Bantleon-Analyst Andreas Busch
Es tut sich was in Brasilien
Aktualisiert am 06.03.2020 - 16:43 Uhr
Kaffeeernte in Brasilien: Der Export nach China ist eingebrochen.
Brasilien ist trotz wirtschaftlicher Probleme ein Lichtblick für Lateinamerika, ist Bantleon-Analyst Andreas Busch überzeugt.
Brasilien, die mit Abstand größte Volkswirtschaft Lateinamerikas und die neuntgrößte der Welt, hat zuletzt nicht nur beim Kampf gegen den Klimawandel enttäuscht. Auch wirtschaftlich fällt die Bilanz seit geraumer Zeit mager aus. Nach der vom Rohstoffpreisverfall ausgelösten Rezession in den Jahren 2015 und 2016, als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um beispiellose 8 Prozent eingebrochen war, konnte sich die Wirtschaft nur langsam wieder erholen. 2017 und 2018 war lediglich ein mageres BIP-Wachstum von jeweils rund einem Prozent zu verzeichnen und 2019 dürfte es nicht viel mehr gewesen sein.
Die lethargische Entwicklung erstaunt umso mehr, als Brasilien in den Jahren 2000 bis 2014 mit BIP-Wachstumsraten...
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Brasilien, die mit Abstand größte Volkswirtschaft Lateinamerikas und die neuntgrößte der Welt, hat zuletzt nicht nur beim Kampf gegen den Klimawandel enttäuscht. Auch wirtschaftlich fällt die Bilanz seit geraumer Zeit mager aus. Nach der vom Rohstoffpreisverfall ausgelösten Rezession in den Jahren 2015 und 2016, als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um beispiellose 8 Prozent eingebrochen war, konnte sich die Wirtschaft nur langsam wieder erholen. 2017 und 2018 war lediglich ein mageres BIP-Wachstum von jeweils rund einem Prozent zu verzeichnen und 2019 dürfte es nicht viel mehr gewesen sein.
Die lethargische Entwicklung erstaunt umso mehr, als Brasilien in den Jahren 2000 bis 2014 mit BIP-Wachstumsraten von oft bis zu 6 Prozent als Konjunkturlokomotive Südamerikas galt und sich immer wieder schnell von wirtschaftlichen Einbrüchen erholen konnte (vgl. Abbildung 1).
Wieso ist es dieses Mal anders? Gleich mehrere Faktoren dürften dabei eine Rolle spielen. Zum einen wirkt die andauernde Wachstumsverlangsamung Chinas bremsend, denn das Reich der Mitte ist mit einem Anteil von über 20 Prozent einer der Hauptabnehmer brasilianischer Exportprodukte. Zum anderen ging die Auslandsnachfrage aber auch wegen der Rezession im Nachbarland Argentinien zurück – das BIP sackte dort seit Anfang 2018 um knapp 7 Prozent ab.
Neben diesem außenwirtschaftlichen Gegenwind lasten einige binnenwirtschaftliche Faktoren auf dem Land. Dazu gehört das ineffiziente Steuersystem, das unter anderem mit einer Vielzahl von Ausnahmen gespickt ist und damit mehr und mehr als Investitionsbremse wirkt. Generell sind die niedrigen Investitionen in den privaten und öffentlichen Kapitalstock ein Kernproblem. Sie sorgen dafür, dass Brasilien sein Aufholpotenzial als aufstrebende Volkswirtschaft nicht ausschöpfen kann. Während der Anteil der Investitionen am Bruttoinlandsprodukt zum Beispiel beim Wachstumschampion China über 40 Prozent beträgt und in Indien immerhin knapp 30 Prozent, sind es in Brasilien magere 14 Prozent.
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