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Bankenstresstest in Europa Eine Prüfung mit beschränkter Aussagekraft?

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Im Krisenszenario wird Großteil des Eigenkapitals vernichtet

Gemäß den EZB-Erhebungen wird im adversen Szenario ein Großteil des Eigenkapitals durch den Stresstest „vernichtet“. Mit 48 Milliarden Euro brutto ist der Effekt der AQR-Adjustierungen nicht zu unterschätzen. Bereinigt um Steuereffekte ergeben sich immer noch rund 34 Milliarden Euro.

Absolut gesehen ist dieser Effekt damit genauso hoch wie die geforderten steigenden Volumina an Risikoak-tiva im adversen Szenario. Letztlich würden so über 260 Mrd. EUR an Eigenkapital aufgezehrt, sodass der Median der CET1 Quoten von 12,4 Prozent um 4,1 Prozentpunkte auf 8,3 Prozent fällt (siehe Grafik "Entwicklung absoluter CET1-Bestand im adversen Szenario, in Milliarden Euro").

Während die EZB 130 Banken aus der Eurozone überprüft hat, testete die EBA 123 Institute. Großbritannien, Schweden und Dänemark haben am AQR nicht teilgenommen, wohl aber am EBA-Stresstest.

Diese Länder unterliegen auch nicht dem künftigen einheitlichen Aufsichtsmechanismus SSM. Zudem will die Bank of England zusätzlich einen eigenen Stresstest durchführen, dessen Ergebnisse im Dezember 2014 veröffentlicht werden.

Im Großen und Ganzen stimmen die Ergebnisse mit denjenigen überein, die bereits am Freitag vor der offiziellen Bekantgabe von Nachrichtenagenturen berichtet wurden. Aus den Bilanzberichtigungen durch den AQR und den Lücken, die sich im Stresstest ergeben, klafft eine Kapitallücke von 24,6 Milliarden Euro.

Unter zusätzlicher Berücksichtigung von Maßnahmen, die von den betroffenen Banken bis zum 30. September 2014 durchgeführt wurden, wurde ein Kapitalbedarf von 9,5 Milliarden Euro nachgewiesen.

Davon wiederum müssen fünf Banken keine weiteren Maßnahmen einleiten, da sie bereits zusätzliches Kapital aufgenommen haben, ihre Bilanzen bereits ausreichend reduziert haben oder abgewickelt.

Somit verbleibt ein noch zu deckender Eigenkapitalbedarf von 6,4 Milliarden Euro. Die größten Kapitallücken wurden in Italien und Griechenland mit 9,7 Milliarden bzw. 9,0 Milliarden aufgedeckt.

Nach den inzwischen erfolgten Kapitalmaßnahmen verbleiben noch 3,3 beziehungsweise 2,9 Milliarden Euro. Zu den Bankensystemen mit der stärksten Kapitalausstattung zählen die skandinavischen Banken.

Insofern kann nicht verwundern, dass bei Nordea, SEB, Handelsbanken, Swedbank, Danske und DNB selbst im adversen Szenario das CET 1 Ratio über 8 Prozent hinausging. Bemerkenswert sind auch die guten Ergebnisse bei ING, BBVA und Credit Agricole.

Commerzbank, Erste Bank und Banco Popular schnitten bei dem Test ebenfalls erstaunlich gut ab, zumal wenn man bedenkt, dass diese Institute im Vorfeld des Tests als mögliche Wackelkandidaten gehandelt wurden.

Entwicklung absoluter CET1-Bestand im adversen Szenario, in Milliarden Euro


Quelle: EZB

Disparitäten bei den Südländern

Überraschend ist das gute Abschneiden der spanischen Institute beim Comprehensive Assessment. Sowohl beim Stresstest als auch beim Asset Quality Review (AQR) klafft bei den Großbanken selbst im Krisenszenario keine Kapitallücke.

Im Schnitt beläuft sich die Kapitalquote im Baseline Szenario auf 10,8 Prozent und im Adverse Szenario auf 8,96 Prozent. Im Schnitt stehen bei den Instituten noch AQR-Anpassungen von brutto 2,9 Milliarden. an. Davon entfällt der Großteil auf BBVA und Banco Popular.

Bei den italienischen Instituten sind insgesamt neun Institute durchgefallen, wobei die traditionsreiche Banca Monte dei Paschi mit 2,1 Milliarden Euro die größte Kapitallücke unter allen europäischen Instituten aufwies. Des Weiteren muss noch die Bank Carige ihr Kapital um 0,8 Milliarden Euro aufstocken (siehe Grafik "Banken mit den größten Kapitallücken, in Milliarden Euro").

Gemäß den Erhebungen der EZB müssen die italienischen Banken noch Bilanzanpassungen von brutto 11,8 Milliarden Euro vornehmen. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass der Stresstest insbesondere für das Wirtschaftswachstum von einem ungünstigen Szenario ausgegangen ist.

Von den 24 deutschen Banken, die am Stresstest teilgenommen haben, ist am Ende nur eine durchgefallen – die Münchener Hypothekenbank landete im Krisenszenario bei einer harten Eigenkapitalquote von 2,9 Prozent.

Da die Münchener ihre Kapitalbasis bereits zum 30. September um 415 Millionen Euro gestärkt hat, konnte dieses Geld im Stresstest noch nicht berücksichtigt wurden. Geradeso durchgekommen im adversen Szenario sind die HSH Nordbank und DZ Bank mit 6,1 Prozent.

Unter der Annahme, dass die Basel-III-Regeln des Jahres 2019 schon heute gelten würden, sinken im adversen Szenario die Kapitalquoten der Banken auf 7,0 Prozent beziehungsweise 6,9 Prozent. HSH Nordbank, DZ Bank und WGZ Bank würden hingegen die 5 Prozent-Schwelle nicht erreichen.
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