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Interview Baki Irmak: „2023 werden viele Unternehmen ums Überleben kämpfen"

Von Aktualisiert am in InterviewsLesedauer: 8 Minuten
Baki Irmak (The Digital Leaders Fund) spricht über den Tech-Crash: "Es tut immer weh, wenn man Geld verliert, selbst wenn es nur Buchverluste sind."
Baki Irmak (The Digital Leaders Fund) spricht über den Tech-Crash: "Es tut immer weh, wenn man Geld verliert, selbst wenn es nur Buchverluste sind." | Foto: Baki Irmak

DAS INVESTMENT: Herr Irmak, mit dem The Digital Leaders Funds haben Sie es sich zum Ziel gemacht, aus Tausenden Unternehmen „die Gewinner des digitalen Wandels“ aufzuspüren. Angesichts von hoher Inflation, steigenden Zinsen, Energiekrise und global gestörten Lieferketten kamen die meisten Techwerte im vergangenen Jahr massiv unter die Räder. Jubeln Sie nun über Kaufgelegenheiten oder agieren Sie deutlich vorsichtiger?

Baki Irmak: Natürlich kann man sich über gesunkene Kurse nach dem Crash freuen. Aber 2022 war für die aktuellen Investoren ein unangenehmes Jahr. Auch der The Digital Leaders Fund hat um 39,5 Prozent massiv nachgegeben. Wir sind dennoch optimistisch für die Zukunft. Denn die fundamentalen Trends, die wir in den letzten Jahren beobachtet haben, sind nach wie vor intakt.

Sie bleiben den Technologiewerten also auch in der Krise treu?

Irmak: Ich bin überzeugt, dass Digitalwerte die attraktiveren Investments in den nächsten Jahren sein werden (hier gibt es eine Analyse von 10 aktuellen Tech-Werten von Baki Irmak). Denn wir leben in einer zunehmend digital geprägten Welt. Wenn Unternehmen, die diese Digitalisierung vorantreiben, nun zu deutlich attraktiveren Kursen zu kaufen sind, dann ist das zunächst nur gut. Dennoch muss man sich immer fragen, ab welchem Zeitpunkt eine Bewertung attraktiv ist.

Wann entscheiden Sie zuzukaufen?

Irmak: Man muss bei jedem Unternehmen im Kontext des marktökonomischen Umfeldes prüfen, wie aussichtsreich die Wachstums- und Gewinnaussichten sind - und was das Wachstum kostet. Im vergangenen Jahr erlebten wir die schnellsten Zinssteigerungen der vergangenen 40 Jahre. Dabei ist gar nicht das reine Ausmaß der Steigerungen bemerkenswert, sondern der kurze Zeitraum, in dem sie stattfanden.

Die Folge der Zinswende sind massiv gestiegene Finanzierungskosten, vor allem für Growth-Unternehmen, wie man sie in Ihrem Fonds findet.

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Irmak: Die Kapitalkosten, ausgedrückt über WACC,  sind so hoch wie seit 2012 nicht mehr. Das ist eine Belastung für alle Unternehmen mit langer Duration, bei denen also die Cashflows in der fernen Zukunft generiert werden. Ob die aktuellen Bewertungen schon Schnäppchenpreise sind, kommt auch darauf an, wo Inflation und Zinsen zum Jahresende stehen werden.

Wie ist denn Ihr Ausblick auf das Jahr 2023 aus Sicht eines Digital-Investors?

Irmak: Sollte es eine ähnlich heftige Rezession geben wie 2008 wäre das fatal. Damals sahen wir Gewinnkorrekturen von 45 Prozent bei US-Werten. Aber danach sieht es im Moment nicht aus. Die Korrekturen dürften sich eher um 10 Prozent einpendeln. Das ist nicht wenig, aber das Ausmaß wird nicht wie im Jahr 2008 sein. Bei vielen High-Growth-Werten haben wir den Crash schon längst gesehen, die Kurse haben die Gewinnkorrektur vorweggenommen. Einige dieser Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihen sind auf einem Bewertungsniveau angekommen, wo man schon einsteigen könnte.

Sie sprachen High-Growth-Werte an. Viele vermeintliche Disruptoren wurden in der Corona-Pandemie zu Börsen-Lieblingen. Umso dramatischer waren die Abstürze in den vergangenen Monaten, teils gaben die Kurse um bis zu 80 Prozent nach. Wie lässt sich eine solche Entwicklung erklären?

Irmak: Mit Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 wurden nicht nur mehrere Jahre der Digitalisierung in wenigen Monaten vollzogen, es wurden auch mehrere Wachstumsjahre in den Kursen eingepreist. Nun ging die Wachstums- und Gewinndynamik deutlich zurück – und damit auch die Bewertung. Hinzu kommt: Die Finanzierungskosten für Wachstum haben sich radikal geändert. Jetzt hat Wachstum einen Preis. Das Motto „Welteroberung, koste sie was sie wolle“ ist nicht mehr zeitgemäß. Heute gilt: „Show me the money.“

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