Bantleon-Analyst Andreas Busch
Japan bleibt Vorreiter der ultraexpansiven Geldpolitik
Andreas Busch, leitender Analyst bei Bantleon Foto: Bantleon
An der Nullzinsstrategie in Japan wird sich so schnell nichts ändern. Dafür sind die Inflationswerte zu niedrig. Allerdings ist die Lage in der Wirtschaft auch gar nicht so schlecht, wie oft dargestellt. Ein simpler Kniff zeigt, wie es wirklich aussieht.
Die japanische Notenbank (BoJ) konnte jüngst einen eindrucksvollen Jahrestag feiern. Vor zwanzig Jahren, am 12. Februar, schlug sie ein neues Kapitel in der Geldpolitik auf. Angesichts eines schrumpfenden Bruttoinlandsprodukts und einer ins Negative rutschenden Inflationsrate hatte sie sich dazu durchgerungen, den Leitzins auf null zu senken. Die Ära der Nullzinspolitik war damit offiziell eingeläutet. Erweitert wurde die ultraexpansive Geldpolitik in den folgenden Jahren durch einen ganzen Strauß an Asset-Kaufprogrammen, der Staats- und Unternehmensanleihen sowie Aktien und Immobilienbeteiligungen umfasste.
Nimmt man das selbstgesetzte Ziel der BoJ zur Orientierung, um den Erfolg der...
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Die japanische Notenbank (BoJ) konnte jüngst einen eindrucksvollen Jahrestag feiern. Vor zwanzig Jahren, am 12. Februar, schlug sie ein neues Kapitel in der Geldpolitik auf. Angesichts eines schrumpfenden Bruttoinlandsprodukts und einer ins Negative rutschenden Inflationsrate hatte sie sich dazu durchgerungen, den Leitzins auf null zu senken. Die Ära der Nullzinspolitik war damit offiziell eingeläutet. Erweitert wurde die ultraexpansive Geldpolitik in den folgenden Jahren durch einen ganzen Strauß an Asset-Kaufprogrammen, der Staats- und Unternehmensanleihen sowie Aktien und Immobilienbeteiligungen umfasste.
Nimmt man das selbstgesetzte Ziel der BoJ zur Orientierung, um den Erfolg der Geldschwemme zu bewerten, vergeht indes die Feierlaune. Die verschiedenen Kerninflationsraten, bei der die volatilen Preise von frischen Nahrungsmitteln und zum Teil auch Energie ausgeklammert werden, haben in den zurückliegenden 20 Jahren die Zielmarke von 2,0 Prozent nie für längere Zeit erreicht und schon gar nicht – wie seit 2016 angestrebt – nachhaltig überschritten. Aktuell verharren sie in einer Seitwärtsspanne zwischen 0,0 Prozent und 1,0 Prozent (erste Grafik). Kurzfristig dürften sie in dieser Bandbreite gefangen bleiben. Zwar wächst der Lohndruck. Das wird jedoch durch einen nachlassenden importierten Preisdruck infolge der aufwertenden Währung kompensiert.
Einige Beobachter sehen darüber hinaus im enttäuschend schwachen Wirtschaftswachstum einen Beleg für die geringe Wirksamkeit der Nullzinspolitik. So ist das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) seit dem Jahr 2000 im Schnitt um magere 0,9 Prozent pro Jahr gewachsen – in den USA war es hingegen mit 2,0 Prozent rund doppelt so viel. Diese Underperformance der Geldpolitik anzulasten, geht indes zu weit. Verantwortlich für das schwächere Wachstum ist vielmehr der demografische Wandel. Während das anhaltende Bevölkerungswachstum in den USA das BIP-Wachstum anschiebt, wirkt die schrumpfende Bevölkerung in Japan als Bremse. Berücksichtigt man diese Effekte, indem das BIP pro Kopf betrachtet wird, hielt das Expansionstempo in Japan nahezu problemlos mit den USA schritt (zweite Grafik).
Wenn die Wachstumsdynamik in Japan aber gar nicht so schwach ist, stellt sich die Frage, ob das Verfehlen des Inflationsziels überhaupt ein Problem ist und die Bank of Japan daher künftig weniger aggressiv vorgeht? Davon ist derzeit nicht auszugehen. Vielmehr hat Notenbankpräsident Haruhiko Kuroda bis zuletzt betont, man werde den Geldhahn sogar noch weiter aufdrehen, wenn sich die Inflationsdynamik nicht wie erhofft beschleunige.
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