Bafin hat ermittelt Wie deutsche Verbraucher die Mifid-II-Regeln empfinden
Wie kommen die neuen Finanzvertriebsregeln nach Mifid II und Priips eigentlich bei den Kunden an? Angehörige des deutschen Finanzvertriebs jedenfalls haben die europäischen Regulierungs-Großprojekte nicht eben euphorisch aufgenommen. Sie werden vor allem als notwendiges Übel empfunden – gut gemeint, aber schlecht umgesetzt. Die Finanzindustrie müsse sich fügen.
Bereits lange vor dem Start der Richtlinie Mifid II (Markets in Financial Instruments Directive II) am 3. Januar 2018 haben sich vertriebsnahe Verbände und viele Einzelakteure zu den neuen Regeln geäußert. Auch nach ihrem Start, im gesamten Jahr 2018 und besonders ein Jahr später, kursierten zahlreiche Erfahrungsberichte und Verbesserungsvorschläge. Fast alle Resümees spiegeln bislang vor allem die Sicht der Vertriebsindustrie.
Erstmals systematisch Verbraucher gefragt
Kaum zu Wort gekommen waren bislang dagegen die Kunden – an die sich der europäische Gesetzgeber mit den Maßgaben eigentlich richtet. Denn Mifid und die europäische Verordnung Priips („Packaged Retail and Insurance-based Investment Products“) sollen gerade Privatanlegern bessere Aufklärung und mehr Transparenz beim Kauf von Finanzprodukte gewähren.
Wie also die Verbraucher die Regulierung empfinden? Diese Frage wurde erst jetzt systematisch untersucht – und zwar von der deutschen Finanzaufsicht Bafin. Konkret festgemacht hat das die Behörde an vier Kernthemen, die allesamt neu sind:
1.200% Rendite in 20 Jahren?
- Ex-Ante-Kosteninformation/Aufklärung über Zuwendungen
- Geeignetheitserklärung
- Taping/Gesprächsaufzeichnung und
- Produktinformation bei strukturierten Wertpapieren und Versicherungsprodukten.
Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa Politik und Sozialforschung hat auf Geheiß der Finanzaufseher im Frühjahr 2019 dafür knapp 16.000 deutsche Erwachsene online befragt. Da nicht alle seit dem Mifid-II-Start auch mit Finanzprodukten zu tun hatten, bildeten die Marktforscher je nach Fragestellung sinnvolle Untergruppen. So filterten sie stellenweise zum Beispiel all jene Kunden heraus, die seit Beginn 2018 überhaupt mindestens ein Finanzprodukt gekauft hatten, oder solche, die die neuen Basisinformationsblätter auch wirklich gelesen hatten.
Die Ergebnisse der Befragung lassen aufhorchen. Denn sie decken sich in vielen Fällen nicht mit dem, was im Finanzvertrieb zum Kundenempfinden angenommen wird.