Bantleon-Analyst Andreas Busch
Das Rezessionsgespenst geht um
Aktualisiert am 10.03.2020 - 17:20 Uhr
Kunden in einem Baumarkt in Chicago: Der US-amerikanische Häusermarkt kommt durch die gesunkenen Zinsen wieder in Schwung.
Die Zinskurve in den USA versetzt die Wirtschaftswelt wieder einmal in Angst und Schrecken. Allerdings ist die Aussagekraft begrenzt, und für Panik ist es zu früh. Eine Einschätzung von Wirtschaftsanalyst Andreas Busch.
Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA geht das Rezessionsgespenst um. Als zentrales Indiz dafür gilt die Zinskurve. Schon seit geraumer Zeit hat sich der Abstand zwischen der Rendite langlaufender und kurz laufender US-Staatsanleihen verringert. Ende August rutschten dann die Zinsen zehnjähriger Treasuries unter die ihrer zweijährigen Pendants. In der Vergangenheit war eine derartige Inversion ein verlässlicher Vorbote für eine früher oder später einsetzende Rezession (Abbildung 1).
Es ist aber nicht nur die Zinskurve, die Skepsis schürt. Der aktuelle Aufschwung hat sich mit mehr als zehn Jahren Dauer inzwischen zum längsten der US-Geschichte gemausert, weshalb in den Augen...
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Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA geht das Rezessionsgespenst um. Als zentrales Indiz dafür gilt die Zinskurve. Schon seit geraumer Zeit hat sich der Abstand zwischen der Rendite langlaufender und kurz laufender US-Staatsanleihen verringert. Ende August rutschten dann die Zinsen zehnjähriger Treasuries unter die ihrer zweijährigen Pendants. In der Vergangenheit war eine derartige Inversion ein verlässlicher Vorbote für eine früher oder später einsetzende Rezession (Abbildung 1).
Es ist aber nicht nur die Zinskurve, die Skepsis schürt. Der aktuelle Aufschwung hat sich mit mehr als zehn Jahren Dauer inzwischen zum längsten der US-Geschichte gemausert, weshalb in den Augen vieler Beobachter allein deswegen die Zeit reif ist für ein Ende. Hinzu kommt, dass die Anschubwirkungen der Anfang 2018 beschlossenen Steuerwirkungen mittlerweile ausklingen und die Verunsicherung durch den Handelskonflikt mehr und mehr auf der Investitionsnachfrage lastet. Ihren Niederschlag finden diese Bremseffekte in wichtigen Konjunkturbarometern. So befindet sich der ISM-Einkaufsmanagerindex der Industrie seit einem Jahr im Abwärtstrend (Abbildung 2) und spiegelt – genauso wie die rückläufige Zahl der Stellenschaffungen – eine spürbare Wachstumsverlangsamung wider. Würden sich diese Negativtrends fortsetzen, wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis die US-Wirtschaft in einer Rezession landet.
Gleichwohl sollte man nicht zu schwarzmalen. Zunächst gilt zu berücksichtigen, dass sich die Zinskurve nicht als Timing-Instrument zur Vorhersage von Rezessionen eignet. Wie die Entwicklung der Vergangenheit gezeigt hat, können bis zu zwei Jahre vergehen, bevor eine Rezession beginnt. In den zurückliegenden 40 Jahren dauerte es im Mittel 16 Monate (Abbildung 1). Die Konjunkturperspektiven für die kommenden Quartale sind also nicht automatisch negativ zu bewerten. Im Gegenteil – sie hellen sich aus unserer Sicht nach dem jüngsten Durchhänger sogar wieder auf.
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