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Bankenreform: Töchter- statt Trennsystem

George Dallas
George Dallas
Auf dem Euro-Gipfel der vergangenen Nacht wurde Europas Banken zwar ein hoher Schuldenschnitt für Griechenland und eine höhere Kernkapitalquote (steigt von vier auf neun Prozent) abgerungen, aber eine Diskussion über die Zukunft des Bankensystems ist damit vermutlich noch nicht beendet. Erst jüngst hatten Politiker wie Sigmar Gabriel (SPD-Vorsitzender) und die OECD eine Debatte über ein Trennbankensystem gefordert.

Denn zum zweiten Mal seit der Lehman-Pleite 2008 zeigt sich, dass eine Krise der Bankenbranche starke Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft haben kann. In der Diskussion stehen daher mehrere Modelle, wie das Bankensystem in Europa stabiler werden könnte.

Aber manch einem geht die Diskussion über Eigenkapitalquoten, das Verbot für Leerkäufe und eine Finanztransaktionssteuer nicht weit genug. Dazu gehört auch Philipp Vorndran von der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch. „An der Wiedereinführung des Trennbankensystems führt kein Weg vorbei. Nur so können die von den komplexen Instituten ausgehenden Risiken begrenzt werden.“

George Dallas vom britischen Investmenthaus F&C Investments dagegen gibt zu bedenken: Voraussetzung sei, dass Europas Banken auch nach einer Reform im Wettbewerb des internationalen Kapitalmarktes bestehen können. In einem Diskussionspapier hatte er das Konzept der Unabhängige Bankenkommission (ICB) der britischen Regierung aufgegriffen und unterstützt.

Ein gesundes Bankensystem setze effiziente, wettbewerbsfähige und rentable Institute voraus, die von institutionellen Investoren Fremd- und Eigenkapital erhalten. Dazu müssten sie jedoch in der Lage sein, im Wettbewerb um Kapital mit Unternehmen aus anderen Branchen mithalten zu können.

Töchter mit eigenem Kapital

Dallas ist überzeugt, dass wichtige Teile des Privatkundengeschäfts in Tochtergesellschaften mit eigenem Kapital ausgelagert werden sollten – sogenanntes „Ringfencing“.

Dies schütze nicht nur die volkswirtschaftlich wichtigen Teile des Bankgeschäfts, sondern dürfe auch sicherstellen, dass nur die Tochtergesellschaften im Krisenfall mit staatlichen Mitteln gestützt werden. Risikoreichere Aktivitäten ohne systemische Relevanz müssten dann nicht mehr zu Lasten der Steuerzahler quersubventioniert werden.

Gegenüber einem Trennbankensystem hat das Ringfencing-Modell folgende Vorteile:
  1. In einem Universalbankensystem gebe es Synergieeffekte. Es wäre kontraproduktiv, sie aufzugeben, wenn Stabilität auch anders zu erreichen ist.

  2. Wenn sich die Risiken im Bankensektor auch anderweitig begrenzen lassen, sollten sich Finanzinstitute dem internationalen Wettbewerb mit Universalbanken aus anderen Ländern stellen können.
In der Praxis muss genau definiert werden, welche Teile des Bankgeschäfts in Tochtergesellschaften mit eigenem Kapital ausgegliedert werden sollen. Im Mittelpunkt sollte weniger die Vermeidung von Risiken stehen, sondern vielmehr die Stabilität jener Geschäftsbereiche, auf die Wirtschaft und Privatkunden angewiesen sind, und für die der Staat faktisch bürgt.

Das gesamte Positionspapier von George Dallas Sie hier.

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