Bantleon-Chefvolkswirt Daniel Hartmann
„Die italienische Regierung schießt ein Eigentor“
Bantleon-Chefvolkswirt Daniel Hartmann
Die rechtslastige Regierung Italiens legt sich mit Europa wegen ihrer geplanten Schuldenpolitik an. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt beim Asset Manager Bantleon, kann daran keine Vorteile entdecken und fällt ein hartes Urteil.
Seit dem Eintritt in die Währungsunion ist die italienische Wirtschaft kaum gewachsen. Ein Grund ist, dass sich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft nicht mehr durch regelmäßige Abwertungen der Währung aufpolieren lässt. Darüber hinaus werden die Standortfaktoren Italiens (zum Beispiel Effizienz der Bürokratie, Steuersätze, Arbeitsmarktflexibilität) so schlecht bewertet wie in kaum einem anderen OECD-Staat.
In den Jahren 2012 bis 2016 haben verschiedene Regierungen versucht, das Land zu modernisieren. Zahlreiche Reformen wurden angepackt (Rente, Arbeitsmarkt und Justiz), die Richtung der Politik stimmte. Mit dem Scheitern des Senatsreferendums (Ende 2016) fand der Reformeifer...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Seit dem Eintritt in die Währungsunion ist die italienische Wirtschaft kaum gewachsen. Ein Grund ist, dass sich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft nicht mehr durch regelmäßige Abwertungen der Währung aufpolieren lässt. Darüber hinaus werden die Standortfaktoren Italiens (zum Beispiel Effizienz der Bürokratie, Steuersätze, Arbeitsmarktflexibilität) so schlecht bewertet wie in kaum einem anderen OECD-Staat.
In den Jahren 2012 bis 2016 haben verschiedene Regierungen versucht, das Land zu modernisieren. Zahlreiche Reformen wurden angepackt (Rente, Arbeitsmarkt und Justiz), die Richtung der Politik stimmte. Mit dem Scheitern des Senatsreferendums (Ende 2016) fand der Reformeifer aber ein jähes Ende.
Mitte dieses Jahres gelangten schließlich die Populisten von Cinque Stelle und Lega an die Macht, die einen harten Politikwechsel einleiteten: Frühere Reformen werden zurückgedreht und die Politik der Haushaltskonsolidierung wird beendet. Stattdessen soll das Wachstum mit Hilfe einer expansiven Fiskalpolitik angekurbelt werden.
Italiens Schuldenberg wächst
Für 2019 plant die Regierung, die Staatsausgaben um 30 Milliarden Euro auszuweiten (in erster Linie um höhere Sozialausgaben zu finanzieren). In der Folge steigt das Haushaltsdefizit von rund 1,5 Prozent des BIP (2018) auf 2,4 Prozent. Damit erhofft sich die Regierung, das Wachstum von gut 1,0 Prozent im Jahr 2018 auf 1,5 Prozent 2019 zu steigern.
„Der Schuss dürfte nach hinten losgehen“
Der Schuss dürfte jedoch nach hinten losgehen. An den Finanzmärkten grassiert die Angst, dass im Zuge der expansiven Fiskalpolitik der riesige Schuldenberg Italiens (130 Prozent des BIP) weiter wächst. Darüber hinaus hat die Regierung einen Konflikt mit der EU-Kommission heraufbeschworen. Die Budgetpläne verstoßen klar gegen die europäischen Fiskalregeln. Eine Abmahnung von der EU-Kommission liegt bereits vor.
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