Bantleon-Analyst Andreas Busch
Japan bleibt Vorreiter der ultraexpansiven Geldpolitik
Andreas Busch, leitender Analyst bei Bantleon Foto: Bantleon
An der Nullzinsstrategie in Japan wird sich so schnell nichts ändern. Dafür sind die Inflationswerte zu niedrig. Allerdings ist die Lage in der Wirtschaft auch gar nicht so schlecht, wie oft dargestellt. Ein simpler Kniff zeigt, wie es wirklich aussieht.
Bedenklich ist dabei allerdings, dass die Notenbank dazu immer extremere Maßnahmen ergreifen muss. Die Zinsen, die aktuell am kurzen Ende bei minus 0,10 Prozent (Leitzins) und 0,00 Prozent für zehnjährige Staatsanleihen liegen, können nur noch wenig gesenkt werden, ohne die Funktionsfähigkeit des Finanzsystems zu gefährden. Die Notenbankbilanz durch weitere Assetkäufe aufzublähen, stößt ebenfalls an Grenzen. Schließlich besitzt die BoJ schon jetzt rund 40 Prozent aller ausstehenden Staatsanleihen und kann gar nicht mehr für die angestrebten 80 Billionen Yen pro Jahr kaufen, weil sie sonst die Zinsen deutlich unter ihr Zielniveau drücken würde. Bei Aktien wird die Luft ebenfalls dünner, denn die...
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Bedenklich ist dabei allerdings, dass die Notenbank dazu immer extremere Maßnahmen ergreifen muss. Die Zinsen, die aktuell am kurzen Ende bei minus 0,10 Prozent (Leitzins) und 0,00 Prozent für zehnjährige Staatsanleihen liegen, können nur noch wenig gesenkt werden, ohne die Funktionsfähigkeit des Finanzsystems zu gefährden. Die Notenbankbilanz durch weitere Assetkäufe aufzublähen, stößt ebenfalls an Grenzen. Schließlich besitzt die BoJ schon jetzt rund 40 Prozent aller ausstehenden Staatsanleihen und kann gar nicht mehr für die angestrebten 80 Billionen Yen pro Jahr kaufen, weil sie sonst die Zinsen deutlich unter ihr Zielniveau drücken würde. Bei Aktien wird die Luft ebenfalls dünner, denn die BoJ gehört inzwischen bei knapp der Hälfte aller börsennotierten Unternehmen zu den zehn größten Aktionären.
Wenn die BoJ in der nächsten Rezession also erneut einen nennenswerten Impuls setzen will, wird sie nicht umhinkommen, auch die letzte Stufe des geldpolitischen Arsenals zu zünden. Das wäre das vielzitierte Helikoptergeld. Entweder indem sie direkt Staatsausgaben finanziert oder Haushalten und Unternehmen unmittelbar Geld zukommen lässt. Beides in der Hoffnung, damit endlich einen kräftigen Nachfrageschub zu generieren, der die Preise nachhaltig steigen lässt. Ob mit dieser Extremmaßnahme tatsächlich ein kontrollierter Anstieg der Inflationsrate erreicht werden kann, ist zu bezweifeln. Vielmehr dürfte entweder die Inflation aus dem Ruder laufen oder an den Vermögensmärkten neue gefährliche Blasen entstehen. Ungeachtet dieser Gefahren sieht es im Moment aber danach aus, als ob es die Bank of Japan zumindest versuchen wird. Ihre Vorreiterrolle bei geldpolitischen Experimenten wird sie damit behalten.
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