Bantleon-Analyst Andreas Busch
Pandemie legt die geldpolitischen Missstände in der Türkei offen

Bantleon-Analyst Andreas Busch
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Zunächst konnte dafür noch die Coronavirus-Pandemie verantwortlich gemacht werden. Schließlich wurden nahezu alle Emerging Markets im Zuge des globalen Wirtschaftseinbruchs abgestraft.
Seit Ende Juli tanzt die türkische Lira aber aus der Reihe. Während sich die meisten Schwellenländerwährungen stabilisierten und von der Schwäche des US-Dollars profitierten, rutscht die Lira immer weiter ab. Nahezu täglich markiert sie neue Tiefststände (vgl. Abb. 1). Was steckt dahinter?
Die Coronavirus-Pandemie ist sicherlich ein Faktor. Die Türkei leidet ganz besonders unter dem lahmliegenden Tourismus – die Zahl der ausländischen Gäste war im April und Mai auf fast null gesunken – was sich in massiv sinkenden Deviseneinnahmen niederschlug. Nicht zuletzt ist die von der EU ausgesprochene Reisewarnung für das Land eine schwere Bürde, sorgt sie doch für einen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen europäischen Ferienzielen.
Genaugenommen ist die Coronakrise aber nur ein Katalysator, der die tieferliegenden Probleme offenlegt. Im Kern geht es um die zu lockere und politisch manipulierte Geldpolitik. Präsident Erdogan sieht schon seit langem hohe Leitzinsen als „Mutter und Vater allen Übels an“. Entsprechend hat er wiederholt niedrige Zinsen zur Unterstützung der Wirtschaft gefordert und scheute im vergangenen Jahr auch nicht davor zurück, den damals widerspenstigen Notenbankchef Cetinkaya auszuwechseln.
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