Volkswirt Henning Vöpel
Die Bankenkrise steht erst am Anfang

Henning Vöpel ist Direktor des Centrums für Europäische Politik. Foto: Centrum für Europäische Politik
Eine Bankenkrise können Notenbanken derzeit nicht gebrauchen. Denn die Retter der letzten eineinhalb Jahrzehnte sind mit der Bekämpfung der Inflation bereits voll ausgelastet. Jedoch schossen sie zuletzt so viel Geld ins System, dass sich Risse auftun.
Nicht einmal fünfzehn Jahre nach der globalen Finanzkrise von 2008 kommt es erneut zu Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten. Vor einigen Wochen fing es mit der Pleite der Silicon Valley Bank an. Was dann passierte, folgte dem von früheren Krisen bekannten Muster: Nachdem die Märkte den ersten Schock verarbeitet und sich wieder beruhigt hatten, flammte die Krise wenige Tage später erneut auf, als die nächste schlechte Nachricht nun im Lichte der ersten als untrügliches Zeichen für ernstere Probleme im Bankensektor gedeutet wurde: die Credit Suisse war in Schieflage geraten.
Die befürchtete globale Ansteckung wurde mit der Übernahme durch die UBS zunächst einmal...
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Nicht einmal fünfzehn Jahre nach der globalen Finanzkrise von 2008 kommt es erneut zu Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten. Vor einigen Wochen fing es mit der Pleite der Silicon Valley Bank an. Was dann passierte, folgte dem von früheren Krisen bekannten Muster: Nachdem die Märkte den ersten Schock verarbeitet und sich wieder beruhigt hatten, flammte die Krise wenige Tage später erneut auf, als die nächste schlechte Nachricht nun im Lichte der ersten als untrügliches Zeichen für ernstere Probleme im Bankensektor gedeutet wurde: die Credit Suisse war in Schieflage geraten.
Die befürchtete globale Ansteckung wurde mit der Übernahme durch die UBS zunächst einmal abgewendet. Im Gegenzug ist aber ein Bankenriese entstanden, für den zukünftig nicht nur „too big to fail“ gelten könnte, sondern auch „too big to be saved.“
Notenbanken vollführen Kehrtwende
Der Wind drehte plötzlich und hart: Mit der akut steigenden Inflation kam die scharfe Zinswende und die Banken wurden nach Jahren der geldpolitischen Intensivstation in die nun plötzlich sehr rau gewordene makroökonomische Wirklichkeit geschickt. Die gleichzeitige Bekämpfung von Inflation und drohender Finanzkrise ist zwar – wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde zurecht betont – grundsätzlich kein Widerspruch.
Und doch haben sich die Zentralbanken, unter tätiger Mithilfe der in den vielen Krisen äußerst spendablen Regierungen, in eine Falle manövriert, oder wie Daniela Gabor es formuliert: in Zugzwang gebracht – eine Konstellation, die aus dem Schach bekannt ist und eine Situation beschreibt, in der man, obgleich am Zug, seine Stellung nur verschlechterm kann.
Niedrige Zinsen treiben Banken ins Risiko
Und genau dort sind wir jetzt: Die lange Niedrigzinspolitik hat Banken bewusst ins Risiko geführt, Staatsschulden günstig refinanziert und die produktive Erneuerung der Realwirtschaft unterdrückt, indem sie den Anschein erweckte, als würden die Zentralbanken die Garantie dafür übernehmen, dass das, was eigentlich ein gigantisches geldpolitisches Experiment war, auf ewig gut ginge: eine Geldpolitik ohne Zielkonflikte.
Nun kehrt die Inflation zurück, und sie ist gekommen, um zu bleiben. „Higher for longer“, haben die Zentralbanken bereits angekündigt und die Märkte auf eine längere Periode restriktiver Geldpolitik eingestellt – auch um die Gefahr steigender Inflationserwartungen im Keim zu ersticken. Zu sehr schmerzt noch die Erfahrung des harten Disinflationsprozesses in den USA unter Paul Volcker.
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