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Bantleon: „Anleiherenditen könnten Richtung Null sinken“

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DAS INVESTMENT.com: Welche Entscheidung aus den vergangenen fünf Jahren finden Sie heute noch besonders gut gelungen?

Preißler: Dass wir im Jahr 2008 keine Aktien gehabt haben und gleichzeitig voll in lang laufenden hochqualitativen Staatsanleihen investiert waren. Das Ergebnis war eine Performance von 9,92 Prozent – während viele andere vermögensverwaltende Fonds nicht einmal den Kapitalerhalt geschafft haben.

DAS INVESTMENT.com: Welche Entscheidung bedauern Sie noch heute?

Preißler: Wir hatten aus konjunkturellen Erwägungen kurz vor dem Tsunami in Japan unsere Aktienquote auf Null gesenkt. Somit konnten wir uns den erheblichen Kursverlusten am Aktienmarkt entziehen. Die Gründe für den Ausstieg erwiesen sich jedoch sehr schnell als nicht nachhaltig. Wären wir weiter streng unserer Systematik gefolgt, hätten wir am Tiefpunkt der Aktienkorrektur wieder vollständig gekauft. In Anbetracht der unüberschaubaren Folgen für das globale Wirtschaftsgefüge haben wir uns jedoch entschlossen, die Neuinvestition zuerst nur mit halber Kraft vorzunehmen und erst einige Tage später vollständig zu investieren. Wie wir heute wissen, war diese Entscheidung zu vorsichtig.

DAS INVESTMENT.com: Was erwarten Sie von den kommenden fünf Jahren?

Preißler: Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten Jahren ein deutlich schwächeres Wirtschaftswachstum haben werden als bisher. Dafür sprechen mehrere Gründe: Selbst ohne die aktuelle Krise an den Finanzmärkten müssten die Industriestaaten in den nächsten Jahren ihre Schulden abbauen, was die Wirtschaft der Industriestaaten über Jahre hinweg lähmen dürfte. Auch das seit Jahrzehnten in den Industrieländern sinkende Produktivitätswachstum lastet auf den Kapitalmärkten. Die schwindende Produktivität wirkt sich mit zeitlicher Verzögerung negativ auf die Gewinne aus. Es droht ein Teufelskreis mit besorgniserregenden langfristigen Wachstumseinbußen.

Von der Inflation ist ebenfalls nicht mit einem Aufwärtsdruck auf die Kapitalmarktrenditen zu rechnen. Zwar haben die Notenbanken die Kapitalmärkte mit Liquidität geflutet, aber dieses Geld kommt nicht beim Verbraucher an und wirkt somit nicht preistreibend. Die Preissteigerungsrate in der Eurozone sollte sich deshalb in den nächsten Jahren weiter zwischen 1 und 3 Prozent bewegen.

Die durchschnittliche Performance aus allen globalen Kapitalmarktsegmenten bewegt sich in diesem sehr wahrscheinlichen Szenario nur noch knapp über der Nulllinie. In diesem Umfeld ist kein Platz für langfristige Trends, wohl aber für viel Volatilität.

DAS INVESTMENT.com: Was ist Ihre wichtigste Erkenntnis aus den fünf Jahren?

Preißler: Dass auch in Krisenzeiten der konjunkturelle Trend der Motor für die Entwicklung der meisten Assetklassen ist.

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