


Digitalisierung, Klimawandel und ein verändertes Konsumentenverhalten seien momentan Probleme, für die die Versicherungswirtschaft dringend Lösungen finden müsse, erklärte Frank Grund auf der mittlerweile zwölften Jahreskonferenz der Bafin in Bonn. Der scheidende Exekutivdirektor zeigte sich zuversichtlich, dass die Branche das schaffen wird. Gleichzeitig warnte er vor Selbstgefälligkeit: „Was früher gut funktioniert hat, ist nicht unbedingt ein Rezept für die Zukunft.“
Das politische, soziale, ökonomische und vor allem das technische Umfeld werde sich auch weiterhin wandeln, so Grund weiter. Bereits im Januar warnte die Bafin Finanzunternehmen vor Cyberangriffen „mit gravierenden Auswirkungen“. Die Branche müsse sich daher in permanenter Selbstreflektion üben und ihre Geschäftsmodelle immer wieder hinterfragen.
Nach acht Jahren als Bafin-Chefaufseher für Versicherer und Pensionsfonds tritt Grund Ende September in den Ruhestand. Bafin-Präsident Mark Branson würdigte in seiner Eröffnungsrede die Arbeit Grunds in dessen Amtszeit. Die Versicherungswirtschaft sei glimpflich durch die Niedrigzinsphase gekommen, so Branson. Es habe „nur vereinzelt“ Leistungskürzungen gegeben.
Exzellente Solvenzaufsicht reicht nicht
Auch die Solvenzaufsicht sei während Grunds Amtszeit verbessert worden, lobte Branson. Gleichzeitig gab er eine Verlagerung des Schwerpunktes auf die Überwachung der Produktkosten bekannt.
Eine exzellente Solvenzaufsicht reiche nicht, sagte er. „Die Kunden brauchen nicht nur einen Anbieter, der nicht untergeht, sondern einen, der ihnen zudem ein passendes Produkt zu einem fairen Preis anbietet“. Die Erfahrungen zeigen, dass man dies nicht dem Markt überlassen könne.
So kämpft Bafin gegen zu hohe Provisionen
Bafins Forderung nach fairen Preisen für Lebensversicherungen ist nicht neu. Die Behörde kämpft bereits seit längerem gegen zu hohe Provisionen in der Lebensversicherung. Im Mai hat die Finanzaufsicht ihr „Merkblatt zu kapitalbildenden Lebensversicherungen“ veröffentlicht. Es soll „sicherstellen, dass kapitalbildende Lebensversicherungen Kunden einen angemessenen Nutzen bieten und Interessenkonflikte beim Vertrieb dieser Produkte vermieden werden“, heißt es von der Behörde. Nun müssen die Lebensversicherer ihr „Produkt“ definieren, seinen Zielmarkt bestimmen und den „angemessenen „Kundennutzen“ im Hinblick auf die Bedürfnisse der Angehörigen des Zielmarkts prüfen.
Bereits im vergangenen Jahr nahm die Bafin die Produktkosten von drei Versicherern unter die Lupe, zitiert Asscompact aus einem Gespräch, das Grund am Rande der Konferenz mit Journalisten führte. In diesem Jahr sei man mit sechs Versicherern im Gespräch. Namen der betroffenen Gesellschaften nennt die Bafin allerdings nicht.