen wir die Werthaltigkeit von Sicherheiten“, erklärt Branson. „Und wir kontrollieren bei Versicherern anhand von Szenario-Analysen, wie sich Preisrückgänge bei Immobilien auf ihre Risikotragfähigkeit auswirken. Je nachdem, zu welchen Ergebnissen wir kommen, können wir kapitalseitig oder mit anderen Maßnahmen eingreifen.“
Ein weiteres Augenmerk liegt auf den Kapitalmärkten. So wolle die Bafin sicherstellen, dass Asset Manager, wenn nötig, von den gesetzlich möglichen Liquiditätsinstrumenten Gebrauch machen, um Anlegerinteressen zu schützen. Schließlich berge die derzeitige Gemengelage an den internationalen Kapitalmärkten das Risiko signifikanter Bewertungskorrekturen. „Die niedrigen Zinsen und die hohe Liquidität an den Märkten haben die Kurse an den Aktien- und Rentenmärkten über Jahre hinweg steigen lassen“, so Branson. „Obwohl gewisse Bewertungen, insbesondere im Technologiesektor oder im Anleihenmarkt, zurückgegangen sind, besteht offensichtlich weiterhin das Risiko einer Abwärtsbewegung.“