Bantleon-Analyst Andreas Busch
USA müssen 2019 kleinere Brötchen backen

Andreas Busch, leitender Analyst bei Bantleon Foto: Bantleon
Noch brummt der US-Wirtschaftsmotor sehr ordentlich. Doch das dürfte sich im kommenden Jahr schon erledigt haben. Schuld sind aber nicht etwa die Zoll-Aktionen von Präsident Trump, zumindest nicht allein. Es gibt noch einen weiteren Grund.
Anders als die Eurozone oder China können die USA derzeit nicht über eine schwächelnde Wirtschaft klagen. Im Gegenteil – der Konjunkturmotor brummt. Das BIP-Wachstum ist auf gutem Weg, 2018 knapp 3,0 Prozent zu erreichen (nach plus 2,2 Prozent im Vorjahr) – noch höher fiel das Expansionstempo zuletzt vor 13 Jahren aus. Allerdings dürfte die Freude darüber nur kurz anhalten, denn inzwischen sind...
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Anders als die Eurozone oder China können die USA derzeit nicht über eine schwächelnde Wirtschaft klagen. Im Gegenteil – der Konjunkturmotor brummt. Das BIP-Wachstum ist auf gutem Weg, 2018 knapp 3,0 Prozent zu erreichen (nach plus 2,2 Prozent im Vorjahr) – noch höher fiel das Expansionstempo zuletzt vor 13 Jahren aus. Allerdings dürfte die Freude darüber nur kurz anhalten, denn inzwischen sind einige dunkle Wolken aufgezogen. Entscheidend ist dabei gar nicht einmal, ob der Handelsstreit mit China weiter eskaliert oder nicht. Auch ohne zusätzlichen Gegenwind von dieser Seite wird das US-Wachstum an Schwung verlieren. Im Wesentlichen sind zwei Faktoren dafür verantwortlich.
Der erste ist für alle Beobachter klar ersichtlich: Die künstlichen Wachstumsimpulse durch die Steuerreform und die staatlichen Ausgabenprogramme vom Anfang dieses Jahres klingen aus. Während das zusätzliche Geld, das den privaten Haushalten und Unternehmen in die Kassen gespült wurde, 2018 rund 1,0 Prozent des BIP ausmacht, wird es 2019 weniger als halb so viel sein. Der Rückenwind von dieser Seite lässt mithin spürbar nach.

Weniger offensichtlich als die abklingende Anschubwirkung durch die staatlichen Stimuli sind die Bremskräfte, die aus den gestiegenen Zinsen resultieren. Absolut gesehen sind die Finanzierungskosten zwar im langfristigen Vergleich immer noch niedrig – gleichwohl sind die jüngsten Anstiege beachtlich: Die Rendite zweijähriger amerikanischer Staatsanleihen hat sich seit Mitte 2016 fast versechsfacht – bei fünfjährigen US-Treasuries ist immerhin eine Verdreifachung zu beobachten. Dass diese Verteuerung der Finanzierungskonditionen tatsächlich bremst, ist bereits am Immobilienmarkt zu erkennen. Sowohl bei den Baubeginnen als auch den Hausverkäufen ist der 2011 begonnene Aufwärtstrend inzwischen zum Erliegen gekommen beziehungsweise in einen Abwärtstrend übergegangen. Aktuell liegen die Verkaufszahlen bereits um 4 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Wie die Gegenüberstellung mit der Veränderung der 30-jährigen Hypothekenzinsen in Abbildung 1 zeigt (die von 3,60 Prozent Mitte 2016 auf inzwischen knapp 5,20 Prozent geklettert sind), ist ein Ende dieser Talfahrt noch nicht abzusehen.
Aufgrund des relativ kleinen Anteils der Wohnbauinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 3 Prozent sind die von dieser Seite ausgehenden Belastungen für sich genommen noch zu verschmerzen. In den kommenden Quartalen dürften mit der üblichen Verzögerung aber auch die Unternehmensinvestitionen durch die verschlechterten Finanzierungskonditionen unter Druck gesetzt werden (siehe Abbildung 2). Diese haben mit 15 Prozent einen weitaus größeren Anteil am BIP und werden das Wachstum deutlicher nach unten ziehen.

Alles in allem rechnen wir daher nach rund 3,0 Prozent im Jahr 2018 im Laufe des kommenden Jahres mit einer Abschwächung auf nur noch knapp 2,0 Prozent. Das von der Regierung Trump vollmundig gemachte Versprechen, das Wirtschaftswachstum dauerhaft auf 3,0 Prozent anzuheben, dürfte mithin als Fake-Versprechen entlarvt werden.
Für die Finanzmärkte sind das keine guten Nachrichten. US-Risikoassets, die schon im Boom-Jahr 2018 unter Druck gekommen sind, dürften sich angesichts dieses skeptischen Wachstumsausblicks 2019 in noch rauerem Fahrwasser bewegen. US-Dollar-Investoren sind in diesem Umfeld gut beraten, sich sowohl innerhalb der Assetklassen als auch Asset-Klassen-übergreifend defensiv auszurichten.
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